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#„Krisen sind der perfekte Nährboden für Extremismus“

Herr Kayser, in den vergangenen Monaten wurden in Hamburg, Hagen und Castrop-Rauxel islamistische Attentate vereitelt. Ist das ein Zeichen dafür, dass die Gefahr durch den Islamismus wieder wächst?

Zunächst einmal ist es ein Zeichen dafür, dass die Sicherheitsbehörden die anhaltend hohe Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus nach wie vor intensiv im Blick haben. Wir sehen derzeit zwei Gefahren. Zum einen die Gefahr, die weiterhin von einzelnen regionalen Ablegern des „Islamischen Staates“ ausgeht. Sie propagieren noch immer koordinierte Anschläge im Westen und versuchen, hier Strukturen aufzubauen. Da ist insbesondere die Terrorgruppe Provinz Khorasan zu nennen, die in Afghanistan ein sehr starkes Fundament hat und bis nach Europa agiert. Die andere Gefahr ergibt sich aus der Verbreitung der islamistischen Ideologie über das Internet, etwa kurze Spots auf Tiktok. Wir beobachten vermehrt auch wieder Missionierungsaktivitäten von extremistischen Salafisten, die versuchen, ihr islamistisches Gedankengut zu verbreiten.

Ist denn der Einfluss des „Islamischen Staats“ nach dem Zusammenbruch des Kalifats geringer geworden?

Ja, die Strukturen sind geschwächt, weil der „Islamische Staat“ in Irak und Syrien zurückgedrängt wurde. Wir sehen aber auch, dass dessen Medienarbeit nach wie vor sehr aktiv ist. Es gibt die Möglichkeit der direkten Kommunikation über Messengerdienste, darüber kann auch eine ganz konkrete Anleitung zu einem terroristischen Anschlag laufen. Der Jugendliche zum Beispiel, der 2021 in Hagen einen Anschlag auf die Synagoge geplant hatte, ist instruiert worden.

Jürgen Kayser


Jürgen Kayser
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Bild: Picture Alliance

Beim Attentäter vom Duisburger Fitnessstudio stellt sich die Frage nach der psychischen Verfasstheit. Extremist oder Psychopath – ist das immer so klar zu unterscheiden?

Nein. Das ist ein Themenfeld, dem sich die Sicherheitsbehörden seit einigen Jahren zurecht stärker widmen. Wir sehen eine zunehmende Wechselwirkung zwischen extremistischer Ideologie und psychischer Instabilität. Daraus ergeben sich besondere Gefahren, weil eine Person immer unberechenbarer werden kann, man immer schlechter sagen kann, ob und wann sie womöglich losschlagen würde – im psychischen Wahn, bestärkt durch eine extremistische Ideologie. Es ist schwer zu sagen, was letzten Endes die Tat auslöst. Zur Verhinderung von Gewalt ist es wichtig, frühzeitig auf diese Menschen aufmerksam zu werden.

Gelingt das?

Sicherheitsbehörden haben erst einen Ansatz, wenn der Hang zur Gewaltbereitschaft oder zur Radikalisierung in irgendeiner Form nach außen tritt. Wenn Menschen sich komplett abkapseln, gibt es keine Frühindikatoren. Das Abdriften in den Extremismus ist aber meistens gerade dadurch bedingt, dass Menschen nicht in das soziale Gefüge eingebunden sind. Aus Perspektivlosigkeit kann sich ein Hass auf die Gesellschaft entwickeln, der anschlussfähig macht für extremistische Ideologien.

Die Zahl der Rechtsextremisten geht in Nordrhein-Westfalen zurück. Teilen Sie trotzdem die Position von Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang, dass vom Rechtsextremismus die größte Gefahr für unsere demokratische freiheitliche Ordnung ausgeht?

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