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#Putins American Star

„Putins American Star“

Dass Wladimir Putin auf die Experten von Fox News zählen kann, dessen darf er sich sicher sein. Zuerst spielte der amerikanische Sender die Bedrohung einer russischen Invasion in der Ukraine als „Ablenkungsmanöver“ herunter und machte sich über den „jämmerlichen“ Friedensappell von Wolodymyr Selenskyj lustig. Dann stellte Fox News den „schwachen“ amerikanischen Präsidenten Joe Biden einem vermeintlich starken und cleveren Wladimir Putin gegenüber.

Nun ist Tucker Carlson, Zugpferd des Senders, der mit Tiraden über die vermeintliche „Verdrängung“ weißer Amerikaner durch Latinos und Afroamerikaner oder die „Zensur“ von Trump-Anhängern durch linke Eliten auffällt, zum Maskottchen des Kremls avanciert – Ausschnitte aus Carlsons Show sind inzwischen regelmäßig auf dem russischen Staatssender RT zu sehen. Es ist ein neuer Tiefpunkt für Fox News, das lange als Sprachrohr und Stichwortgeber Donald Trumps fungierte und sich immer noch nur halbherzig von dessen Mär von der „gestohlenen Wahl“ distanziert.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow lobte Fox News ausdrücklich als den einzigen Sender in einer westlichen Landschaft voller „manipulierter Medien“ und „Zensur“, der „eine alternative Sichtweise präsentiert“. Der Kreml empfiehlt den staatstreuen Medien dringend, Tucker Carlson zu zitieren: Es sei „unerlässlich, so viele Fragmente wie möglich aus den Sendungen des populären Fox-News-Moderators Tucker Carlson zu nutzen“, heißt es in einem von der Zeitschrift „Mother Jones“ veröffentlichten Memo aus dem Kreml an die russischen Medien. Dass der Sender, der den gewaltsamen Tod seines Kameramanns Pierre Zakrzewski und der Produzentin Oleksandra Kuvshynova, 24, in einem Feuergefecht in der Ukraine zu beklagen hat, dazu schweigt und Carlson gewähren lässt, macht fassungslos.

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„Mother Jones“ zufolge stammt das Memo mit dem Titel „Für Medien und Kommentatoren“ aus dem russischen „Ministerium für Information und Telekommunikation“; die Empfehlung für Carlson samt einem Zitat von ihm („Wie würden sich die Vereinigten Staaten verhalten, wenn sich eine solche Situation im benachbarten Kanada oder Mexiko entwickelte?“) findet sich in einem Abschnitt des Memos, das die Bestrafung von „Falschinformationen“ über den russischen Angriff mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünfzehn Jahren hervorhebt.

Carlson hat wenig unversucht gelassen, um sich bei Wladimir Putin beliebt zu machen. Vor der russischen Invasion der Ukraine hatte er in seiner Sendung gesagt, man müsse sich doch fragen, warum man Putin eigentlich hassen solle: „Hat Putin mich je einen Rassisten genannt? Hat er jeden Mittelklassejob in meiner Stadt nach Russland ausgelagert? Hat er eine weltweite Pandemie fabriziert, die mein Unternehmen zerstört hat?“ Der russische Staatssender RT ließ sich nicht lange bitten, diesen Monolog zu übernehmen – er sendete ihn im Wortlaut, mit russischen Untertiteln. Auch Carlsons Behauptung, die Ukraine sei „mitnichten eine Demokratie, sondern ein Klientenstaat des amerikanischen Außenministeriums“, wird Applaus in Putins Propagandaapparat finden. „Hat Putin mir etwa schon mal gedroht, mich zu feuern, weil ich anderer Meinung bin?“, lautete, ausgerechnet, die Rechtfertigung Carlsons, sich auf die Seite eines Diktators zu schlagen, der den Zugang zu den sozialen Medien in seinem Land blockiert und jeden Widerspruch mit staatlicher Gewalt beantwortet.

Ein Geschenk für Moskau

Carlson geriert sich mit großem Erfolg als Herausforderer der „Mainstream“-Meinung, welche die Regierung Biden angeblich der Öffentlichkeit diktiere. Er kennt bei seiner Show kaum Grenzen – außer die der eigenen Einschaltquote. Als die Amerikaner sich nach dem russischen Angriff mit großer Mehrheit hinter die Ukraine stellten, schwenkte Carlson zu der Behauptung um, die Amerikaner und die NATO hätten Putins Invasion mit ihrer Unterstützung des Beitrittswunsches der Ukraine zur NATO absichtlich herausgefordert. In die Richtung seiner Kollegin Jennifer Griffin, die als langjährige Sicherheitsexpertin und Korrespondentin von Fox News mehrfach die Falschaussagen ihrer Kollegen und deren Interviewpartner korrigiert hat, sagt er, manche Reporter seien offenbar Agenten des Pentagons.

Carlson sei „ein grenzenloses Geschenk“ für Moskau, schrieb die „Los Angeles Times“, nachdem dieser die Sanktionen gegen russische Oligarchen als „unfair“ bezeichnet und die bei Verschwörungstheoretikern auf der politischen Rechten beliebte Geschichte von amerikanischen Biowaffen-Laboren in der Ukraine als angeblich vertuschte Wahrheit präsentierte: „Die russische Desinformation, von der uns seit Tagen gesagt wird, dass sie eine Lüge und Verschwörungstheorie sei, ist tatsächlich absolut und komplett wahr“, sagte Carlson zu der Aussage der US-Außenamtsmitarbeiterin Victoria Nuland, es gebe Forschungseinrichtungen in der Ukraine, welche die Amerikaner nicht in russischen Händen sehen wollten. Die Einzelheiten – diese Einrichtungen, auch De­fense Threat Reduction Agency (DTRA) genannt, sind kein Geheimnis, existieren auch in anderen Ländern der Welt sowie in Moskau und sind dazu gedacht, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu begrenzen – ließ Carlson wie gewohnt aus, um sich stattdessen zur eilfertigen Negierung russischer Propaganda zu versteigen und die heimischen Medien der Desinformation zu bezichtigen.

Carlson sollte „für seine beschämende Performance gefeuert werden“, forderte die „Los Angeles Times“. Freilich werde das kaum geschehen. „Stattdessen“, schrieb das Blatt, „bleibt uns die Trauer um die echten Journalisten, die Amerikaner zu informieren versuchten, anstatt sie zu täuschen.“

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