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#„Literatur hilft mir, einen Duft zu visualisieren“

„Literatur hilft mir, einen Duft zu visualisieren“

Herr Fillion, die drei neuen Düfte, die Sie für die australische Marke Aesop entworfen haben, kreieren Bilder vom Meer, von der Küste, von Orten, die die Natur zurückerobert hat, Orte, nach denen sich viele während der langen Lockdowns gesehnt haben. Woher haben Sie die Inspiration dafür genommen?

Bei der Kollektion geht es um Grenzräume, um das Verwischen der Grenzen zwischen der Imagination und den realen Orten. Ich habe mich von der Arbeit verschiedener Philosophen beeinflussen lassen. Es ging also weniger darum, einen Ort zu vermissen oder einen Ort zu rekreieren, den man bereits besucht hat, und vielmehr um ein sehr poetisches Konzept davon. Orte also, an denen sich Mythologie, Poesie und verschiedene Zeitebenen treffen.

Das klingt eher nach einer Art Traumlandschaft …

So in etwa. Nehmen wir zum Beispiel „Miraceti“, da geht es um den Mythos des Meeres, da spielen für mich die griechische Mythologie genauso hinein wie das obskure Objekt der Begierde und die Geschichte von Moby Dick.

Obwohl es vom Meer inspiriert ist, hat „Miraceti“ eine sehr warme, harzige Labdanumnote, die an Holz denken lässt.

Mich beschäftigte bei Moby Dick besonders die Stelle, die im Rumpf des Schiffes spielt, in einem kleinen Raum unter Deck. Da wird die Erfahrung beschrieben, in einem Stück Holz gefangen auf dem Ozean zu treiben. Die Kraft des Kapitäns steckt aber auch in dem Duft, wenn er gegen die Naturgewalten kämpft und seinem Traum nachjagt – das meine ich mit dem „obskuren Objekt der Begierde“. Und dann kommen auch die anderen Noten dazu: der Geruch von Holz, der Geruch der See bei Nacht, Whisky. Das Zusammenspiel von Mensch und Natur vermessen alle drei Düfte, Miraceti, Erémia und Karst.

Mit Yuzu, Iris und Galbanum: Erémia von Aesop, 50 ml um 160 Euro.


Mit Yuzu, Iris und Galbanum: Erémia von Aesop, 50 ml um 160 Euro.
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Bild: Aesop

Zum Duft „Erémia“ heißt es, er sei von einer urbanen Ruinenlandschaft inspiriert. Wie kann man sich das vorstellen?

Der Name spielt mit dem Konzept der „Chora“ in der griechischen Philosophie. Das Wort bezeichnet einen Platz außerhalb der antiken Stadt. Dieser Ort war wie ein Garten, ein Platz in der Stadtperipherie, von dem aus man auf das urbane Leben zurückblicken kann. Ein Ort also, um über die Stadt und die Dinge, die man dort tun kann, nachzudenken. Mich faszinierte die Idee eines Gartens, der kein richtiger Garten ist, sondern den städtischen Aspekt beinhaltet. Die Idee von Natur, die sich ihren Raum im Beton zurückerobert. Mit diesen Bildern habe ich gespielt: die Schönheit einer Stadt im Sommer auszuweiten auf den Aspekt, dass dort viel wildes Grün zwischen den Stadtmauern wächst, ein Ort der irgendwo zwischen dem Brachland und einem wilden Garten angesiedelt ist.

Der frischeste Duft unter den dreien ist „Karst“.

Da geht es wieder um eine andere Landschaft, eine leere, karge Landschaft, ein Kliff, das zum Meer hin abfällt, den Raum also, wo sich Meer und Land treffen. Ich hatte ein Buch des französischen Historikers Alain Corbin über das Meer und die Küste gelesen. Er erklärt darin, dass jedes Jahr dutzende Kilometer unserer Küste einfach verschwinden, weil das Meer sie auffrisst. Und gleichzeitig ist die Küste der Ort, an dem wir so viele Dinge finden, mit denen wir nie gerechnet haben, manchmal werden dort sogar Sachen aus unserer Vergangenheit angespült. Die Bewegung des Meeres verbindet verschiedene Zeitebenen miteinander. Ein wenig haben mich zu dem Duft auch Nietzsches Gedanken über den Geruch der Luft inspiriert. Ich war auf der Suche nach dem wahren Geruch reiner Luft.  

Ihr Ansatz scheint ein sehr literarischer zu sein. Das ist für einen Parfumer ungewöhnlich.

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