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#Koffeinjunkies im Land der Morgenstille

Koffeinjunkies im Land der Morgenstille

Rückblickend hätte ich es ahnen können. Reiseziele sind selten so, wie in den Prospekten beschrieben. Die südkoreanische Tourismusbehörde hatte mich mit einer traumhaften Werbeanzeige geködert: eine Teeplantage auf der Insel Jeju; die ersten Sonnenstrahlen des Tages spiegeln sich in den Tautropfen, die auf tiefgrünen Blättern liegen. Südkorea empfahl sich als „Land der Morgenstille“.

Ich hatte gerade meinen Abschluss gemacht. Aus dem Studium ging ich mit einer handfesten Kaffeesucht hervor. Während andere Wasser mit zu den Vorlesungen nahmen, hatte ich einen Tumbler mit schwarzem Kaffee dabei. Die Barista in meinem Stammcafé kannte irgendwann nicht nur meine Trinkgewohnheiten, sondern auch meine Freunde. Als ich für eine Auszeit das erste Mal nach Südkorea flog, nahm ich mir fest vor, einen Gang herunterzuschalten – und auf Grünen Tee umzusteigen.

Ich hatte irgendwo gelesen, dass Tee der gesündere Koffeinlieferant sei. Ob das stimmt, habe ich bis heute nicht mehr nachrecherchiert. In Südkorea wollte ich mein persönliches Substitutionsprogramm vollziehen. Vor meinem inneren Auge sah ich mich aus feinen Porzellantässchen trinkend in einem traditionellen Teehaus sitzen. Es würde mein neues Morgenritual werden, in dem Land, in dem die Tage angeblich so still beginnen.

Wie der Kaffee nach Korea fand

Was ich in Seoul stattdessen fand: Cafés, in vielen Straßen alle 100 Meter eines. Starbucks und The Coffee Bean konkurrieren mit lokalen Ketten – mit wohlklingenden Namen wie Twosome Place, Paris Baguette, Ediya Coffee, Angelinus oder Paik’s Coffee. Nicht selten liegt an Kreuzungen mit U-Bahn-Stationen an jeder Ecke ein Café.

Wie sich herausstellte, kam ich für mein Teeritual knapp 100 Jahre zu spät. In den Zwanziger Jahren begannen die ersten Teehäuser Koreas in größerem Stil Kaffee auszuschenken. Politische Turbulenzen und eine Deutsche sorgten dafür, dass der Kaffee zuvor seinen Weg in die Paläste Koreas fand.

Antoinette Sontag, 1838 im Elsass geboren, kümmerte sich in Seoul um den Haushalt und die Kinder eines russischen Diplomaten. Nach einem Attentat japanischer Truppen auf die Königin floh ihr Mann, König Gojong, 1896 in die russische Gesandtschaft. Von dort aus regierte er das Land für rund ein Jahr.

Sontag kochte für ihn – und tischte zum Frühstück Kaffee und Gebäck auf. Das Koffeingetränk muss ihn tief beeindruckt haben: Nach seiner Rückkehr in den Palast machte König Gojong Sontag zu seiner Zeremonienmeisterin und ließ auf dem Gelände ein Empfangsgebäude errichten, in dem an Gäste des Hofs Kaffee ausgeschenkt wurde.

Kalte Koffeinbombe

Als gewöhnliche Touristin musste ich mir meine Getränke selbst besorgen. Den letzten Kaffee hatte ich im Flugzeug getrunken. 24 Stunden später irrte ich müde und mit Kopfschmerzen durch fremde Straßen. Ich redete mir ein, dass mein Körper so auf den Koffeinmangel reagierte. Meinen Entzug brach ich daher ab. Aber wenn ich schon Kaffee trinken würde, dann wollte ich einen echten, koreanischen Kaffee trinken. Schließlich wollte ich in der Ferne etwas „Authentisches“ erleben.

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