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#Kann er Ostsee?

Kann er Ostsee?

Angela Merkel hat Schuhgröße 38, das stellt sie klar. Die Bundeskanzlerin steht am Dienstagabend auf einer Bühne auf dem Alten Markt in Stralsund, es regnet mal mehr und mal weniger. Sie erzählt, dass sie an diesem Tag schon oft darauf angesprochen worden sei, dass Georg Günther in ihre Fußstapfen treten wolle. Günther steht mit ihr auf der Bühne, er will ihren Wahlkreis gewinnen. Also erzählt Merkel, dass sie Schuhgröße 38 habe und zuversichtlich sei, dass Günther das schaffe. Neben ihr auf der Bühne steht Armin Laschet, der will es auch versuchen mit den Fußstapfen. Nur nicht in ihrem Wahlkreis, sondern im Kanzleramt. Auch für ihn hat Merkel freundliche Worte. Es ist ein vielbeachteter Auftritt der beiden so kurz vor der Wahl. Unter den Regenschirmen drängen sich die Zuschauer vor der Bühne. Weiter hinten, hinter den Absperrungen, schreien manche etwas von „Diktatur“ und „Volksverrätern“.

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Seit 1990 hat Merkel ihren Wahlkreis im Norden verlässlich gewonnen, Wahlkreis 15, Vorpommern-Rügen – Vorpommern Greifswald 1. Bei ihrer letzten Wahl 2017 hatte sie 44 Prozent geholt, mit der Zweitstimme kam ihre Partei noch auf 32,9 Prozent. Das war exakt das Ergebnis, das die Union auch im Bund 2017 erhielt – es war das schlechteste seit 1949. Merkels bestes Ergebnis war im Wahlkreis gut 56 Prozent, ihr schwächstes gut 37 Prozent – das war 1998, als die CDU nach 16 Jahren Helmut Kohl in die Opposition gehen musste. Nach 16 Jahren Merkel im Kanzleramt droht dieser Gang nun wieder.

Damit es am Sonntag nicht so weit kommt, macht nun auch Merkel Wahlkampf. Im Juni noch war berichtet worden, dass sie ihre Parteispitze darüber informiert habe, sie werde sich angeblich weitgehend aus dem Wahlkampf heraushalten. Nur für eine Auftakt- und eine Abschlussveranstaltung soll sie zunächst zugesagt haben. Damals aber wurden der Union in Umfragen auch noch doppelt so viele Prozentpunkte vorhergesagt wie der SPD. Nun, drei Monate später, ist daraus ein Rückstand geworden. In Stralsund ist auch Michael Sack dabei, der Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern, die am selben Tag wie die Bundestagswahl stattfindet. Seine Aussichten auf einen Sieg sind noch schlechter als jene von Laschet.

Merkel brachte viel Glanz in den Wahlkreis

Auf dem alten Markt in Stralsund erzählt Merkel von den Erfolgen in ihrem Wahlkreis. Davon, dass hier in der Region 2004 noch mehr als 24 Prozent der Menschen arbeitslos gewesen seien und heute weniger als acht. Viel wird hier im Norden ihrem Einsatz zugeschrieben, die neue Brücke über den Strelasund etwa, die jeden Sommer die Touristenmassen nach Rügen führt, bis zum beliebten Ozeaneum. Viel Glanz hat sie in ihren Wahlkreis gebracht und Prominente, vom norwegischen Kronprinzenpaar bis zum amerikanischen Präsidenten Georg W. Bush. An diesem nassen Abend, ihrem wohl letzten großen Auftritt als Bundeskanzlerin in Stralsund, ist es also Laschet.

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Merkel sagt, mit einem Bundeskanzler Armin Laschet werde der Kurs bei den Arbeitsplätzen fortgesetzt. Sie wisse von ihm, dass er als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen um jeden Arbeitsplatz in seinem Bundesland kämpfe und so werde er es auch als Bundeskanzler tun. Sie spricht davon, auch künftig Maß und Mitte walten zu lassen und davon, Möglichkeiten und Freiräume zu schaffen, für Unternehmen und Menschen, die beitragen wollten. Dann bittet sie darum, es Günther zu ermöglichen in ihre Fußstapfen zu treten. Und sie bittet darum, dass man dazu beitrage, Deutschlands Wohlstand zu sichern und Sicherheit möglich zu machen. Derjenige, der das könne, sei Laschet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Bundestagskandidaten Georg Günther (zweiter von rechts) am Dienstag in Stralsund


Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Bundestagskandidaten Georg Günther (zweiter von rechts) am Dienstag in Stralsund
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Bild: AFP

Der Gelobte tritt dann ans Mikrofon und preist den Wahlkreis, von dem Merkel stets geschwärmt habe. Er sagt: „Seien sie stolz auf diese Abgeordnete, auf diese Bundeskanzlerin.“ Laschet weist die Schreihälse zurecht hinter den Absperrungen. Wer glaube, es gebe keine Pandemie, der solle in die Intensivstationen schauen. Er erinnert an den Tankstellenmitarbeiter, der gerade ermordet worden ist, weil er einen Kunden auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte. „Wir wollen diese Gewalt nicht“, sagt er.

Dann geht es um die Wirtschaft, ein „klimaneutrales Industrieland“, Laschet warnt vor „rot-grüner Verbotspolitik“ und spricht über die Herausforderungen bei der Inneren Sicherheit. Nach wenigen Minuten ist alles vorbei, freundlicher Applaus, und Günther darf die letzten Worte an die Zuschauer richten. Die Kanzlerin schaut von der Seite zu, wie er seine Worte abliest. Seine Schuhgröße verrät er nicht.

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