#Julian Assange wird womöglich bald ausgeliefert. Wo bleibt der Protest?

Ginge es mit rechten Dingen zu, dann wäre Julian Assange auf freiem Fuß oder zumindest bei besserer Gesundheit. Es geht aber nicht mit rechten Dingen zu; Julian Assange ist seit 2010 kein freier Mann mehr und auch nicht bei guter Gesundheit. Nach wie vor ist sogar zu befürchten, dass unter den Augen der westlichen Wertegemeinschaft ein Mensch stirbt – an den jedenfalls für ihn folterähnlichen Haftbedingungen im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, an Erschöpfung oder an der an diesem Dienstag und Mittwoch vor dem dortigen Obersten Gerichtshof letztmalig verhandelten, sein Schicksal dann wahrscheinlich besiegelnden Auslieferung an die Vereinigten Staaten.

Das – wenn es denn eines war – „Vergehen“ dieses heute 52 Jahre alten Australiers datiert von 2010 und scheint aus heutiger Sicht, wo selbst Fake News längst wieder ein alter Hut sind, zurückzureichen in digitale Pionierzeiten, in denen ein Dokument, man könnte auch sagen: die Wahrheit noch eine sprengstoffhafte Wirkung entfaltete. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks hatte Geheimunterlagen, Videos und Soldatentagebücher, öffentlich gemacht, denen zu entnehmen war, dass sich die amerikanischen Streitkräfte und deren Führung erheblicher Kriegsverbrechen, der Folter und der Korruption bei den Einsätzen im Irak und in Afghanistan schuldig gemacht hatten. Nicht nur das Militär war damit diskreditiert, sondern Amerika als solches, das eisern an seinem an die britische Regierung gerichteten und von dieser auch schon einmal bewilligten, dann aber wieder gerichtlich kassierten Auslieferungsgesuch festhält.