Nicht überall wird die Erleichterung über den Ausgang der amerikanischen Präsidentenwahl so groß sein wie in Europa, wo man sich für den Fall einer zweiten Amtszeit Donald Trumps schon die schlimmsten Szenarien ausgemalt hatte. Das hat sich Gott sei Dank als unnötig herausgestellt; die Nato wird fortbestehen! Die meisten Europäer haben Joe Biden die Daumen gedrückt, ihr Wunschkandidat wird die präsidentgewordene Abrissbirne im Weißen Haus in gut zwei Monaten ablösen.
Aber was kommt nach dem großen Aufatmen und großen Jubel, schließlich wird sich der 46. Präsident der Vereinigten Staaten vor allem der inneren Erneuerung und Versöhnung Amerikas widmen wollen und müssen? Dann schlägt die Stunde der Wahrheit, auf andere Art als sie das getan hätte, wenn Trump sein Werk der „Disruption“ hätte fortsetzen können, aber sie schlägt.
Biden ist Multilateralist, einer, der den Wert von Allianzen für Amerika begreift und diese nicht zu Inkassoveranstaltungen degradiert; der die Verbündeten wertschätzt und nicht verachtet. Unter Biden wird sich die Atmosphäre im transatlantischen Verhältnis, in der Nato wie gegenüber der EU, aufhellen wie nach einem bösen Sturm. Das allein ist schon viel wert.