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#Museen am Fluss

Museen am Fluss

Wenn hier nicht in die derzeit angesagten beck- und buchmesserischen Beschimpfungen Frankfurts eingestimmt wird, dann aus dem einfachen Grund, dass die Stadt dies nicht verdient hat. Für die Kunst ist Frankfurt die Metropole für Ausstellungen in Deutschland schlechthin, eine Massierung von fünfzehn Museen entlang eines Flusses existiert nirgendwo sonst in Deutschland, nicht einmal auf der Berliner Museumsinsel mit ihren fünf Museen an einem Fleck.

Am Schaumainkai reihen sich die Häuser wie Perlen einer Kette, seit politische Visionäre um Hilmar Hoffmann, zwei Jahrzehnte lang bis 1990 Kulturdezernent der Stadt, um 1980 eine regelrechte Museums-Gründerzeit einläuteten und auf heute Kaufkraft umgerechnet gewaltige 1,4 Milliarden Euro in die Sanierung von Liebieghaus und Städel und den Bau von Film- und Architekturmuseum, Museum der Weltkulturen und Jüdischem Museum steckten. Im Bund mit einer respektablen Galerienszene, dem Kunstverein und – trotz horrender Mieten – lebendig offenen Künstlerateliers widerlegt die oft als Bankfurt geschmähte „Kommune (M)eins“ derzeit vor allem ein gängiges Vorurteil: dass sich Geld und Kultur ausschlössen oder zumindest viel Geld nur noch mehr Geld generieren wolle.

Eine Fülle digitaler Angebote

Denn so klug berechnend sind die Wohlhabenden dieser Stadt allemal: Das letzte Hemd hat keine Taschen, und was die Erben mit dem Reichtum anstellen, ist und bleibt unberechenbar. Frankfurt ist eine Stifter-Stadt; nirgends sind die Stiftungen so großzügig wie in der alten Handelsstadt am Main. Das aktuelle Beispiel des Crespo-Vermächtnisses an das Städel belegt das eindrucksvoll: Die Philanthropin, Fotografin, Romanistin und Mit-Erbin des Wella-Vermögens Ulrike Crespo hätte für ihre vom Großvater ererbten Kunstwerke von Dix, Marc, Klee über Léger, Schlemmer, Kirchner bis hin zu Kandinsky, Moholy-Nagy und Feininger auf einer Auktion einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag erlösen können.

Visionär: Hilmar Hofmann, Frankfurter Kulturdezernent von 1970 bis 1990, vor „seinem“ Museumsufer


Visionär: Hilmar Hofmann, Frankfurter Kulturdezernent von 1970 bis 1990, vor „seinem“ Museumsufer
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Bild: Lutz Kleinhans

Sie forderte aber weder eine Ablöse noch einen eigenen Museumsbau auf Steuerzahlerkosten – wie in Berlin häufig Usus – oder auch nur eine namentliche Extra-Nennung, geschweige denn eine Rückhol-Klausel für die Verwandtschaft. Die Bilder gehören nun auf ewig der Allgemeinheit – deutsche Museen dürfen glücklicherweise keine Bilder deakquirieren –, und so werden von November an Schlemmers „Bauhaustreppe“ von 1931 und die neunzig anderen Preziosen mit der bestehenden Sammlung verzahnt und Kriegslücken füllen.

Blüte der Postmoderne

Bis heute charakteristisch für die Frankfurter Museen: Man bleibt in seiner Entwicklung nicht selbstgenügsam stehen oder ergeht sich in unproduktivem Kompetenzgerangel wie andernorts: Innovationen werden zügig umgesetzt, und der Wagemut, eine Fülle digitaler Angebote wie informative Podcasts anzubieten, ist groß.

Max Beckmanns „Eisgang“ von 1923 mit dem heutigen Schaumainkai war eines der Hauptstücke in der bis Ende August 2021 laufenden Ausstellung „Beckmanns Städel – Die Jahre in Frankfurt“ .


Max Beckmanns „Eisgang“ von 1923 mit dem heutigen Schaumainkai war eines der Hauptstücke in der bis Ende August 2021 laufenden Ausstellung „Beckmanns Städel – Die Jahre in Frankfurt“ .
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Bild: Bonn Städel Museum / U.Edelmann / VG Bild-Kunst

Seinem Status als Stifter- und Bürgermuseum zum Trotz kann das Städel mit der Nationalgalerie in Berlin konkurrieren, weil es aus allen Epochen und Jahrhunderten maßgebliche Werke besitzt und durch generöse Zustiftungen stets ergänzt wurde, so dass man die Geschichte der Weltkunst an hochqualitätvollen Gemälden in dieser Museumsinsel im Kleinen ablaufen kann. Architektonisch ist der großzügige Altbau unter den langjährigen und geschickt Geld einwerbenden Direktoren immer wieder spannungsreich ergänzt worden: Mit den Seitenflügeln nach dem Krieg, unter dem vergangene Woche verstorbenen Städel-Direktor Klaus Gallwitz kam 1991 der Erweiterungsbau, während Max Hollein im Jahr 2012 die unterirdischen Gartenhallen mit der aktuellen Präsentation der zeitgenössischen Moderne einweihen konnte und der amtierende Direktor Philipp Demandt derzeit Bau und Außenanlage umfänglich saniert und auch die Alten Meister ansehnlich neu gehängt hat.

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