Nachrichten

#Länder und Ärzte gegen Rationierung des BioNTech-Impfstoffs

Länder und Ärzte gegen Rationierung des BioNTech-Impfstoffs

Das war kein schönes Wochenende für Jens Spahn. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister sah sich einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt. Der Grund dafür ist die Entscheidung des CDU-Politikers, den bei den Bürgern beliebtesten Corona-Impfstoff zu rationieren: jenen von BioNTech. Ihm vertrauen die Deutschen am meisten. Wenn er weniger als bisher zur Verfügung steht, dann könnte das die Bürger verunsichern. Und das wiederum könnte das Tempo beim Impfen verlangsamen – ausgerechnet jetzt, wo Impflücken geschlossen werden sollen und das Boostern, also die Auffrischimpfungen, schnell vorangehen soll.

Mehrere Gesundheitsminister der Länder haben Spahn deshalb scharf kritisiert. Eine beschränkte Auslieferung des BioNTech-Impfstoffs sei „absolut inakzeptabel und zerstört das notwendige Vertrauen, das die Bürgerinnen und Bürger in uns haben müssen“, sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek von der CSU. Er schonte seinen Unionskollegen also keineswegs. Holetschek will Spahns Entscheidung an diesem Montag auf einer Schaltkonferenz mit seinen Länderkollegen diskutieren.

Holetschek kann damit rechnen, dass seine Haltung von vielen geteilt wird. So sprach Baden-Württembergs grüner Ressortchef Manfred Lucha von einem „fatalen Signal“, ausgerechnet jenen Impfstoff mit Höchstbestellmengen zu belegen, dem „die Menschen derzeit am meisten vertrauen“. Am Sonntag verlangte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig von der SPD, die angekündigte Begrenzung „unverzüglich“ zurückzunehmen. Sie habe „kein Verständnis mehr für dieses Hin und Her“, Spahns Ministerium werfe „Brocken in das Impfgetriebe“. Auch viele Ärzteverbände protestierten. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen forderte am Sonntag, die „gravierende Fehlentscheidung“ zu revidieren. Sie sprach sogar von einer „Sabotage der Impfkampagne“.

Was genau war geschehen? Spahns Ministerium hatte den Bundesländern vergangene Woche mitgeteilt, dass nur noch eine begrenzte Menge des BioNTech-Impfstoffs bestellt werden könne. Für Arztpraxen solle es je 30 Impfdosen pro Woche geben, für Impfzentren 1020 Einheiten. Der Grund sei, dass derzeit zu 90 Prozent BioNTech bestellt werde. Dadurch drohten große Mengen des eingelagerten Impfstoffs vom Hersteller Moderna schon im Februar zu verfallen. Es müsse die gemeinsame Aufgabe sein, das mit allen Mitteln zu verhindern, hieß es in einem Brief des Gesundheitsministeriums an die Länder.

Spahn sagte am Wochenende, er bedaure es, dass die „kurzfristige Umstellung“ für viele Helfer in den Arztpraxen und Impfzentren „viel zusätzlichen Stress bedeutet“. BioNTech und Moderna seien aber zwei exzellente und hochwirksame Impfstoffe. Von beiden gebe es genug, um bis zum Jahresende 50 Millionen Menschen zu impfen. Er könne versprechen, „dass jeder, der sich impfen lassen will, einen guten und sicheren Impfstoff bekommt“.

Zur Beruhigung führten Spahns Worte allerdings nicht. Die 50 Millionen Impfdosen teilen sich nach Angaben seines Ministeriums etwa zur Hälfte auf die beiden mRNA-Impfstoffe auf: 24,3 Millionen von BioNTech und 26,1 Millionen von Moderna. Viele Bürger haben sich aber auf BioNTech festgelegt – wohl auch, weil der Impfstoff in Deutschland entwickelt wurde und die Unternehmensgründer Özlem Türeci und Ugur Sahin durch ihren Erfolg sehr bekannt geworden sind. Vom Impfstoff von BioNTech wurden in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Dosen geordert, von Moderna die Hälfte. Nach bisherigen Studien wirkt der Moderna-Stoff sehr gut gegen die Delta-Variante des Coronavirus und ist bei Booster-Impfungen ebenso effektiv wie sein deutscher Konkurrent.

Allerdings gibt es für einige Personen Einschränkungen. So soll nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission an Menschen, die jünger als 30 Jahre sind, nur noch das BioNTech-Produkt verimpft werden. In dieser Altersgruppe gilt das Risiko für bestimmte Herzentzündungen nach einer Impfung mit Moderna als leicht erhöht. Auch für Schwangere wird Moderna nicht empfohlen.

Zwar gilt es als unproblematisch, bei einer Auffrischimpfung von einem Impfstoff auf den anderen zu wechseln. Ärzteverbände weisen aber darauf hin, dass eine ausreichende Belieferung mit dem Mittel von BioNTech zugesagt worden sei und schon Tausende Termine zur Verabreichung dieses Impfstoffs ausgemacht seien. Nun werde wegen Fehlplanungen in Spahns Haus die Impflogistik über den Haufen geworfen. Ein Grund für den Überschuss an Moderna-Impfstoff ist, dass er aus vertraglichen Gründen nicht an andere Länder gespendet werden kann. So wurden Millionen Dosen des BioNTech-Impfstoffs an Drittstaaten gegeben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!