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#Mario Draghis langer Schatten

„Mario Draghis langer Schatten“

Erinnerungen an Mario Draghis legendären Auftritt vor fast genau zehn Jahren wurden wach, als die Europäische Zentralbank am Mittwoch über eine kurzfristig einberufene Sitzung ihres Zentralbankrats berichtete. Wie in der ersten Eurokrise waren die Anleiherenditen in Peripherieländern zuvor kräftig gestiegen. Und so wie Hans-Werner Sinn als damaliger Präsident des Ifo-In­stituts in der ersten Eurokrise die Kassandra gegeben hatte, so ließ sich am Mittwoch sein Nachfolger Clemens Fuest mit einer düsteren Prognose zitieren: „Was sich hier abspielt, ist klar: Das ist die Rückkehr der Eurokrise.“

Ist es wieder so weit? Das erscheint nicht sicher. Wahr ist: Die Europäische Zentralbank zeigt sich in ihrem Denken noch stark von der Amtszeit Draghis geprägt. Und so schickt sich Christine Lagarde an, den Ausbruch einer neuen Eurokrise mit ähnlichen Mitteln verhindern zu wollen wie jenen, mit denen Draghi von Herbst 2012 an die erste Eurokrise eingedämmt hatte.

Lagardes Problem ist der dramatische Wandel des Umfelds. Als Draghi die Stabilisierung der Eurozone in den Mittelpunkt des Handelns der Europäischen Zentralbank stellte, spielte Inflation keine bedeutende Rolle. Prognosen, nicht zuletzt aus Deutschland, dass die expansive Politik im Gefolge der großen Finanzkrise von 2008/2009 zu hoher Inflation führen werde, hatten sich als falsch herausgestellt.

„Und glauben Sie mir, es wird genug sein“

Heute dagegen verpflichtet eine Inflationsrate von rund 8 Prozent eine ihrem Mandat verpflichtete EZB zur alleinigen Ausrichtung ihres Handelns auf die Wiedergewinnung der Geldwertstabilität. Versuche, mit Methoden à la Draghi die Währungsunion zu stabilisieren, könnten die Sicherung der Stabilität des Preisniveaus im schlimmsten Falle sogar konterkarieren. Dennoch fällt es der EZB schwer, aus dem immer noch über ihr lastenden Schatten ihres bisher mächtigsten Präsidenten mutig herauszutreten.

Daher lohnt der Blick zurück. Als Mario Draghi am 26. Juli 2012 im Londoner Lancaster House im Rahmen einer hochkarätig besetzten Konferenz an einer Paneldiskussion teilnahm, hingen schwere Wolken über der Eurozone. Das Misstrauen vieler Anleger gegenüber der Bonität hoch verschuldeter Euro-Mitgliedsländer weckte ernste Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Europäischen Währungsunion. Kräftig steigende Renditen südeuropäischer Staatsanleihen spiegelten Befürchtungen, die Währungsunion werde kollabieren. Alle Versuche der Regierungen, das Vertrauen in den Euro wieder herzustellen, hatten nicht gefruchtet.

Als Draghi auf der Konferenz in London das Wort für einen kurzen Beitrag ergriff, hatte er seinen Zuhörern zunächst wenig zu bieten. Dann, praktisch übergangslos, fielen nach rund sieben Minuten die legendären, keineswegs improvisierten, sondern über Wochen vorbereiteten Worte. Sie sind längst in die Finanzgeschichte eingegangen: „Ich möchte Ihnen heute noch eine weitere Botschaft überbringen. Im Rahmen unseres Mandats, im Rahmen unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Notwendige zu tun, um den Euro zu bewahren.“ Nach einer kurzen Kunstpause fuhr Draghi fort: „Und glauben Sie mir, es wird genug sein.“ Unter den Anwesenden gewann nicht nur Christine Lagarde, die damals als Geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds an der Konferenz teilnahm, spontan den Eindruck, dass Draghis Sätze die Zukunft der Währungsunion nachhaltig beeinflussen könnten.

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