#Kann China vom Ruhrgebiet lernen?
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„Kann China vom Ruhrgebiet lernen?“
Zumindest auf dem Papier erkennt China „den Ernst und die Dringlichkeit der Klimakrise“ an. So steht es in der gemeinsamen Erklärung, die Peking und Washington in Glasgow unterschrieben haben. Darin wiederholt Peking die Zusage, von 2026 an den eigenen Kohlekonsum zu verringern. Nach Ansicht von Fachleuten ist das zu spät, um international das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Das Land müsste dafür sofort umsteuern.
In Chinas wichtigster Kohleprovinz Shanxi ist von Dringlichkeit aber noch nichts zu spüren. „Die jährlichen Produktionsobergrenzen müssen beibehalten werden. Meiner Meinung nach dauerhaft“, sagt Li Jiangping, ein leitender Angestellter der Shanxi Coking Coal Group, einer der führenden staatlichen Bergbaukonzerne des Landes. Schließlich seien noch neue Kraftwerke im Bau, die ebenfalls versorgt werden müssten. „Ich glaube nicht, dass wir in fünf Jahren reduzieren können. Sonst würden die Preise weiter steigen. Das wäre ein Problem“, sagt Li in der Provinzhauptstadt Taiyuan.
Der Konzern wird gerade mit der Jinneng Group fusioniert. Zusammen haben sie 620.000 Mitarbeiter. „Sie müssen schließlich ihre Familien ernähren“, sagt der Manager. Über die Zukunft des Kohlebergbaus entscheide aber die Zentralregierung. „Wir sind nur die ausführende Seite, deshalb denken wir nicht so viel darüber nach.“
Mehr als ein Drittel der Steuereinnahmen und der Arbeitsplätze in Shanxi hängen direkt oder indirekt an der Kohle. Entsprechend groß sind die Beharrungskräfte. Auch der Wirtschaftswissenschaftler Ren Hao glaubt, dass Shanxi „sich nicht vom Bergbau verabschieden kann“. Für eine Reduzierung von 2026 an sei die Provinz noch nicht bereit. „Vor allem kleinere Städte mit weniger als einer Million Einwohner werden nicht überleben“, sagt er. Shanxi sei in Gefahr, zum neuen Rostgürtel Chinas zu werden. Zudem sei die Kohle der Provinz für die Energiesicherheit des Landes unerlässlich.
Blauer Himmel über dem Kohlerevier
Als es kürzlich im ganzen Land zu Energieengpässen kam und Unternehmen wie Privathaushalten der Strom abgestellt wurde, blickte das ganze Land nach Shanxi. Für die Provinz waren das gute Nachrichten. Je größer die Sorge um die Energiesicherheit, umso geringer der Druck, beim Klimaschutz ernst zu machen. „Wenn es in Deutschland Strommangel gibt, kann man in Frankreich welchen zukaufen. Wenn China keine Kohle hat und kein Gas importieren kann, muss das ganze Land frieren“, sagt Dazuo Cao, der aus Taiyuan kommt und jahrelang für den Essener Energiekonzern RWE in China gearbeitet hat. Das Land habe wenig Öl und Gas, aber große Kohlevorkommen. „Diesen Vorteil muss China nutzen.“
Nicht jeder in Taiyuan glaubt überhaupt an den menschengemachten Klimawandel. „Dafür gibt es keine klaren Belege. Das wird in der Wissenschaft noch diskutiert“, sagt Larex Lin, dessen Unternehmen in der Kohlenwäsche tätig ist und in Deutschland gerade eine kleine Tochterfirma gekauft hat. Er reagiert gereizt auf deutsche Forderungen, China müsse aus der Kohle aussteigen. „Die Deutschen sollten sich besser informieren.“ In Shanxi sei viel in neue Technologien gegen Umweltverschmutzung investiert worden. CO2 sei nicht das Hauptproblem. Mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Als eine Gruppe von Diplomaten sich im vergangenen Jahr während des Besuchs eines Kohlekraftwerks nach dessen CO2-Emissionen erkundigte, hieß es, das messe man gar nicht. Stattdessen wurden sie auf den blauen Himmel über Taiyuan hingewiesen.
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