Nachrichten

#Rettung auf der „Frauenschiene“

Rettung auf der „Frauenschiene“

Als die Taliban nach Kabul vorrückten, wurde Zarifa Ghafari in der englischen Zeitung „i“ mit den Worten zitiert: „Sie werden kommen, um Leute wie mich zu töten.“ Die 29 Jahre alte Frauenrechtlerin ist die Bürgermeisterin der Provinzhauptstadt Maidan Shar, die 40 Kilometer westlich von Kabul liegt. Dort musste sie sich gegen Widerstände behaupten: Die Taliban haben ihre Familie schon mehrfach bedroht. Im vergangenen Jahr wurde ihr Vater ermordet. Nun wartete auch sie selbst in Kabul auf den Tod: „Ich sitze hier und warte, dass sie kommen. Es gibt keine Hilfe für mich und meine Familie.“

Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels wollte das nicht einfach hinnehmen. Es ist nur sieben Wochen her, dass die Ärztin und Mäzenin den Menschenrechtspreis ihrer Stiftung an die junge Afghanin verliehen hat. Ghafari, die für ihr mutiges Engagement schon verschiedene Preise erhalten hat, war damals per Video zugeschaltet.

„Ich wünschte, mein Vater könnte das erleben“, äußerte sie bei der Preisverleihung. Ihr Vater hatte sie unterstützt und ihr eine Schulbildung in Afghanistan und ein Studium in Indien ermöglicht. Bevor sie sich erfolgreich um den Bürgermeisterposten bewarb, gründete sie einen Radiosender und eine Organisation zur Förderung von Frauen.

Mut hat viele Mädchen und Frauen inspiriert

Im Frühjahr 2020 wurde Ghafari mit dem „International Women of Courage Award“ des amerikanischen Außenministeriums ausgezeichnet. Ghafaris Mut habe viele Mädchen und Frauen inspiriert, hieß es zur Begründung. Sie öffne die Türen für eine neue Generation junger Frauen in Afghanistan.

Doch dann kehrten die Taliban zurück. Als zu Solms vor vier Tagen die Nachrichten aus Kabul von der Machtübernahme erreichten, blieb sie nicht untätig. „Ich habe die Verantwortung gespürt, etwas zu machen.“ Zu Solms engagiert sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Stiftungen und Verbänden und hat ein dichtes Netzwerk aufgebaut.

So gelang es ihr, die deutsche Verteidigungsministerin Anngret Kramp-Karrenbauer zu erreichen und „auf der Frauenschiene“, wie Solms sagt, dazu zu bewegen, sich für die Rettung Ghafaris einzusetzen. „Das war nur durch den persönlichen Einsatz von Annegret Kramp-Karrenbauer möglich.“

Denn Ghafari gehörte nicht zu jenen „Ortskräften“, die außer Landes gebracht werden sollten. Die afghanische Frauenrechtlerin habe nie mit den Deutschen zusammengearbeitet, erläutert die Frankfurter Stifterin. Dennoch gelang es ihr, dass Ghafari auf die Liste jener Personen aufgenommen wurde, die ausgeflogen werden sollen.

Wie Ghafari und ihre Familie überhaupt auf das Flughafengelände in Kabul gelangten, weiß Solms nicht genau. „Dort herrschen unsägliche Zustände.“ Nach jetzigem Kenntnisstand sei es Ghafari gelungen, mit ihrer Familie in ein türkisches Flugzeug zu gelangen.

Am Mittwochabend erreichte sie endlich die erlösende Nachricht erhielt: Ghafari ist in Istanbul gelandet – gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihrer Mutter und fünf Schwestern. „Sie ist jetzt sicher. Es waren schwere Tage“, sagt Solms. Wie es nun weitergeht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Solms hat bereits mit Ghafari in Istanbul telefoniert. „Sie sagte mir: Ich will weiter, nach Frankfurt.“

An der Rettung der jungen Bürgermeisterin haben viele mitgewirkt. Wer den entscheidenden Beitrag bei der Flucht geleistet hat, ist nicht ganz klar. Offenbar war auch das türkische Außenministerium involviert. Aber für Solms zeigt der Fall, wie wichtig es ist, Netzwerke aufzubauen – „auf der Frauenschiene“. Mit ihrer Stiftung zeichnet sie seit 1993 „Frauen mit Elitepotential“ aus verschiedenen Disziplinen aus. Ghafari ist eine von ihnen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!