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#Qual der Wahl um das Tor des Monats: Eigentore der Politiker

Qual der Wahl um das Tor des Monats: Eigentore der Politiker

Es war wirklich nicht leicht zu entscheiden, wer im Januar das Eigentor des Monats geschossen hat. Der unvergessene Meister der Fußballmetapher im politischen Diskurs, Edmund Stoiber, würde vielleicht sogar sagen: wer der Eigentor des Monats war. Das lag nicht daran, dass es kaum Schützen gegeben hätte, die für diesen Titel in Frage gekommen wären. Wir hatten im Gegenteil die Qual der Wahl.

Berthold Kohler

Mit Friedrich Merzens Fallrückzieher müssen wir uns nicht mehr befassen; sein Versuch, sich selbst für die Merkel-Mannschaft zu nominieren, ist schon ausreichend gewürdigt worden. Titelverdächtig töricht kam manchem auch die sich in den eigenen Kasten senkende Flanke des hängenden Liberos Helge Braun vor, der im Zusammenspiel mit der SPD, den Grünen und der Linkspartei die Schuldenbremse umgrätschen wollte. Aber vielleicht war dieses Foul gar nicht so unerklärlich, wie fassungslose Zuschauer meinten. Wollte Braun vielleicht aus der Mannschaft fliegen, um die Einwechslung von Merz zu ermöglichen, die so viele Vereinsmitglieder verlangen? In der CDU ist ja mittlerweile alles denkbar. Doch der Kanzleramtsminister musste auf dem Platz bleiben und Merz draußen. Immer noch bestimmt die Trainerin Merkel, wer mitspielt. Ihr Namensvetter Max hätte wohl auch in diesem Fall kopfschüttelnd gesagt: Sauft’s weiter.

Mindestens einen Trostpreis für die Kunst, sich beim Kicken selbst ins Knie zu schießen, hat Bodo Ramelow verdient – und sein Lieblingsvideospiel „Candy Crush“ die Umbenennung in „Ramy Crash“. Wir verstehen vollkommen, dass man auf dem Bildschirm nicht Monat für Monat immer nur dieselben Gesichter der anderen Ministerpräsidenten sehen und vom „Merkelchen“ immer nur hören will, sie habe immer schon recht gehabt (was Ramelow in dieser Zeitung unumwunden zugab). Wer würde sich in den endlosen Corona-Konferenzen nicht lieber mit dem Verschieben von virtuellen Bonbons befassen als mit den abgelutschten Vorschlägen von Manuela Schwesig? Aber warum musste der Ego-Knee-Shooter Ramelow seinen Spieltrieb auch noch im neuen virtuellen Wirtshaus namens „Clubhouse“ outen? Warum musste er überhaupt ein solches Etablissement aufsuchen? Gefällt es ihm in den eigenen vier Wänden nicht?

Man muss ja nicht gleich einen Palast wie Putin haben, um im Wohnzimmer den Spruch aufhängen zu können „Trautes Heim, Glück allein“. Dem saudischen Thronfolger reicht dafür bestimmt schon sein 134-Meter-Boot. Allerdings prangt in der Kronprinzenkabine über dem Sofa nicht eine gestickte Weisheit, sondern angeblich der „Salvator Mundi“ von da Vinci. An Bord soll es sogar einen Raum geben, in dem es schneit. Dann findet sich auf einem unteren Deck bestimmt auch eine Kammer, in der man unauffälliger als in einem Konsulat unbotmäßige Kritiker kleinkriegen kann.

Verglichen mit Putins Palais am Schwarzen Meer wirkt freilich selbst diese Luxus-Dschunke nur wie eine Jolle vor einem Flugzeugträger. Was soll da diese kleinbürgerliche Neiddiskussion, ob Putin im Grundbuch als Eigentümer eingetragen ist? Das fragt im Fall von Schalke 04 doch auch keiner. Wenn weiter gilt, dass man mit Eigentum machen kann, was man will, dann gehört dem Herrn im Kreml nicht nur der Kreml, ganz Russland, die halbe Ukraine, ein ehemaliger Bundeskanzler und die Ostsee, sondern natürlich auch dieses Ferienhäuschen an der russischen Riviera. Oder ist es vielleicht schon eine Art Austragshäusl? In seinem Alter muss Putin langsam an den Ruhestand denken. Er will doch wohl nicht so enden wie Stalin!

Zuerst hatten wir ja gedacht, Putin lasse den Komplex herrichten, um einem alten Freund, der in Bedrängnis geriet, in standesgemäßer Weise politisches Asyl anbieten zu können. Eine Bar mit Striptease-Stange, ein plüschiges Casino, Bäder prächtiger als auf dem Limburger Domberg, Blattgold satt: Das deutet doch alles hin auf – na, Sie wissen schon. (Nein, nicht Lukaschenka!) Aber dann lasen wir, dass die güldenen Klosettbürsten nur 700 Euro pro Stück gekostet haben sollen. Und derartige Billigware liegt ja weit unter dem Standard des Frührentners, der uns zuerst in den Sinn kam. Er hat, das hätten wir in diesen turbulenten Zeiten fast vergessen, mit dem Aufruf zum Sturm aufs Kapitol den kapitalsten Bock von allen geschossen. Der Titel „Der Tor des Monats“ geht daher knapp, aber verdient noch einmal an Donald Trump.

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