#Neuer Schwung für den Dax

Für den Dax 500 hat es nicht ganz gereicht. Dafür hat Deutschland einfach nicht genug börsennotierte Unternehmen. Aber immerhin den Dax 40 wird es vom 20. September an geben. Nach 33 Jahren Indexgeschichte mit nur 30 Werten. Die vergangenen Jahre haben die Schwächen des Index offengelegt. Chemie, alte Energie, Banken, Autos: Die Schwergewichte hatten allesamt Probleme und haben den Index im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lassen. Er ist konjunkturabhängig und damit schwankungsintensiv. Und er hinkt in der Wertentwicklung etlichen Vergleichsindizes hinterher. Nicht zuletzt der Konkurrenz im eigenen Haus: dem M-Dax. Rückgerechnet auf Anfang 1988, ist der Dax bis heute (inklusive Dividenden) von 1000 auf gut 15.000 Punkte gestiegen. Der M-Dax allerdings von 1000 auf gut 34.000 Punkte.

Die Deutsche Börse macht daher aus der Not eine Tugend und reichert den Leitindex Dax künftig um die zehn wertvollsten Aktien des M-Dax an. Der wird kurzerhand der Hälfte seiner Marktkapitalisierung beraubt und von 60 auf 50 Werte verkleinert. Dem Dax gibt die Aktion – ausgelöst durch die Pleite des Dax-Wertes Wirecard – ein neues Gesicht. Nachdem der Berliner Lieferdienst Delivery Hero im vergangenen Jahr das erste junge tech-basierte Geschäftsmodell im Dax wurde, folgen nun im September aller Voraussicht nach der Berliner Online-Modehändler Zalando und der Berliner Kochboxenversender Hello­Fresh. Dazu könnte mit Symrise ein wichtiger Zulieferer der Nahrungsmittelindus­trie den Dax verstärken – eine Branche, die es dort bisher nicht gibt. Sartorius und Siemens Healthineers würden den Bereich Gesundheit ergänzen, der in der Corona-Pandemie deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Das buntere und jüngere Branchenbild ist eine Bereicherung für den Index. Eine grundlegende Veränderung ist es nicht. 13 Prozent werden die zehn neuen Werte ungefähr am Index ausmachen. 87 Prozent bleiben bei den alten. Wer einen börsengehandelten Dax-Fonds besitzt (ETF), wird von der Umstellung nichts spüren. Der Dax wird am 20. September mit den neuen Werten keinen Sprung nach oben machen, weil Unternehmen mit mehr als 200 Milliarden Euro Börsenwert dazukommen. Das Gewicht im Index verteilt sich nur anders. Ein bestehender Dax-Wert wie Daimler wird zum Beispiel ungefähr 0,8 Prozentpunkte an Gewicht einbüßen zugunsten der Neulinge.

Die ETF werden entsprechend Aktien von Daimler und den anderen 29 bisherigen Dax-Werten verkaufen und die neuen Aktien kaufen müssen. Doch allzu massiv sollte dieser Effekt nicht eingeschätzt werden. Mit gut 15 Milliarden Euro, die in Dax-ETF angelegt sind, besitzen sie nur gut 1,3 Prozent der Dax-Aktien. Für die meisten Werte ergibt sich nur eine Änderung im Promillebereich im Aktionariat. ETF auf den Euro Stoxx 50 sind viel größer. Auch in den Fonds auf den MSCI World und den S&P500 ist viel mehr Geld investiert als in den Dax-Produkten. Unbedeutend ist der Index aber nicht: Viele andere Aktienfonds orientieren sich am Dax, Öffentlichkeit und Analysten schauen im Leitindex genauer hin.

Der Flugzeug- und Waffenhersteller Airbus, die frühere EADS, hat schon lange Dax-Format. Da die Aktien aber zu einem großen Teil auch in Paris gehandelt werden, reichte es bisher nicht für Deutschlands erste Börsenliga. Nun ist der Aufstieg sicher, weil in Zukunft egal ist, dass ein Teil der Aktien in Paris umgeht. Mit einem Börsenwert der frei handelbaren Aktien (und nur die sind für den Dax relevant) von mehr als 60 Milliarden Euro ist Airbus auf Rang 6 der aktuellen Börsen-Rangliste. Das Gewicht im Dax wird entsprechend knapp 5 Prozent betragen. Die Indexfonds müssen also kräftig Aktien nachkaufen. Dieses ist jedoch nur ein kurzfristiges Argument für die Aktie.