#Jetzt kommt es auf jede Pipeline an
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„Jetzt kommt es auf jede Pipeline an“
Die Gaslecks an den beiden Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 zeigen, wie verwundbar die Energiestruktur in Europa ist. Da durch die zwei Leitungen zuletzt kein russisches Erdgas mehr nach Deutschland kam, verändert deren Ausfall kurzfristig auch nicht die Gasversorgung hierzulande. Die Folgen der vermuteten Sabotage wirken sich damit vor allem perspektivisch auf den Zustand des Energienetzes aus. Wie sehr können Angriffe andere Leitungen und Anlagen treffen? Und welche Folgen hätten Ausfälle?
Bedeutender Lieferant von Pipeline-Gas ist derzeit Norwegen. Von dort verlaufen mehrere Leitungen durch die Nordsee nach England, Frankreich, Belgien, der Niederlande und Deutschland. Hierzulande trifft die Europipe 1 im ostfriesischen Dornum aufs Festland. „Norwegen ist derzeit der wichtigste Lieferant von Pipelinegas mit mehreren Leitungen, die zentral für die Versorgung von Europa sind“, sagt David Schlund, Mitarbeiter am Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI). Wichtig sind neben Norwegen beispielsweise auch die Importleitungen von Algerien nach Spanien und Italien und aus Aserbaidschan über die Türkei nach Europa.
Alternativen zu Russland gefunden
Schlund sieht Folgen für den Energiemarkt durch die Gaslecks, auch wenn die Lieferungen schon gestoppt waren. „Die Unsicherheit ist gewachsen, aber die Versorgungslage ändert sich nicht, da zuletzt ohnehin kein Gas mehr durch die Nord Stream-Pipelines kam.“
Bild: FAZ
Nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben die europäischen Energieunternehmen rasch andere Quellen und Wege genutzt, um unabhängiger von russischen Lieferungen zu werden. Norwegens Anteil an den Erdgasimporten in die Europäische Union und Großbritannien lag im ersten Halbjahr bei fast 30 Prozent und damit ähnlich wie in den Vorjahren. Die Lieferungen aus Algerien oder Aserbaidschan kamen auf weniger als 10 Prozent im dem Zeitraum.
Gestiegen ist vor allem der Anteil von Flüssiggas (LNG): Hierfür wird das Gas verflüssigt und auf Schiffen nach Europa transportiert. Deutschland hat bislang noch kein LNG-Terminal, aber baut derzeit einige Anlagen. Das Flüssiggas gelangt bislang vor allem über niederländische und belgische Häfen nach Deutschland. Im September kam der LNG-Anteil in der EU laut dem Portal Ensog bis Mitte des Monats auf 35 Prozent vor Nordsee-Lieferungen mit 28 Prozent und Lieferungen aus Nordafrika mit 12 Prozent.
Die Gaslieferungen verteilen sich mittlerweile breiter als noch im vergangenen Jahr, als Russland für rund die Hälfte verantwortlich war. Leitungen zur Gasversorgung durchziehen Europa fast wie ein Spinnennetz. Der Energieökonom Lion Hirth von der Berliner Hertie School weist auch auf die norwegischen Anlagen hin. „Die Nordsee ist voller Pipelines – Öl, aber auch Gas“, sagt er. Normalerweise wäre ein Ausfall einer Anlage oder Pipeline keine große Schwierigkeit und könnte kompensiert werden. Doch diesen Winter wirke sich jeder Ausfall auf den Gaspreis aus. Jede Megawattstunde, die nicht kommt, müsse eingespart werden. „Wir haben keinen Sicherheitspuffer mehr“, warnt er. „Jede Störung, jeder Unfall, jeder Angriff hat direkt starke Auswirkungen.“
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