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#Kakao ist keine Schokolade

Kakao ist keine Schokolade

Ein süßer Trost aus Schokolade ist in der Pandemie begehrt wie nie. Ritter Sport bringt jetzt ein Produkt ganz ohne Zucker auf den Markt – und nennt es „Cacao y Nada“ (zu deutsch: Kakao und Nichts), weil es komplett aus Kakaobohnen hergestellt wird. Die geringe Restsüße kommt nicht aus Zucker, sondern aus dem Fruchtfleisch, von der die Kakaobohnen umhüllt werden. Was spannend klingt, hat einen Haken: „Schokolade“ darf Ritter dieses neue Produkt nicht nennen, weil die deutsche Kakaoverordnung keine Schokolade ohne Zucker kennt.

Marco Dettweiler

Susanne Preuß

Für Andreas Ronken ist das unfassbar: „Das ist absurd“, sagt der Geschäftsführer des schwäbischen Schokoladen-Herstellers mit Blick auf das Lebensmittelrecht: „Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen! Das ist die neue Realität.“ Ritter Sport könnte die Schranken der Kakaoverordnung leicht umgehen, räumt man dort indes ein – denn eine Prise Zucker im Produkt würde genügen, und schon könnte es Schokolade genannt werden. Insofern nutzt das Familienunternehmen die Regelung auch für eine entsprechende Öffentlichkeitswirkung. „Unser Lebensmittelrecht muss mit Innovationen dieser Art Schritt halten.“

Trotzdem stellt sich die Frage, was an der neuen Schokolade innovativ ist. Es gibt seit vielen Jahren von verschiedenen Schokoladen-Manufakturen Tafeln mit hundert Prozent Kakaomasse, also ohne Zucker. Für alle jene, die süße Milchschokolade gewohnt sind, schmeckt sie staubtrocken und zu bitter. Freunde von dunkler Schokolade erkennen darin dennoch Geschmacksnoten von Beeren oder Zitrusfrüchten. Deshalb haben die Hundertprozentigen ihre Fans.





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F.A.Z.-Serie: Schneller Schlau
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Süßes für die Krise
Bild: Illustration: Jens Giesel

Da sich Ritter Sport am Massenmarkt orientiert, war es notwendig, eine dunkle Schokolade aus hundert Prozent Kakaomasse herzustellen, die süßer ist als die herkömmlichen. Dazu verwendet das Unternehmen den Saft des Fruchtfleisches, der normalerweise während der Fermentation abfließt. Ritter Sport fängt diesen Saft auf, filtert und pasteurisiert ihn, um ihn als zuckerhaltiges Süßungsmittel für die neue Cacao y Nada einzusetzen.

Damit würde die Schokolade der deutschen „Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse“ aus dem Jahr 2013 entsprechen, die vorsieht, dass Schokolade ein „Erzeugnis aus Kakaoerzeugnissen und Zuckerarten“ ist. Neben Kakaomasse und Kakaobutter muss ein gewisser Anteil Zucker enthalten sein. Und die EU akzeptiert den Saft der Kakaofrucht sogar als Lebensmittel. Und warum darf dann die Cacao y Nada nicht Schokolade heißen? Weil die süße Zutat, die Ritter Sport aus dem Fruchtfleisch gewinnt, nicht genug Zuckeranteil hat, um als Zuckerart im Sinne des Lebensmittelrechts zu gelten. Deshalb darf Ritter Sport die Cacao y Nada nicht Schokolade nennen.

Und einige andere Unternehmen eigentlich wohl auch nicht. Wer sich mit Schokolade beschäftigt, wird im Angebot jeder Manufaktur eine Tafel finden, die aus hundert Prozent Kakaomasse besteht und dort trotzdem Schokolade heißt. Womöglich sind diese Unternehmen zu klein und fliegen unter dem Radar der Behörden. Massenproduzent Ritter Sport spielt mit der Cacao y Nada nun ein bisschen Manufaktur. Die erste Kakaotafel dieser Art wird nur in einer Mini-Auflage von 2300 Stück auf den Markt kommen, erhältlich entweder online oder im Fabrikverkauf am Unternehmenssitz in Waldenbuch. Der Preis ist mindestens ebenso exklusiv wie die limitierte Stückzahl: Jede Tafel kostet 4,99 Euro, und sie wiegt nur 57 Gramm.

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