#Liveblog zu Bauernprotesten: Straßenblockaden durchbrochen: Polizei ermittelt gegen Autofahrer
Inhaltsverzeichnis
Özdemir: Jahrzehnte falscher Politik Ursache der Bauernproteste +++ Özdemir lobt Bauernprotest als „friedlich und gesetzeskonform“ +++ Kretschmann: Mache mir Sorgen, dass Militanz bei Demos zunimmt +++ alle Entwicklungen im Liveblog
Die Landwirte gehen bundesweit auf die Barrikaden. Kommt es zum Verkehrschaos? Wir halten Sie im Liveticker über den Bauernprotest auf dem Laufenden.
Bauernpräsident zieht positive Zwischenbilanz
Kabinett bringt Subventionskürzungen für Landwirte auf den Weg
Sind die Proteste berechtigt?
Was die Bauern in der Protestwoche planen
Bei einer Kundgebung in Baden-Württemberg wird Bundesagrarminister Cem Özdemir erwartet. Der Grünenpolitiker will bei einer Veranstaltung in Ellwangen (10.00 Uhr) sprechen. Proteste sind etwa auch in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz geplant. Erwartet werden dort mehr als tausend Bauern. Landwirte in Schleswig-Holstein haben eine Sternfahrt mit 200 Traktoren zum Wahlkreisbüro von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigt.
In Nordrhein-Westfalen wollen die Bauern ihren Protest vor die Parteizentralen von SPD, Grünen und FDP bringen. Der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) kündigte an, am Mittwoch (11.55 Uhr) mit Traktoren vor den Zentralen der Berliner Ampelparteien in Düsseldorf aufzufahren und dort Resolutionen zu übergeben. „Wir setzen darauf, dass die Bundestagsabgeordneten zur Einsicht kommen und sich gegen die Pläne stellen, auch um stabile demokratische Verhältnisse und einen wettbewerbsfähigen starken ländlichen Raum zu sichern“, hieß es von RLV-Präsident Bernhard Conzen.
Die „Neue Zürcher Zeitung“ äußert grundsätzliche Kritik an der Politik der Ampel: „Natürlich träumen radikale Rechte davon, dass sich der Bauernprotest zu einem Volkszorn ausweitet, der das aus ihrer Warte verhasste ‚System‘ samt ‚Altparteien‘ wegspült. Versuche der Einflussnahme gilt es zu analysieren und ernst zu nehmen. Aber der Generalverdacht von linken Politikern und ihnen nahestehenden Kommentatoren, der unterstellt, die deutsche Bauernschaft sei rechts unterwandert, ist eine Frechheit. Die ‚Ampel‘ verkennt in verheerender Weise die Stimmung im Land. Sie stellt sich anscheinend nicht einmal die Frage, wie und wodurch sie in nur zwei Jahren so viel Vertrauen zerstört hat.“
Der italienische „Corriere della Sera“ blickt zurück in eine offenbar bessere Vergangenheit unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Die Bauern wehren sich gegen die Kürzung der Subventionen für den Diesel ihrer Traktoren und gegen die Steuern auf den Kauf von landwirtschaftlichen Geräten. Aber in erster Linie wehren sich die Landwirte nicht so sehr gegen die Agrarpolitik, die sich einer grünen Wende verschrieben hat, sondern schlicht gegen die Existenz der Scholz-Ampelregierung.“
Die schwedische Zeitung „Sydsvenskan“ analysiert, der Bauernstreik werde zum Werkzeug für die AfD. „Die Regierung kann sicherlich Wege finden, um den legitimen Protesten zu begegnen. Schlimmer sind dagegen diejenigen, die versuchen, diese Gelegenheit für andere politische Zwecke auszunutzen. Denn während der Bauernverband deutlich gemacht hat, dass man nichts mit der AfD zu tun haben will, will sich die AfD gerne mit den Bauern verbünden – in populistischer Manier. Beziehungsweise ganz einfach die Bewegung infiltrieren und dabei vorgeben, Teil der ‚Stimme des Volkes‘ zu sein.“
Demnach hatte bei Lichtenstein ein Autofahrer versucht, trotz des Protests eine Kreuzung an der Bundesstraße 173 zu passieren. Dabei habe er einen Teilnehmer angefahren, hieß es. Gegen den Fahrer werde nun wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.
Auch an der Auffahrt zur Autobahn 4 in Hohenstein-Ernstthal kam es zu einem Zusammenstoß. Dort versuchte ein Fahrer trotz Blockade auf die Autobahn zu kommen und stieß mit seinem Wagen gegen einen Traktor.
„Es ist so weit friedlich“, sagte ein Sprecher. Aktionen waren auch im Kreis Düren angekündigt. Bei sogenannten Mahnfeuern an exponierten Stellen sollten Traktoren bei anbrechender Dunkelheit ihre Leuchten einschalten, um auf die Anliegen der Landwirte aufmerksam zu machen. In Gütersloh hatten Landwirte eine Protestaktion vor dem Kreishaus angemeldet. Zu der Aktion wurden rund 50 Trecker erwartet. Die Bauern wollten Gespräche mit Bundestagsabgeordneten, lokalen Politikern und Vertretern aus der Wirtschaft führen.
Hessische Landwirte wollen sich außerdem an einer geplanten Großdemonstration in Berlin in der kommenden Woche beteiligen.
Am Montag hatten nach Angaben des Innenministeriums Bäuerinnen und Bauern mit rund 33 000 Fahrzeugen bei 389 Aktionen demonstriert. Die Proteste seien weitgehend friedlich und störungsfrei verlaufen. Vereinzelt kam es zu Blockaden, bei denen neben landwirtschaftlichen Fahrzeugen auch Baucontainer, Strohballen und Misthaufen verwendet wurden. Es sei landesweit auf vielen Straßen zu starken Verkehrsbehinderungen gekommen.
Wenn das so weitergehe, könnten die ukrainischen Nationalisten bald die bei ihnen so beliebten Proteste (Maidan) nach Berlin exportieren. „In dem Fall ist es höchst zweifelhaft, dass die Leberwurst (Bundeskanzler Olaf) Scholz das durchhält“, spottete er. Russland werde jedenfalls mit „hämischem Interesse“ das Geschehen verfolgen.
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