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#Schwelbrandgefahr: Die Schattenseite der 800-Watt-Grenze beim Balkonkraftwerk

Das Solarpaket 1 hat viele erfreuliche Neuerungen zu bieten, auf die sich Balkonkraftwerk-Interessierte schon jetzt freuen dürfen. Noch ist das Gesetz nicht durch alle notwendigen Instanzen gewandert, doch schon jetzt zeichnet sich eine Schattenseite ab. Eine Änderung könnte zum Risikofaktor werden.

Schwelbrandgefahr - die Schattenseite der 800-Watt-Grenze
Schwelbrandgefahr – die Schattenseite der 800-Watt-GrenzeBildquelle: Vale

Eine Schwelbrandgefahr ist nicht zu unterschätzen. Die Brände können sich ausweiten und hohe Schäden nach sich ziehen. Durch eine der Neuerungen im Solarpaket 1, der geplanten 800-Watt-Grenze für Balkonkraftwerke, könnte das Risiko für solche Brände in elektrischen Leitungen steigen. Wer von den künftigen Änderungen profitieren möchte, sollte darum einen genauen Blick auf die eigenen Leitungen werfen. Oder sie im Zweifelsfalle von einem Elektriker begutachten lassen.

800 Watt könnten zur Überlastung des Hausnetzes mit Schwelbränden führen  

Seit 2010 wäre es nach EU-Recht möglich, die Grenze für Mini-PV-Anlagen auch in Deutschland von 600 Watt auf 800 Watt zu erhöhen. PV-Experte Holger Laudeley, der Begründer des Begriffes Balkonkraftwerk, sieht das jedoch kritisch. In einem seiner Videos erläutert er seine Bedenken und verweist dabei auf die Eigenschaften des elektrischen Hausnetzes. Ein Sicherungskasten umfasst neben einem Fehlerstromschutzschalter die sogenannten Kippsicherungsschalter. Diese sind für eine Leistung von 3.600 Watt ausgelegt, da die Kabel in der Hauswand aus dreiadrigen Leitungen mit jeweils 1,5 mm Querschnitt bestehen. Jede Leitung im Haus, die mit einer solchen Kippsicherung gesichert ist, kann bis zur Leistungsgrenze belastet werden. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) erlaubt einen zusätzlichen Reservestrom von 600 Watt. Daraus ergibt sich insgesamt eine Maximalleistung von 4.200 Watt. Diese Maximalleistung bildet zugleich die Leistungsgrenze für Balkonkraftwerke in Deutschland.

Europäische Länder nutzen größere Kabelquerschnitte

Andere Länder in Europa verbauen standardmäßig elektrische Leitungen mit einem größeren Querschnitt. Der dortige Reservestrom kann daher wesentlich größer ausfallen als in Deutschland. Somit ergeben sich auch keine Schwierigkeiten, wenn die dortigen Balkonkraftwerke größer dimensioniert werden. In Deutschland hingegen könnte laut Holger Laudeleys Bedenken eine 800 Watt Einspeisung zur Überlastung des Hausnetzes führen. Er sieht ein Risiko dafür, dass es in Einzelfällen zu Bränden oder gar Personenschäden könnte, was er ein herber Schlag für den Ausbau der Steckersolargeräte wäre. Der Diplomingenieur empfiehlt daher: „Bleibt bei dieser maximal 600-Watt-Grenze, um erstmal sicher zu sein und richtlinientreu zu sein.“ Mit 800 Watt vermutet Laudeley, dass auch neue Auflagen des VDE folgen werden.

Eine mögliche Auflage könnte ein Endstromkreis sein. Dabei verlegt man direkt von der Sicherung ein Kabel zu einem größeren Verbraucher. Ähnliche Endstromkreise finden sich in Haushalten bereits bei Geschirrspülern, Trocknern oder Waschmaschinen. Ein solches spezielles Kabel sollte es auch für Balkonkraftwerke geben, um eine Überlastung der Leitungen durch zu viele daran angeschlossene Geräte zu verhindern. Bisher ist es nämlich üblich, dass ein Balkonkraftwerk mit mehreren Verbrauchern an einem Stromkreis angeschlossen ist. Nur wenige Menschen besitzen bereits eine separate Steckdose mit passendem Endstromkreis dafür. Ein solcher Endstromkreis kann jedoch nicht durch Laien installiert werden. Man benötigt einen Elektriker, der sie verlegt.

Nicht immer schützt die Sicherung vor der Schwelbrandgefahr

In der Theorie würden viele Menschen davon ausgehen, dass bei einer Überlastung lediglich die Sicherung herausspringt und dadurch keine Gefahr durch die Balkonkraftwerke entstehen könnte. Laudeley erklärt gegenüber dem Tagesspiegel jedoch, dass dies keine Garantie für Sicherheit ist. „Bei einer unglücklichen Konstellation der an den Stromkreis angeschlossenen Geräte und wenn die Versorgungsleitung unglücklich verläuft“ ist die Sicherung allein nicht ausreichend. „Wenn die Leitung teilweise auf Holz, zum Beispiel hinter einer Einbauküche verlegt ist oder hinter einer Fußleiste, dann kann es zu Schwelbränden kommen. Falls daraus ein Brand entsteht und beispielsweise ein Kind Schaden nimmt, dann wird die Politik mit scharfen Regeln bei der Fotovoltaik reagieren. Und das war’s dann mit dem Solarboom“, äußert er seine Bedenken.

Eine direkte Leitung zum Endstromkreis verhindert dieses Problem. Einige Menschen könnten eine solche Konstellation bereits zu Hause besitzen. „Wer eine Außensteckdose auf der Terrasse oder auf dem Balkon hat, der sollte eine solche direkte Leitung zum ‚Endstromkreis‘ im Sicherungskasten haben“, erklärt Laudeley. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sich der Elektriker an die Vorschrift gehalten hat. Da das nicht immer der Fall ist, sollten Verbraucher das selbst vor dem Einstecken einer Solaranlage überprüfen. Besitzt die einzelne Steckdose einen separaten Kippschalter im Sicherungskasten, ist eine separate Sicherung für diese Leitung vorhanden.

Für Haushalte, bei denen dies nicht zutrifft, hat Laudeley dennoch einen Lösungsvorschlag zur Selbsthilfe. Man kann die Versorgungsleistung trotzdem ausschließlich für die Solaranlage nutzen. Dafür muss man alle anderen an dieser Leitung hängenden Steckdosen abkleben oder mit Kindersicherungen versehen. Einige von Laudeleys Kunden haben diese Lösung bereits umgesetzt. Der Diplomingenieur empfiehlt, dieses Vorgehen auch bereits für 600-Watt-Anlagen umzusetzen, da diese längst die Leistungsrerserve der Versorgungsleitung ausschöpfen.

Bildquellen

  • Häufige Fragen zu Balkonkraftwerken im Überblick: Foto von Michael Förtsch auf Unsplash
  • Schwelbrandgefahr – die Schattenseite der 800-Watt-Grenze: Vale

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