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#Niemand will Afrikas Corona-Impfstoff

„Niemand will Afrikas Corona-Impfstoff“

Der Aufbau einer Impfstoffproduktion in Afrika: Mit diesem Ziel reiste Jens Spahn im vergangenen Jahr unter großem Medienrummel nach Südafrika. Gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte der damalige deutsche Ge­sundheitsminister eine Investitionsinitia­tive angekündigt, um Impfstoffe in Afrika sofort verfügbar zu haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von einem „Wendepunkt”. Man befinde sich auf dem Weg zu einer gerechteren Verteilung von Covid-Impfstoffen auf der Welt.

Claudia Bröll

Politische Korrespondentin für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

Knapp zwölf Monate später haben die Hoffnungen einen Dämpfer erhalten. Der südafrikanische Pharmakonzern Aspen teilte mit, er habe keine einzige Bestellung für seinen Covid-Impfstoff Aspenovax erhalten. Wenn sich daran nicht bald etwas ändere, müsse die Produktionsanlage für andere Zwecke verwendet werden. Aspen ist das erste und bisher einzige Unternehmen in Südafrika, in dem Covid-Impfstoffe vom Band laufen. Es füllt den Impfstoff von Johnson & Johnson ab und verpackt diesen. Demnächst sollte er unter dem eigenen Markennamen Aspenovax vertrieben werden, Aspen spricht von einem „in Afrika produzierten Covid-Impfstoff für den afrikanischen Kontinent“. Die J&J-Vakzine wurde zu Beginn der Pandemie in Südafrika als erste verabreicht, zunächst an Be­schäftigte im Gesundheitswesen im Rahmen einer Teststudie.

Versorgung vor Ort verbessern

Der an der Johannesburger Börse no­tierte Konzern hatte für den Ausbau seines Werkes in Gqeberha, dem früheren Port Elizabeth, auch Geld aus Deutschland er­halten. Die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG) gewährte einen Kredit über 144 Millionen Euro als Teil eines 600 Millionen Euro umfassenden Finanzierungspakets der International Finance Corporation (IFC), der Investitionsgesellschaft der Weltbank und anderer internationaler Institute zur Entwicklungsfinanzierung. Die Finanzierung ziele darauf ab, die medizinische Versorgung vor Ort zu verbessern, sagte eine DEG-Sprecherin. „Es ist in un­serem Interesse, die Produktion kostengünstiger Medikamente und Impfstoffe in Afrika zu unterstützen.“ In einem Vertrag mit Siemens wurde ferner vereinbart, dass die Münchner Aspen mit digitalen Lösungen für den Produktionsprozess unter­stützen.

„Wenn es weiterhin keine Bestellungen gibt, wird es sehr schwierig, die Produktionslinien weiter bereitzuhalten“, sagte Vorstandsmitglied Stavros Nicolaou am Mittwoch dem Radiosender Cape Talk. In diesem Fall müsse man wieder zu früheren Produkten wie Narkosemitteln und anderen sterilen Arzneimitteln zurückkehren. Das Werk wurde ursprünglich für sterile In­jektionslösungen gebaut. Laut dem jüngsten Jahresbericht des Konzerns sollten die Kapazitäten in Gqeberha von 300 Millionen Dosen auf 450 Millionen im Fe­bruar dieses Jahres und bis 2023 auf 700 Millionen Dosen erhöht werden.

In Afrika waren die Covid-Impfungen verspätet angelaufen, weil Industrieländer Impfstoffe für die eigene Bevölkerung ge­hortet hatten. Diese Ungleichbehandlung in einer Pandemie löste laute Proteste afrikanischer Regierungen und Institutionen wie der WHO aus. Der Ruf nach einer eigenen Impfstoffproduktion wurde laut, um unabhängig vom Rest der Welt zu sein.

Mittlerweile sind Impfstoffe reichlich vorhanden. Doch die Nachfrage lahmt. In einigen Ländern mussten Impfstoffe vernichtet werden, weil sie ihr Verfallsdatum überschritten hatten. Das Afrika-Zentrum zur Seuchenbekämpfung und Prävention (Africa CDC) der Afrikanischen Union (AU) macht logistische Probleme und Impfskepsis verantwortlich. Nur 16 Prozent der Bevölkerung in Afrika sind vollständig geimpft, in Südafrika 30 Prozent.

Trotz zuletzt deutlich gesunkener Infektionszahlen und der Aufhebung fast aller Beschränkungen ist es für eine Entwarnung aber wohl zu früh. Unlängst kündigte Südafrikas Gesundheitsminister eine fünfte Infektionswelle an. Africa CDC ruft weiter unermüdlich zum Impfen auf und ap­pelliert an afrikanische Regierungen, lokale Produzenten zu unterstützen. Es wäre kurzsichtig, sich künftig nur auf gespendete Impfstoffe zu verlassen, sagte Africa-CDC-Chef John Nkengasong. Die meisten afrikanischen Länder erhalten Impfstoffe über die Covax-Initiative der WHO und über die AU. Verfechter einer Impfstoffproduktion in Afrika verweisen zudem da­rauf, dass die Anlagen später für Impfstoffe gegen andere Krankheiten genutzt werden könnten.




Lokale Herstellung der Impfstoffe

Aspen ist nicht das einzige Unternehmen in Südafrika, das Covid-Impfstoffe herstellen will. Das halbstaatliche Unternehmen Biovac hat einen Vertrag mit Biontech geschlossen, produziert aber noch nicht. Zudem wurde im Februar ein von der WHO initiierter Technologie-Transfer-Hub in Kapstadt eröffnet. Dort hat ein Forscherteam den Impfstoff von Moderna selbst nachgebildet. Kurz zuvor hatte der aus Südafrika stammende amerikanische Milliardär Patrick Soon-Shiong einen Campus zur Impfstoffproduktion eröffnet.

Nach dem Willen der Afrikanischen Union sollen bis 2040 alle in Afrika verabreichten Impfstoffe lokal hergestellt werden. Derzeit ist es nur 1 Prozent. Zumindest bei Aspen ist man skeptisch, dass dieses Ziel erreichbar ist. „Wenn Aspen dies nicht zustande bringt“, sagte Vorstand Nicolaou, „dann sehe ich niemand sonst auf dem Kontinent, der es schafft.“

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