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#Nach Herztransplantation: Impfung vorerst nicht möglich

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Nach Herztransplantation: Impfung vorerst nicht möglich

Tobias S. ist nicht gegen Corona geimpft. Nicht weil er nicht will, sondern weil er nicht kann. Vor zehn Monaten wurde ihm ein Herz transplantiert. Nach einem so schweren Eingriff raten Mediziner zunächst von jeder Impfung ab, im Fall von S. sogar für zwölf Monate. Das Risiko, dass sein Immunsystem zu heftig reagiert und das neue Organ abstößt, ist zu groß.

Weil er sich noch nicht durch eine Impfung vor Covid-19 schützen kann, schottet sich S. von der Außenwelt ab – und hofft darauf, dass möglichst viele Gesunde den Aufrufen zum Impfen folgen. „Bei den sogenannten Querdenkern wird man die wenigsten umstimmen können“, sagt S. am Telefon. Seit seiner Operation ist das die Form von Kommunikation, bei der er sich am wohlsten fühlt, weil er vor Infektionen geschützt ist. „Aber die Zweifler, die für sich selbst Risiken sehen, lassen sich vielleicht überzeugen.“

Um jene, die noch zögern, wirbt die Politik, mit Anreizen und mit Druck. Die derzeitige Impfquote – etwa 61 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft – reiche angesichts der gefährlicheren Delta-Variante des Virus nicht aus, um eine Überlastung des Gesundheitssystems im Herbst und Winter zu verhindern, mahnte zuletzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die Inzidenz sei unter den Ungeimpften mehr als zehnmal so hoch wie unter den Geimpften. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité rechnet sogar damit, dass in den kommenden Monaten wieder Kontaktbeschränkungen nötig sein werden, wenn die Impfquote nicht deutlich steigt.

Sorge vor dem Herbst

„Wenn Corona auch in diesem Herbst mit Wucht wiederkommt, habe ich schon Bedenken, wie das wird“, sagt Tobias S. Er ist 48 Jahre alt und lebt in einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg. 2018 wurde bei ihm eine seltene Erkrankung festgestellt: eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC). Das Muskelgewebe der Herzkammerwände wird dabei nach und nach durch Binde- und Fettgewebe ersetzt. Meist ist wie bei S. die rechte Kammer betroffen, in manchen Fällen aber auch die linke. „Das sieht im Endstadium aus wie das Fettgewebe bei einem rohen, küchenfertigen Hähnchen“, sagt S. Die Veränderungen verursachen Herzrhythmusstörungen, die zum plötzlichen Herztod führen können.

Tobias S. wurde an einem Sommertag vor drei Jahren klar, wie krank er war. Schon morgens auf dem Weg zur Arbeit fühlte er sich nicht gut. Am Nachmittag stellte sein Hausarzt lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen fest, einen Blutdruckabfall und einen Puls von 197. S. kam ins Diakoniekrankenhaus nach Schwäbisch Hall. Nach einer Woche hatte er die Diagnose: ARVC. In Deutschland erkrankt im Schnitt etwa einer von fünftausend Menschen daran. Die Ursache ist meist genetisch bedingt, und die Erkrankung ist an Nachkommen vererbbar. S. wurde ein Defibrillator eingesetzt, der die Rhythmusstörungen durch einen elektrischen Schlag unterbrechen sollte. Doch der „Defi“ musste zu oft eingreifen. Nach dem sechsten Mal war klar: Einen weiteren Schock würde S. wohl nicht überleben. Während die Corona-Neuinfektionen in Deutschland im Oktober 2020 zum zweiten Mal stark anstiegen, wurde ihm ein Spenderherz transplantiert.

Seine Ärzte gehören seitdem zu den wenigen direkten Kontakten, die S. hat. Sein Leben spielt sich vor allem im Haus seines Vaters ab. Nach vier Wochen Krankenhaus und vier Wochen Reha zog er Anfang des Jahres dort ein – und mit ihm strenge Corona-Regeln. Damit beide das Haus möglichst selten verlassen müssen, kauft eine Frau aus dem Ort für sie ein. Einmal pro Woche besorgt der Vater, was noch fehlt. Aber nur zu Zeiten, zu denen in den Geschäften wenig los und die Gefahr, sich anzustecken, klein ist.

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