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#Salamitaktik für die Jeans

Salamitaktik für die Jeans

Candiani – über diesen Namen dürfte bisher nur gestolpert sein, wer sich die Zusammensetzung seiner Jeans mal ganz genau durchgelesen hat. Hinter dem italienischen Unternehmen verbirgt sich eine Weberei für Jeansstoffe. Genauer gesagt ist es die mittlerweile einzige Weberei für Jeansstoffe, die in Europa die Globalisierung überstanden hat und nun in vierter Generation geführt wird.

Dabei gibt es noch einen zweiten Grund, weshalb man Candiani kennen sollte: Das Unternehmen stellt mit der Coreva-Faser die ersten komplett kompostierbaren Stretchjeansstoffe her. Closed nutzt die Faser schon, ebenso Stella McCartney und Denham. „Am Ende kann die Faser dem Anbau von Baumwolle dienen“, sagt Simon Giuliani von Candiani.

Der Einfall stammt von Alberto Candiani. Der jüngste Nachfahre der Unternehmerfamilie übernahm um die Jahrtausendwende die Firma seines Vaters. Er kam direkt von der Uni, war Anfang 20 und setzte auf Innovation. Damit führte er die Tradition seiner Familie fort, denn Neuerungen voranzutreiben, das war das Element, das Candiani die Abwanderung der europäischen Textilindustrie in Billiglohnländer hat überleben lassen. Als die Weberei 1938 von Luigi Candiani in Robecchetto con Induno nahe Mailand gegründet wurde, schien ihr Standort ideal: In der kleinen Stadt war Platz, die Nähe zu Mailand garantierte schnelle Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur, und der nahegelegene Fluss Tessin bot eine Grundversorgung für das wasserintensive Gewerbe.

Strenge Umweltauflagen im Naturschutzgebiet

Doch 1971 wurde das Gebiet unter Naturschutz gestellt, die Firma durfte zwar weiterhin arbeiten, musste sich jedoch an strenge Umweltauflagen halten. Albertos Großvater Primo Candiani war darüber nicht glücklich, im Nachhinein sicherte der Umstand aber das Überleben, denn der Hersteller konnte sich früh als umweltfreundliches Unternehmen einen Namen machen. Den gehobenen Jeansmarkt eroberte Candiani in den Achtzigern, als kalifornische Modemarken Jeansstretch brauchten, der trotz Dehnbarkeit nicht an Form verlor.

Minze auf Jeans: Um zu zeigen, wie der Stretch-Stoff kompostiert wird, hat man im Candiani-Store in Mailand Pflanzen darauf gesetzt.


Minze auf Jeans: Um zu zeigen, wie der Stretch-Stoff kompostiert wird, hat man im Candiani-Store in Mailand Pflanzen darauf gesetzt.
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Bild: Candiani

Hier setzt auch die Innovation von Alberto Candiani an. Für die herkömmlichen Stretchjeans wird die erdölbasierte Chemiefaser Elastan in den Denim eingesponnen. Hat die Hose ausgedient, verrottet der Stoff aufgrund des Elastananteils auch in 100 Jahren noch nicht komplett. Doch womit sollte diese praktische Faser ersetzt werden?

Die Idee kam Candiani in einem Feinkostgeschäft. Er wollte Antipasti kaufen, aber sein Blick blieb an Salamis hängen, die an Schnüren baumelten. Diese waren elastisch, und sie mussten die strengen Auflagen in der Lebensmittelindustrie erfüllen. Die Schnüre bekamen ihre Elastizität durch den Gummi des Kautschukbaums, fand Candiani heraus. Er übernahm das Material. 2019 meldete das Unternehmen die Faser mit dem Gummianteil zum Patent an. „Coreva bestand die Labortests und ist innerhalb von sechs Monaten biologisch abbaubar“, sagt Giuliani. 

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