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#Schäuble und die Jugend: „Irgendwie immer da“

In den letzten Jahren suchte Wolfgang Schäuble Kontakt zu jungen Kollegen und zur Jugend. Einer Schulklasse sagte er einmal: „Sie müssen sich wehren, wenn Ihnen meine Antworten nicht gefallen.“

Zuletzt saß Wolfgang Schäuble im Bundestag wieder zwischen den anderen Parlamentariern: „ein einfacher Abgeordneter, aber kein normaler“, wie er selbst sagte. Wenn in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten Geschichte geschrieben wurde, war er immer dabei gewesen: als Minister unter Kohl und Merkel, als Vorsitzender der CDU, als Chef der Unionsfraktion, als Bundestagspräsident. Da war es eine Umstellung, sich wieder einzureihen.

Doch Schäuble nahm die neue Rolle gern an, so gut gelaunt wie er in seinem Bundestagsbüro darüber sprach. Dort gab er nun seltener Interviews und empfing dafür öfter junge Kollegen. Als dienstältester Abgeordneter wurde er auf seine knorrige Art zu so etwas wie einem Mentor, auch wenn er dieses Wort wohl spöttisch abgetan hätte. Eher sah er sich als intellektueller Herausforderer. Einer, an dem sich junge Menschen reiben konnten.

„Wenn ihr von etwas überzeugt seid, dann kandidiert, zieht ein in die Parlamente und streitet euch mit alten Haudegen wie mir!“, rief er all jenen zu, die über die Alten und ihre politischen Versäumnisse schimpften. Nicht, weil er sich die Kritik der Jungen vom Leibe halten wollte, sondern weil er sie ernst nahm. Wer zu ihm kam, der musste mit Widerspruch rechnen, mitunter auch mit schneidendem Spott. Wer trotzdem kam, hatte immer auch seinen Respekt. Schäuble fand, wie er in einem Streitgespräch mit der jüngsten Parlamentarierin im „Focus“ formulierte: „Sie haben ein Recht darauf als Junge, dass Ihnen die Alten widersprechen.“

„Warum hat der Kain den Abel erschlagen? Wissen Sie’s?“

Das erlebte die Grünen-Politikerin Emilia Fester dann auch gleich, als sie ihm bewegt von der Zukunftsangst ihrer Generation und der Sehnsucht nach materieller Sicherheit erzählte. „Kokolores, Frau Fester!“, unterbrach Schäuble sie brüsk. „Alle wollen möglichst viel Geld. Das war schon immer so.“ Schäuble kam auf die Gier des Menschen, wie sie schon in der Bibel beschrieben wird. „Warum hat der Kain den Abel erschlagen? Wissen Sie’s?“, fragte er und insistierte, als sie sich elegant herauszuwinden suchte: „Das ist aber wichtig!“ Fester machte unbeirrt ihre Punkte, was Schäuble gut gefiel, wie er hinterher erzählte. Am Ende einigten sie sich darauf, dass man auch ohne tiefere Bibelkenntnis gute Politik machen könne, nicht aber ohne nach Antworten auf die Frage hinter der Geschichte von Kain und Abel zu suchen; die Frage, was den Menschen ausmacht. Schäubles Prophezeiung an die junge Kollegin: „Sie werden bis zum Ende Ihrer Tage mit dieser Suche nicht fertig.“

Vielleicht war es diese Suche nach dem Wesen des Menschen, die Schäuble zum Schluss auch immer öfter in Schulklassen führte. Eine Doku des SWR zeigt, wie ihm die Schüler dann ehrfürchtig ihre Fragen stellten und Schäuble ihnen die Ehrfurcht gleich wieder aus den jugendlichen Köpfen schüttelte: „Sie müssen sich wehren, wenn Ihnen meine Antworten nicht gefallen“, rief er in die staunende Klasse hinein. „Wenn Sie anderer Meinung sind, dann sagen Sie es!“ So saß er vor den Schülern: Ein Mann, auf den das selten gewordene Prädikat Autorität noch zutrifft, dem es aber viel zu langweilig war, sie auf plumpe Weise auszukosten.

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