#Lachen, bis der Bauch wehtut
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„Lachen, bis der Bauch wehtut“
Wenn Angela Merkel mal einen Witz erzählt, dann zum Beispiel diesen: Berlusconi, Obama und Sarkozy stehen an einem See, in dessen Mitte eine Insel liegt. Berlusconi sagt: „Kommt, wir gehen hinüber!“ und läuft über Steine, die unter der Wasseroberfläche liegen, zur Insel. Obama folgt ihm. Dann geht Sarkozy und ertrinkt. Darauf Berlusconi zu Obama: „Er wusste wohl nicht, wo die Steine sind!“ Obama: „Welche Steine?“ Berlusconi ist das Schlitzohr, Sarkozy der Wichtigtuer, Obama schwebt über allem. Oder den hier, er soll einer ihrer liebsten Witze sein: Beim Bau der Transsibirischen Eisenbahn ist unklar, ob man ein- oder zweigleisig bauen soll. Sagt ein Arbeiter zum anderen: Lass uns am Anfang und am Ziel mit dem Bauen anfangen. Wenn wir uns treffen, wird die Bahn eingleisig. Wenn nicht, zweigleisig.“
Solche Witze passen vielleicht nicht zu dem Bild, das Deutschland sich von seiner Kanzlerin gemacht hat. Nüchtern, analytisch, herabgezogene Mundwinkel, die in Karikaturen längst ikonographisch gezeichnet werden, mit wenigen dicken Strichen: So ist Merkels Image, zumindest oberflächlich. Wenn sie eine ihrer Reden hielt, unkten schon manche, bloß nicht einnicken, so technokratisch klangen manchmal ihre Bandwurmsätze. Und wer sie sah, wie sie alljährlich stoisch die Sternsinger im Kanzleramt ertrug oder nach ihrem fulminanten Wahlsieg 2013 im Konrad-Adenauer-Haus glücklich, aber auch leicht peinlich berührt wirkte, als Volker Kauder und Hermann Gröhe auf der Bühne neben ihr „An Tagen wie diesen“ grölten, der konnte sich erst recht nicht vorstellen, dass sie auch anders könne als beherrscht und sachlich.
Merkel hat sehr wohl Sinn für Humor
Dabei ist es nicht so, dass Merkel keinen Sinn für Humor hätte. Ganz im Gegenteil. Diejenigen, die sie nicht nur bei öffentlichen Auftritten, vor Kameras und Mikrofonen erlebten, sondern in kleineren oder ganz kleinen Runden, beschreiben sie als außerordentlich witzig. Es könne passieren, dass sie ein Buch liest, über dessen Inhalt sie sich so amüsiert, dass sie ihren Leuten daraus zitiert und gar nicht mehr aufhören kann zu lachen. Mit Merkel könne man lachen, bis der Bauch wehtue, wird erzählt.
Dass das große Publikum davon wenig mitbekommt, liegt daran, dass sie sich offenbar einigermaßen frei fühlen muss, wenn sie lacht. Das ist vor Kameras nur begrenzt der Fall. Sie nimmt öffentliche Auftritte routiniert hin als Teil ihres Amtes, aber sie genießt sie nicht, wie etwa ihr Vorgänger Gerhard Schröder es augenscheinlich tat. Einer erzählt von einer Situation, als sie eine Sache vertreten musste und das in einem kleinen Kreis hervorragend gelang, heiter, offen, überzeugend. Bei der Pressekonferenz danach blieb sie trocken und ohne Überzeugungskraft.
So gelöst und humorvoll wie bei ihrem voraussichtlich letzten Auftritt in der Bundespressekonferenz Ende Juli 2021 sah man Angela Merkel in der Öffentlichkeit selten.
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Bild: dpa
Bei Merkel ist es umgekehrt wie zum Beispiel beim bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Beide haben einen ausgeprägten Humor, aber bei Merkel richtet er sich eher nach innen. Söder bereitet Scherze gern vor, feuert sie geplant ab, bevorzugt auf andere. Das tut die Kanzlerin in der Regel nicht. Merkel hat einen scharfen Verstand, aber ihr Sprachgefühl ist nicht das größte. Manche Sätze, die ihr später als genial ausgelegt wurden, seien eher aus Unbeholfenheit entstanden, aus einer gewissen Schnoddrigkeit heraus, heißt es. Wenn der Saal lache, dann oft nicht wegen einer gezielten, sondern einer zufälligen Äußerung.
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