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#Jens Spahn im Porträt: Plötzlich Staatsmann

Jens Spahn im Porträt: Plötzlich Staatsmann

Wo immer Jens Spahn in diesem Herbst auftauchte, seine Gegner waren schon da. „Massenmörder“ schrien sie, „Corona-Diktator“. Der Gesundheitsminister versuchte, mit ihnen zu reden, vergeblich. „Ich frage mich manchmal, in welchem anderen Land als in Deutschland wollen die eigentlich lieber leben“, sagte Spahn hinterher in einem Interview ratlos.

Livia Gerster

Livia Gerster

Redakteurin in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Genau fünf Jahre zuvor war es Angela Merkel, der in Heidenau der Hass rechter Demonstranten entgegenschlug. Jens Spahn arbeitete da gerade an einem Buch gegen ihre Flüchtlingspolitik. Merkel sagte „Wir schaffen das“, Spahn sprach von „Staatsversagen“. Als Kritiker der Kanzlerin war er Dauergast in Talkshows, immer für eine Schlagzeile gut.

Spahn, der Provokateur, das war einmal

Volker Bouffier, hessischer Ministerpräsident und ein Förderer Spahns, sagt: „Das ist vorbei.“ Spahn, der Provokateur, das war einmal. Heute ist Jens Spahn Deutschlands oberster Krisenmanager und Merkels erster Ansprechpartner. „In Krisen zeigen sich eben die Stärken und Schwächen aller Beteiligten“, sagt Bouffier. Und was Spahn angehe, so seien das vor allem Stärken: „Verantwortungsbereitschaft, Entscheidungsfreude und eine Fähigkeit zur Kommunikation auf den Punkt.“

Es ist nicht so, als hätte Spahn alles richtig gemacht. Auch er hat das Virus anfangs unterschätzt und mit der Grippe verglichen. Er behauptete, Deutschland sei gut vorbereitet, obwohl jede Menge Masken und Schutzkleidung fehlte. Als das Ausmaß der Pandemie klar wurde, waren die Preise auf dem Weltmarkt längst in die Höhe geschossen.

Doch sogar seine Kritiker halten Spahn zugute, dass er dafür nicht viel kann. Im Januar waren schließlich auch die meisten Virologen noch ziemlich entspannt. Und die Reserven für Schutzkleidung hätten andere anlegen müssen, spätestens 2013, als Experten die Regierung warnten, dass Deutschland auf eine Pandemie nicht vorbereitet sei. Lange vor Spahns Zeit.

Und so muss man selbst in der Opposition zugeben, dass der Gesundheitsminister seine Sache gut mache. Andere würden von dieser Aufgabe erdrückt. Nicht Jens Spahn. Er stürzt sich in die Arbeit.

So, wie er es schon immer gemacht hat. Als er als Jungspund von 22 Jahren in den Bundestag kam und sich ein Thema suchte, um aufzufallen, dauerte es nicht lang, bis die älteren Gesundheitspolitiker ihn ernst nahmen. „Der versteht ja das System“, hieß es anerkennend.

Man kann jeden Tag eine falsche Entscheidung treffen

Doch ein unbekanntes Virus stellt auch die ehrgeizigsten Politiker und die versiertesten Fachleute vor Rätsel. „Abends, wenn man schlafen geht, weiß man nicht, was kommt, morgens wenn man aufwacht, auch nicht“, sagt eine, die das Ministerium gut kennt. „In so einem Amt kann man jeden Tag eine falsche Entscheidung treffen, das kann keiner überblicken.“

Spahn erkannte früh, dass es nicht ohne Versuch und Irrtum geht in einer Pandemie. Und dass mit dem Wissen von heute die Entscheidungen von gestern hinterfragt werden würden. Also kam Spahn der Kritik zuvor: „Wir werden in ein paar Monaten einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen“, sagte er im Frühjahr. Ungewöhnliche Worte für einen Minister. Ungewöhnlich nachdenkliche Worte für Jens Spahn.

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