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#Keine für Standardsätze

„Keine für Standardsätze“

Die Frau, die das „R“ rollen kann, wie kaum eine andere in der Stadt, ist eine Weltenerklärerin. Das ist in einem Wahlkampf, wo auf Podien die Antworten häufig im Minutentakt gefordert werden, eine Herausforderung. Zumal dann, wenn sie beispielsweise die „autoarme Innenstadt“ ankündigt, oder dass sie „dem ruhenden Verkehr den Platz nehmen will“. Aussagen, die Erläuterungen brauchen, an denen es Manuela Rottmann, gäbe man ihr die Zeit, nicht mangelt.

Denn eines will die promovierte Juristin, die mit 19 Jahren Mitglied der Grünen geworden ist, auf keinen Fall: Den Bürgern nach dem Mund reden. Im Gegenteil. Manuela Rottmann weiß, dass sie den Frankfurtern viel abverlangt. „Veränderungen sind im­mer anstrengend“, sagt sie. Jeder, sie selbst auch, habe Alltagsroutinen, und niemand verlasse gern die gewohnten, eingespielten Pfade. Die 50 Jahre alte Bundestagsabgeordnete ist aber überzeugt: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“.

Sie steht für Beharrlichkeit

Frankfurter, die dieser Aussage zu­stimmen, dürften mit einer Oberbürgermeisterin Manuela Rottmann ihre Freude haben. Sie will die Veränderung. Ihr zentrales, im Wahlkampf immer wieder postuliertes Anliegen ist, Frankfurt bis 2035 klimaneutral zu gestalten. Und das ist für sie nicht die Ankündigung einer x-beliebigen Zielsetzung. Sie will die Verantwortung übernehmen, dies zu realisieren. Und zwar tatsächlich innerhalb der nächsten zwölf Jahre. Das wä­ren zwei Wahlperioden. „Wir schaffen das“, rief sie kürzlich den Zuhörern bei einer der wenigen Podiumsdiskus­sionen zum Thema Klimawandel zu – als einzige der anwesenden Frankfurter Kommunalpolitiker, die ansonsten nicht mit Versprechungen geizen.

Wem schon der Gedanke an so viel unbequemen Tatendrang zu anstrengend ist, wer darauf hofft, dass es mit dem Klimawandel schon nicht so schlimm wird, und wer meint, Frankfurt sei doch bisher immer irgendwie auf die Füße gefallen, ist bei Rottmann nicht auf der sicheren Seite. Denn eines be­stätigen alle, die in den vergangenen 30 Jahren ihren politischen Weg ge­kreuzt haben: Sie steht für Beharrlichkeit, ist prinzipienfest. Oder wie der Altgrüne Joschka Fischer kürzlich sagte: Rottmann habe eine Vision von einer klimagerechten Welt und „hält daran schon sehr lange fest“. Vor allen Dingen vergesse sie nicht, dass auch die beste Idee nur dann etwas tauge, wenn sie auch umgesetzt wird.

Als geschmeidige Entertainerin tritt sie im Wahlkampf nicht auf. Rottmann weiß, dass sie mit ihrem Ernst so manchen Frankfurter verschreckt. „Ich bin keine Rampensau“, gesteht sie. Mitunter wirkt sie hölzern und schaut auf eine Weise ins Publikum, dass man nur vermuten kann, dass sie in diesem Au­genblick lieber ganz woanders wäre. Dabei ist Rottmann nicht menschenscheu. Sie absolviert täglich fünf bis sieben Termine, nahezu jeden Abend steht eine Podiumsdiskussion an. „Das ist ex­trem intensiv, ich habe noch nie so viele Termine in so kurzer Zeit bewältigt“, sagt sie und vermittelt den Eindruck, Gefallen am Wahlkampf gefunden zu haben. „Das ist ein großes Abenteuer“, sagt sie. Schließlich lerne sie nicht nur die unterschiedlichsten Personen neu kennen, sondern stoße auch auf solche, die sie von früher kenne, etwa aus dem Stillkurs. „Ich treffe auf meine Frankfurter Biographie in allen Facetten – ich habe viel Spaß“, sagt die Mutter eines Sohnes.

„Show hatten wir ja eigentlich genug“

Besonders engagiert wirkt Rottmann immer dann, wenn man mit ihr über Inhalte spricht. Dabei geht es nicht da­rum, dass sie andere belehren will. Sie schätzt das Gespräch, den Diskurs. Ist neugierig. Als sie bei einer Diskussionsrunde in der Abu-Bakr-Moschee in Hausen gefragt wird, wie künftig mus­limische Gemeindezentren in der Stadtplanung berücksichtigt werden könnten, erläutert sie, dass dies planerisch ganz einfach sei, man müsse es nur festlegen. „Aber warum scheitert es dann immer?“, fragt daraufhin Moderator Hüseyin Kurt. Und Rottmann antwortet: „Das ist meine Lieblingsfrage: Warum scheitert etwas?“ Denn Rottmann ist stets auf der Suche nach Lö­sungen, nach Ergebnissen.

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Sie ist nicht der Typ Politikerin, die Menschen mit den immergleichen zehn Standardsätzen bedient. „Ich mache mir gern selbst erst einmal ein Bild von den Dingen.“ Sie sagt über sich selbst, sie könne „sehr, sehr gut zuhören und mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen“. Es interessiere sie auch wirklich, was die Leute zu sagen hätten, gleichgültig ob jemand Mitglied des Bauernverbands, Zuschauer der Premiere im Schauspiel oder Besucher des „Seppche“ in Alt-Schwanheim sei, wo es angeblich die größte Haspel in Frankfurt gibt.

Auswahl: Auf dem Stimmzettel für die Frankfurter Oberbürgermeisterwahl finden sich 20 Namen, so viele wie noch nie.



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Nachfolge von Peter Feldmann
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Diese 20 Kandidaten wollen Frankfurts Stadtoberhaupt werden
Bild: Saskia Stöhr

Als sie vor gut zehn Jahren, damals noch als Frankfurter Umwelt- und Ge­sundheitsdezernentin, schon einmal als Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen im Gespräch war, galt sie als „he­rausragendes politisches Talent ihrer Ge­neration“, wie die F.A.Z. schrieb. Gleichzeitig wurde sie als „spröde“ tituliert. Die gebürtige Würzburgerin, die 1992 mit Beginn ihres Studiums an der Goethe-Universität nach Frankfurt gekommen war und bis 2017 blieb, ehe sie in ihre unterfränkische Heimat zu­rückkehrte und über die bayerische Landesliste der Grünen in den Bundestag einzog, hat diese Beschreibung da­mals sehr gekränkt. „Heute“, sagt sie, „trifft mich eine solche Personen­beschreibung nicht mehr“. Es gebe keinen Einheitsmenschen in der Politik, nur Normvorstellungen, wie Politiker zu sein hätten. „Ich bin ein nüchterner Typ“, sagt sie, „ein Kopfmensch“. Ihr Eindruck sei, dass Frankfurt jetzt einen nüchternen Typ als Stadtoberhaupt brauche. „Show hatten wir ja eigentlich genug.“

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