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#„Leute, schnell! Sonst verpasst ihr das Beste!“

„„Leute, schnell! Sonst verpasst ihr das Beste!““

„Raus aus dem Auto! Jetzt!“, ruft Lorenzo Mirandola. Aufgeschreckte und verschlafene Gesichter schauen ihn von der Rückbank an. Währenddessen reißt er die Fahrertür auf, springt aus dem Auto und hastet zum Kofferraum, um seine Kamera zu holen. Langsam kommt auch Bewegung bei seinen Mitfahrern auf, die Schiebetür des kleinen Busses rollt langsam auf.

„Leute, schnell! Sonst verpasst ihr das Beste“, schreit Lorenzo und hämmert mit der flachen Hand gegen die Scheibe. Am Rand einer verschneiten Landstraße mitten in Lapplands Nirgendwo steht der Kleinbus mit Warnblinkern, Lorenzo wirft den Kopf in den Nacken und blickt in den Nachthimmel. Dort oben taucht ein feiner Schweif aus grünem Licht auf, das von Sekunde zu Sekunde intensiver wird. Es ist das, worauf Lorenzo die ganze Nacht gewartet hat: tanzende Polarlichter.

Polarlichter sind die große Passion des 29-Jährigen. Seitdem er in der Grundschule ein Referat über die bunten Lichter hielt, wollte er sie sehen. Doch in Verona, wo er aufwuchs, ist die Wahrscheinlichkeit dafür besonders gering. Mit 24 kam er als Austauschstudent nach Finnland und ging allein auf seinem Fahrrad auf Nordlichtjagd.

Surreal: Der Nachthimmel über der Gegend um Rovaniemi.


Surreal: Der Nachthimmel über der Gegend um Rovaniemi.
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Bild: Lorenzo Mirandola, Luisa Schaffner

Mit acht Kunden ist Lorenzo bei klarem Himmel in den frühen Abendstunden Richtung Norden aufgebrochen. Er erklärt: „Ich checke die Webcams. Südlich von Rovaniemi ziehen Wolken auf. Deswegen müssen wir schauen, dass wir die Wolken hinter uns lassen.“ Als Umweltingenieur weiß er Sonnenaktivität, Wetterkarten und Diagramme zu deuten und kann in etwa kalkulieren, wo die Chancen auf Nordlichter hoch sind. Voraussetzung ist ein wolkenloser Himmel und eine geringe Lichtverschmutzung.

„Wir müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“

Aurora borealis entstehen durch eine Wechselwirkung des Sonnenwindes mit der Magnetosphäre. Die von der Sonne kommenden Elektronen treffen auf die Gasteilchen in der oberen Atmosphäre, wodurch sie in verschiedenen Farben leuchten. Die häufigste Farbe, die mit bloßem Auge zu sehen ist, ist Grün. Bei starker Sonnenaktivität besteht die Möglichkeit, auch rosafarbene Lichter zu sehen. Die besten Bedingungen, um Nordlichter zu erleben, sind im Herbst und Frühjahr. In der vergangenen Woche war das Phänomen sogar in einigen Teilen Deutschlands zu sehen. Am Nachthimmel über Kiel und in Brandenburg wurden Polarlichter gesichtet, und sie sollen auch in den nächsten Tagen noch zu sehen sein.

Lorenzo Mirandola und Luisa Schaffner auf Nordlichtjagd - offensichtlich erfolgreich.


Lorenzo Mirandola und Luisa Schaffner auf Nordlichtjagd – offensichtlich erfolgreich.
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Bild: Lorenzo Mirandola, Luisa Schaffner

Lorenzo sollte eigentlich nur vier Monate in Finnland bleiben, doch er verlängerte immer wieder und suchte sich neben seinem Studium einen Job in Rovaniemi als Nordlicht-Guide. Diese Arbeit frustrierte ihn mit der Zeit immer mehr, da er den Touristen trotz schlechter Wetterbedingungen vorspielen musste, dass eine Chance, Polarlichter zu sehen, gegeben ist. Mittlerweile hat er zusammen mit seiner Freundin Luisa Schaffner ein eigenes Unternehmen gegründet: Arctic Road Trips. Ihre Strategie: Kunden zahlen nur dann, wenn sie die Polarlichter auch wirklich erleben. Das sei zu 98 Prozent der Fall, versprechen die beiden auf ihrer Website. „Wenn wir die Polarlichter nicht sehen, teilen wir die Spritkosten durch die Anzahl der Teilnehmer. Wir finden, das ist fair“, so Luisa. Die 23-jährige Tourismus-Management-Studentin stammt aus Willmering in der Oberpfalz.

Dass sie in Rovaniemi gelandet ist, verdankt sie der Corona-Pandemie. Dort war eine der wenigen Unis, die das Erasmus-Programm am Laufen hielten. Beim Uni-Volleyball lernte sie Lorenzo kennen, und sie verliebten sich. Er steckte sie mit seinem Enthusiasmus für die tanzenden Lichter an. Während der Pandemie verbrachten sie viele Nächte auf der Suche nach spektakulären Nordlicht-Fotomotiven. „Ich nutze kein Photoshop. Ich möchte die Nordlichter so festhalten, wie sie sind“, sagt Lorenzo. Die Fotos posteten die beiden auf Instagram, und die Reaktionen waren so positiv, dass einige sie auf ihren Fototouren begleiten wollten. Daraus haben sie schließlich ein Geschäft gemacht.

Wer mit ihnen unterwegs ist, muss Zeit mitbringen und spontan sein, da sich die Koordinaten und Daten immer wieder ändern können. „Wir müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das wird nie langweilig. Du stehst so unter Spannung: Schaff ich es diesmal?“, beschreibt Luisa ihre Faszination an der Jagd auf Nordlichter. Dafür legen die beiden auch einige Kilometer zurück, in manchen Nächten sogar mal bis zu 1000 Kilometer.

Lorenzo hat sein Versprechen an diesem Abend bereits gehalten: Seine Mitfahrer haben die bunten Lichter trotz Vollmond und Schleierwolken gesehen. In seiner Datenbank kann er aber erkennen, dass da noch etwas Größeres kommt. Doch die Wolkendecke im Rückspiegel zieht sich zu, und er versucht, die letzte wolkenfreie Stelle zu finden. Dann passiert es: Die Daten schlagen aus. Ein grünes Band formt sich am Himmel, er bremst. „Darauf habe ich gewartet!“, ruft Lorenzo. Ein Paar liegt sich weinend vor Freude in den Armen, zwei Freundinnen schreien, andere starren nur. „Genau das macht mich glücklich“, sagt Lorenzo. Damit meint er zum einen die Nordlichter und zum anderen die Reaktion seiner Kunden.

arcticroadtrips.com, je nach Saison 160 bis 200 Euro.

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