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#Mit Molotowcocktails und dem Schlachtruf „Freies Korsika“

„Mit Molotowcocktails und dem Schlachtruf „Freies Korsika““

Mit Molotowcocktails, korsischen Flaggen mit dem Totenkopf-Symbol und dem Schlachtruf „Corsica libera“ („Freies Korsika“) haben Demonstranten die sechste Nacht in Folge auf der Mittelmeerinsel gegen die französische Staatsgewalt protestiert. Zuletzt stand der Justizpalast in Ajaccio, ein Symbol der französischen Gerichtsbarkeit, in Flammen. Protestierende waren in das Gebäude eingedrungen und legten im Inneren Feuer. Die Fassade einer Filiale der Bank Crédit Agricole wurde mit einem Bagger eingerammt und schwer beschädigt.

Wie in der Inselhauptstadt kam es bei Demonstrationen auch in Bastia, Calvi und Korte zu gewalttätigen Übergriffen auf Polizei und Gendarmerie. Grund für die anhaltenden Krawalle ist ein beinahe tödlicher Übergriff eines Islamisten in der Haftanstalt Arles auf den korsischen Präfektenmörder Yvan Colonna am 2. März. Der 61 Jahre alte Colonna wurde in einem gesicherten Fitnessraum der Haftanstalt von einem als gefährlich eingestuften Mithäftling angegriffen. Eine Videoaufzeichnung dokumentiert, wie der als Islamist bekannte Häftling, der den Fitnessraum reinigen sollte, sich auf den überraschten Colonna stürzte und versuchte, ihn mit einer Plastiktüte am Hals zu strangulieren und zu erwürgen. Colonna überlebte die Attacke schwer verletzt und liegt seither im Koma.

Viele junge Korsen auf Demonstrationen

Der Vorfall ist in Korsika als mutwilliges Versagen des französischen Haftvollzugs aufgefasst worden. Der Regionalratsvorsitzende Gilles Simeoni drückte der Familie Colonnas seine Solidarität auf und forderte eine vollständige Aufklärung des Vorfalls.

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An den Demonstrationen beteiligen sich auch auffallend viele junge Korsen, darunter viele Schüler. Der Sprecher der nationalistischen Jugendbewegung „Ghjuventù Paolina“, Pierre-Francois Filippi, sagte, der Mordanschlag auf Colonna habe das Fass zum Überlaufen gebracht. „Seit sechs Jahren warten wir auf eine größere Autonomie, aber die Regierung antwortet einfach nicht“, sagte Filippi. Auf der Karibikinsel Guadeloupe sei die Regierung nach gewalttätigen Zusammenstößen zu Zugeständnissen bereit gewesen. „Ist Frankreich eine Demokratie, die nicht auf Wahlentscheidungen reagiert, sondern nur auf Gewalt“, fragte er in der Zeitung „Corse Matin“.

Bei den Regionalwahlen 2017 errang das Bündnis der Nationalisten Gilles Simeoni und Jean-Guy Talamoni erstmals eine klare Mehrheit von 56,5 Prozent. Das Bündnis fordert seither keine vollständige Loslösung von Frankreich, aber eine gleichwertige Anerkennung der korsischen Sprache neben dem Französischen und eine Amnestie für Häftlinge, die sie als politische Gefangene betrachten. Die Regierung in Paris hat beiden Forderungen nicht nachgegeben.

Präsidentschaftskandidaten unterbrechen Wahlkampf

Am Freitag jedoch hat Premierminister Jean Castex angekündigt, als „Zeichen der Befriedung“ den Häftlingsstatus für die drei Mitglieder des Mordkommandos auf den Präfekten Claude Erignac zu ändern. Am Abend des 6. Februar 1998 war der Präfekt vor einem Theater in Ajaccio kaltblütig mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet worden. 2007 wurde der Ziegenhirte Colonna vor einem Sonderschwurgericht in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt.

Colonna hatte sich jahrelang unerkannt in den korsischen Bergen vor der Polizei versteckt. Zwei seiner rechtskräftig verurteilten Mitstreiter sitzen ebenfalls in Haftanstalten auf dem Festland ein. Ihre Familien fordern seit langem, dass die Häftlinge in ein Gefängnis auf Korsika verlegt werden. Der Regionalratsvorsitzende Simeoni sagte, es brauche „mehr politische Zeichen“, damit der Frieden auf Korsika wieder einkehre.

Die rechte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen hat aufgrund der Unruhen eine geplante Wahlkampfkundgebung annulliert. Auch Präsident Emmanuel Macron verzichtet auf einen Besuch. Er soll laut Informationen des Le Canard Enchainé versucht haben, sich mit Konzessionen die Unterstützung des Regionalratsvorsitzenden Simeoni zu sichern. Doch der Anschlag auf Colonna hat diesem Unterfangen ein abruptes Ende gesetzt. Zuletzt musste eine Fähre mit fünf Mannschaftsbussen und 150 Polizisten an Bord im Hafen von Ajaccio umkehren, weil protestierende Seeleute die Sicherheitskräfte nicht auf die Insel lassen wollten.

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