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#Kontrolliert Orbán die Ungarn in Transkarpatien?

Auf dem Flachdachbau vor dem Thermalbad, den Besucher auf der Fahrt ins Stadtzentrum passieren, prangt in großen Lettern ein Spruch: „Ruhm der Ukraine“. In der Fußgängerzone erinnert ein Schrein mit Fotos, Kerzen und Kränzen an die für die Ukraine gestorbenen Söhne der Stadt. Ein Souvenirgeschäft verkauft Flaggen und Schlüsselanhänger mit dem ukrainischen Nationalsymbol des Dreizacks.

Berehowe ist eine ungewöhnliche ukrainische Stadt. Sie liegt im äußersten Südwesten des Landes, im Gebiet Transkarpatien und ist die einzige ukrainische Stadt mit einer ungarischsprachigen Bevölkerungsmehrheit. Doch wenn Viktor Orbán den russischen Großangriff und die ukrainische Verteidigung als Krieg „zweier slawischer Länder“ abtut und sagt, „das ist ihr Krieg und nicht der unsrige“, bildet das die Realität hier nicht ab. Für die Ukraine kämpft unter anderem ein Bataillon ungarischstämmiger Kämpfer. Als „Beispiel für wahren Patriotismus, Willen und grenzenlose Liebe zur Ukraine“ würdigte der transkarpatische Gouverneur diesen Einsatz. Sein Vorkämpfer Fedir Sándor könnte ukrainischer Botschafter in Budapest werden. So berichten es ungarische Medien.

Hier schlug noch kein russisches Geschoss ein

Karolina Darcsi empfängt im Transkarpatischen Ungarischen Institut Ferenc Rákóczi II. in Berehowe. Der außen wie innen gepflegte Gründerzeitbau dieser privaten Hochschule dominiert das Zen­trum der 20.000-Einwohner-Stadt. „Wir sind gesetzestreue Bürger der Ukraine“ sagt die 43 Jahre alte Politikwissenschaftlerin. Sie führt im Stadtparlament die Fraktion der KMKSZ, der Gesellschaft für ungarische Kultur in Transkarpatien. Diese ist Minderheitenverband und Partei in einem und stellt in Berehowe auch den Bürgermeister. Darcsi ist froh, dass der Krieg hier so weit weg ist wie nirgendwo sonst in der Ukraine. „Transkarpatien ist eine Insel des Friedens“, sagt sie. Tatsächlich schlug südlich der Karpaten noch kein russisches Geschoss ein.

Mittel aus Budapest und aus Brüssel: Karolina Darcsi lehrt am Transkarpatischen Ungarischen Institut Ferenc Rákóczi II. in Berehowe.


Mittel aus Budapest und aus Brüssel: Karolina Darcsi lehrt am Transkarpatischen Ungarischen Institut Ferenc Rákóczi II. in Berehowe.
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Bild: Frank Röth

Die Ruhe hier im Grenzgebiet zu Ungarn, der Slowakei und Rumänien ist der ukrainischen Armee zu verdanken, die von den westlichen Nationen aufgerüstet wird. Doch die Regierung in Budapest schert aus – und liefert keine Waffen an das angegriffene Nachbarland. Sie verhalte sich neutral, weil sie die ungarische Minderheit in Transkarpatien schützen wolle, lautet ihr Mantra. Doch müsste Ungarn die Ukraine nicht mit aller Kraft unterstützen, auch militärisch, um den Krieg weiter von allen hier lebenden Menschen fernzuhalten?

Hier wird Darcsi einsilbig. „Ich kann dazu keine Antwort geben“, sagt sie auf die Frage, ob sie die Position des ungarischen Ministerpräsidenten Orbán verstehe. Sie käme ins Gefängnis, sollte sie etwas sagen, das nicht auf der Linie Kiews liegt. Tatsächlich können Funktionsträger mit bis zu acht Jahren Haft bestraft werden, wenn sie die russische Aggression gutheißen oder als ukrainischen „Bürgerkrieg“ bezeichnen. Darcsi impliziert, ungarische Medien könnten schon bestraft werden, wenn sie Rezepte von Gerichten mit „russisch“ im Namen verbreiteten. Über die Waffenlieferungen sagt sie dann doch so viel: „Ich bin eine gläubige Christin. Die Bibel lehrt uns, Wege zum Frieden zu suchen.“ Die Budapester Absage werde für „antiungarische Propaganda“ missbraucht. Wobei in Ungarn die Regierungspartei Fidesz wiederum Unterstützer von Waffenlieferungen als Kriegsunterstützer darstellt.

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