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#Kann man als Mann Strickjacke tragen?

Kann man als Mann Strickjacke tragen?

Taylor Swift ist schuld. Plötzlich klingt dieses Lied aus den Boxen, über eine junge Frau, die sich wie eine alte Strickjacke fühlt, die jemand unterm Bett hervorgeholt hat und nun als sein „Lieblingsstück“ verklärt. „Cardigan“ heißt der Song dieses Sommers. Es geht um dieses gemischte Gefühl, Geborgenheit in der falschen Hülle zu finden.

Ich schaue in meiner Garderobe nach, sehe einen blauen Cardigan am Haken und beäuge ihn wie eine seltene Eidechsenspezies. Mag ich die Strickjacke? Will ich sie tragen? Sieht sie überhaupt gut aus an einem Mann? Ich bin sehr unentschlossen. Die Strickjacke ist von Cos, gewissermaßen der modebewussteren Schwester von H&M. Seit gut fünf Jahren ist sie in meinem Besitz. Sie war ein Geschenk. Die Strickjacke und ich, das kann man so sagen, gleicht einem Facebook-Beziehungsdrama: Es ist kompliziert.

Cardigan? „Macht in der Regel alt.“

Ich rufe einen befreundeten Modedesigner an. Was hält er von Cardigans für Männer? Die Antwort kommt prompt. „Macht in der Regel alt.“ Strickjacke, das klingt eben nicht nur nach Museum, sie ist in der Tat in der offiziellen Geschichtsschreibung angekommen. Helmut Kohls dunkelblaues Exemplar hängt im Bonner Haus der Geschichte.

Mit ihr zeigte er sich im Juli 1990 auf einem Spaziergang im Kaukasus mit Michail Gorbatschow, als die beiden Details zur deutschen Wiedervereinigung aushandelten. Strickjackendiplomatie nannte man es damals. Das neue Deutschland begrüße ich, der füllige Bauch zügelt meinen Stil-Mut.

Besingt auf ihrer neuen Platte einen Cardigan: Taylor Swift


Besingt auf ihrer neuen Platte einen Cardigan: Taylor Swift
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Bild: dpa

Der Cardigan an sich ist ein Zwitterwesen. Keine richtige Jacke, kein richtiger Pullover. Reißverschluss auf, Reißverschluss zu, Kragen hoch, Kragen runter. Dieses Ding schreit nach Unbeständigkeit, Unzuverlässigkeit und Unwetter. Wenn es draußen stürmt und zehn Minuten später die Sonne scheint. Also Londoner Wetter oder wenigstens Hamburger Klima. Wie sagte meine Großmutter: Der Lack ist ab.

Im Internet entdecke ich Männer, die meine Unsicherheit teilen. Nur stellt niemand die Frage, die mich umtreibt: Ist die Strick- nicht eigentlich eine Trainingsjacke? Mal abgesehen von dem Material, erkenne ich keinen funktionellen Unterschied zwischen beiden Typen. In beiden soll man warm bleiben, einmal für den Wettkampf, im anderen Fall im Alltag.

Der Earl of Cardigan lässt grüßen

Es ist schwer vorstellbar, dass dieses ungenaue Kleidungsstück seinen Ursprung im Militärwesen hat – also in einem Bereich, in dem es auf Leben und Tod ankommt. Sonnenbrillen von Ray-Ban und Trenchcoats von Burberry wurden für den Kriegseinsatz erfunden. Der Cardigan wurde der Legende nach im 19. Jahrhundert vom siebten Earl of Cardigan erdacht, angeblich, nachdem er bemerkt hatte, dass die Schwänze seines Mantels am Kaminfeuer abgebrannt waren. Ein Wanst zum Aufknöpfen, der warm hielt oder den Bauchnabel lüftete.

James Thomas Brudenell, wie der siebte Earl von Cardigan hieß, ist in der englischen Militärgeschichte für eine atemberaubende Anzahl inkompetenter Entscheidungen und extravaganter Ideen bekannt. So setzte er sich mit persönlichem Vermögen dafür ein, die Männer seiner Einheit mit knallroten Hosen auszustatten. Wer heute seinen Namen als Jacke trägt, sollte das wissen.

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