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#Murks und Moderne

Murks und Moderne

Da hat sich Volkswagen nicht mit Ruhm bekleckert: Zum Marktstart des Golf 8 im Herbst 2019 hatte die Software des Infotainments so viele Fehler, dass es im Januar dieses Jahres zu einem freiwilligen Rückruf zum Aufspielen eines großen Software-Updates kam. Dafür war jeweils ein ganzer Werkstatt-Tag eingeplant. Es sei zu schnell zu viel neue Technik in den Golf 8 gestopft worden, sagten Kritiker, auch in dieser Redaktion fiel die Anlage in einem Testwagen aus.

Aber nicht nur das. Das neue Bediensystem wird unisono kritisiert. Die Einstellung von Radio, Navi, Klima und Sitzheizung sei übermäßig kompliziert. Selbst für die Aktivierung einfachster Funktionen benötige man mehrere Fingertipps. Im Zentrum der Kritik steht stets die berührungsempfindliche Leiste für die Einstellung von Temperatur und Lautstärke, die weder intuitiv zu bedienen ist noch präzise, es fehlt ihr auch die Beleuchtung, sodass man nachts aufs Geratewohl mit dem Finger am Armaturenbrett herumfuchtelt.

Wir haben das Ganze mit dem teuersten Infotainment namens Discover Pro ausprobiert, das einen Aufpreis zwischen 1430 und 2500 Euro kostet und die Inhalte auf einem berührungsempfindlichen Bordmonitor mit einer Diagonale von 10 Zoll darstellt. Die 10,25 Zoll messende Cockpit-Anzeige vor dem Lenkrad ist im Golf 8 ebenfalls digital.

Beim ersten Platznehmen im Auto staunt man darüber, wie radikal Volkswagen auf Tasten, Schalter und Drehsteller verzichtet hat. Links vom Lenkrad liegt eine berührungsempfindliche Schaltfläche für Licht und Belüftung und unterhalb des Bordmonitors eine weitere für Klima, Assistenten und Fahrmodus. Die Tasten auf dem Lenkrad sind ebenfalls berührungsempfindlich, geben ein leichtes haptisches Feedback – und fühlen sich unwürdig und billig an. Man muss mit spitzem Finger genau wissen, was man tut, sonst gibt es Fehlbedienungen.

Auch der Kritik an besagter Bedienleiste für Temperatur und Audiolautstärke stimmen wir zu: Man gewöhnt sich nicht daran, das ist Murks. Was sich auf dem Monitor zeigt, folgt einem minimalistischen Design in Microsoft-Optik. Die Hauptmenüs sind durch viereckige Kacheln visualisiert, der Finger landet schnell auf dem entsprechenden Eintrag. Allerdings sieht man auch sofort, dass der Bordmonitor seine Inhalte nur auf vier Fünfteln der Fläche zeigt. Links gibt es zwar ein Symbol fürs Einstellen der Sitzheizung. Tippt man auf die Schaltfläche, hat man diese jedoch keineswegs aktiviert. Vielmehr baut sich dann ein Klima-Menü auf, und hier muss man noch einmal auf das nun an einer anderen Stelle platzierte Sitz-Symbol tippen. Widersinnig, und bei uns schaltete sich die Beifahrersitzheizung des Öfteren von allein wieder aus.

Apps inklusive: Hier Fußball-News


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Bild: Hersteller

Ein weiterer Designfehler sind die drei Pünktchen unter den Menükacheln. Sie deuten ein horizontales Menü an, tatsächlich aber muss man mit dem Finger nach unten wischen, um alle Kacheln zu sehen. Davon einmal abgesehen, stürzte die Anlage bei uns nicht ab, aber es gab gelegentlich Probleme mit der Spracherkennung. Bisweilen ließ sich das Navi-Ziel partout nicht vorsprechen, auch nicht im dritten oder vierten Anlauf. Auch ist die Anlage langsam. Da kann es schon mal mehrere Sekunden dauern, bis sich ein Menü aufbaut, und bei anderen Gelegenheiten sieht man kleine Ruckler.

Doch nun genug der Kritik. Auf der Habenseite fährt der Golf 8 mit vielen Funktionen der Oberklasse vor. Dazu gehört etwa die serienmäßige Gefahrenwarnung mit der Car-2X-Technik, bei der sich das Fahrzeug mit anderen Autos per W-Lan austauscht und beispielsweise vorab über einen Stau hinter einer nicht einsehbaren Kuppe warnt. Erstmals lassen sich im Golf Dienste wie Apple Music oder Amazon Alexa einbinden, und das Smartphone kann als mobiler Autoschlüssel programmiert werden.

Namensgeber einer Klasse: Golf 8


Namensgeber einer Klasse: Golf 8
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Bild: Hersteller

Mit der serienmäßig eingebauten E-Sim und den VW-Diensten We Connect und We Connect Plus gelangen nicht nur Echtzeitverkehrsinformationen ins Auto, sondern auch Infos zu Parkplätzen mitsamt Angaben zu Preisen und Kapazitäten. Ferner kann man die gegebenenfalls vorhandene Standheizung fernprogrammieren. Der Golf bietet verschiedene Privatsphäre-Einstellungen an, so-dass der Fahrer festlegen kann, welche Daten weitergegeben werden, und es gibt sogar ein vollwertiges Head-up-Display gegen Aufpreis. Insgesamt wird im Golf 8 viel geboten, aber die Aufpreisliste ist lang. Wenn Volkswagen davon spricht, dass aus der „Mobilen Ikone“ Golf eine „digitale Ikone“ werde, wird dieser hohe Anspruch nicht eingelöst. Die zahl­reichen schönen Details gehen unter in einem Bedienkonzept, das irgendwie in Richtung MBUX von Mercedes-Benz schielt, dessen Raffinesse, Zuverlässigkeit und Tempo aber nicht erreicht.

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