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#Wie wir uns von Putins Gas verabschieden könnten

„Wie wir uns von Putins Gas verabschieden könnten“

Am Ende kommt die Nachricht stets früher als erwartet. So war es, als die EU ihr Embargo gegen russische Kohle verhängte, und so war es in dieser Woche, als Wirtschaftsminister Robert Habeck etwas überraschend erklärte, das Land könne kurzfristig ohne Putins Öl auskommen. Ja klar, da gibt es noch das kleine Problem mit der Raffinerie in Schwedt, die dem Moskauer Staatskonzern Rosneft gehört und die auf die russische Lieferung kraft Eigeninteresses nicht verzichten will. Aber das könne in den „nächsten Tagen“ gelöst sein, sagte der Minister diese Woche; Spekulationen, ob der deutsche Staat sie unter seine Kuratel stellen könnte, gibt es schon länger.

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Maja Brankovic

Verantwortliche Redakteurin für Wirtschaft und „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Marcus Theurer

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Da stellt sich die Frage, ob es auch mit dem Gas schneller gehen könnte als gedacht. Schließlich ist mit der russischen Ankündigung vom Mittwoch, die Pipelines nach Polen und Bulgarien nicht mehr beschicken zu wollen, ein möglicher Lieferstopp auch für Deutschland eine weiteres Stück näher gerückt. Noch sagt Habeck, für die Unabhängigkeit vom russischen Gas müsste erst die nötige Infrastruktur gebaut werden: Terminals für Flüssiggas, sogenanntes LNG, das nicht über Rohre kommen muss, sondern per Schiff transportiert werden kann. Aber beim Öl und bei der Kohle hat er der Öffentlichkeit auch nicht bis ins Letzte verraten, was an Vorbereitungen alles lief. Was also, wenn der Ernstfall eintritt und auch nach Deutschland plötzlich kein russisches Gas kommt? Wäre das Land besser dran als befürchtet?

Eines scheint klar zu sein: Anders als bei Kohle oder Öl wird sich beim Gas kurzfristig nicht die komplette Liefermenge kompensieren lassen. Es lassen sich aber schon Erfolge auf dem Weg zur Unabhängigkeit von russischem Gas vermelden. Die europäischen Gasimporte aus Russland sind nach Berechnung der Brüsseler Denkfabrik Bruegel innerhalb weniger Wochen deutlich gesunken, Mitte April lagen sie um rund 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt macht russisches Erdgas aktuell nur noch etwa 22 Prozent der gesamten europäischen Einfuhren aus, in Deutschland sind es nach Regierungsangaben noch 35 Prozent. Möglich war das, weil mehr Erdgas aus Norwegen in die Europäische Union kam. Und weil Europa wesentlich mehr LNG einkaufte als vor dem Krieg. Aber kurzfristig stoßen diese Lieferkanäle an Grenzen. Das heißt leider auch: Der Verbrauch muss sinken. In den Haushalten. Und in der Industrie.

Wie weit müssen die Privathaushalte geschont werden?

Mit den Konsumenten ist Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, noch nicht zufrieden. Er ist der Mann, der in Habecks Auftrag das Land fit machen soll für einen möglichen Lieferstopp. Müller will den Sommer nutzen, um zu sparen und die Speicher zu füllen. „Den Privathaushalten physisch das Gas abzustellen ist technisch kaum umsetzbar“, sagt er zwar. „Das Gasnetz muss unter einem bestimmten Druck stehen. Wenn dieser Druck einmal unterschritten wurde, ist es sehr aufwendig, die Versorgung wieder aufzubauen.“

Trotzdem ist er nicht glücklich mit der jetzigen Rechtslage, die Privatverbraucher bei einer Gasnotlage verschont. Es werde im Bundestag eine intensive Diskussion darüber geben, wie das Energiesicherungsgesetz reformiert werden soll. „Der unbedingte Vorrang der Privathaushalte ist schwer vermittelbar. Die Frage ist doch: Spare ich daheim, damit unser Land insgesamt gut durch die Krise kommt?“ Kon­trol­lieren könne das im Wohnzimmer zwar niemand, aber die Erfahrung aus der Corona-Zeit zeige, dass sich die große Mehrheit der Menschen an Gesetze halten wolle. Der Agenturchef hat noch eine andere Idee: „Wenn es noch dazu eine Kampagne der Religionsgemeinschaften, der Unternehmer oder der Fußballvereine gibt, vielleicht auch Campino oder Helene Fischer zum Gassparen aufrufen, wird das seine Wirkung nicht verfehlen.“ Es könne doch eine Art sportlichen Wettstreit geben, ob Düsseldorf oder Köln, Kiel oder Lübeck, München oder Nürnberg den Verbrauch schneller herunterfahren.

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