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#Sechs Wochen im Elektroauto: Fahrspaß pur trifft Ladefrust

Sechs Wochen im Elektroauto: Fahrspaß pur trifft Ladefrust

Wer sich ein Auto kaufen möchte, steht gegenwärtig vor einer entscheidenden Frage: In Zeiten hoher Benzin- & Diesel-Preise sowie neuer CO2-Umlagen noch immer auf ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor setzen oder doch lieber ein Elektroauto kaufen? Unser Redakteur Hayo Lücke hat dazu eine klare Meinung.

Ladeanschluss des Opel Mokka-e
Größter Hemmschuh der E-Mobilität: Lange Ladezeiten an der Ladesäule.Bildquelle: Opel

Wenn ich mich mit Freunden oder Bekannten über das Thema E-Mobilität unterhalte, tritt eines bei meinen Gesprächspartnern immer wieder deutlich in den Vordergrund: Skepsis. Die Liebe zum klassischen Verbrenner ist stark ausgeprägt; was primär an der häufig noch sehr beschränkten Reichweite der E-Autos liegt. Aber ist der Argwohn gegenüber elektrifizierten Fahrzeugen im Straßenverkehr wirklich berechtigt? Ich hatte die Möglichkeit, meinen Alltag vier Wochen lang nonstop mit einem Elektroauto zu bestreiten. Erst mit dem Peugeot e-2008 GT (Test) und direkt im Anschluss mit dem Opel Mokka-e (Test). Und kurz darauf folgten noch einmal zwei Wochen mit dem Audi e-tron (Test). Das Fazit: gemischte Gefühle.

Pure Fahrfreude

Ganz oben auf der Positiv-Liste steht hinsichtlich der E-Mobilität natürlich der Fahrspaß. Wer in einem E-Auto Platz nehmen darf und möglicherweise zum ersten Mal das Gaspedal tritt, dem wird ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Weil E-Autos das maximale Drehmoment unverzüglich abrufen können, wissen sie durch eine beeindruckende Beschleunigung zu überzeugen. Wenn man im Kia e-Niro (Test) etwa den Sportmodus aktiviert und losflitzt… Leute, Leute das macht einfach Laune!

Klar, der Spaß fällt natürlich abhängig von der Leistung und des gewählten Fahrmodus unterschiedlich hoch aus. Weil aber in Elektroautos ein 1-Gang-Getriebe zum Einsatz kommt, sind während der Beschleunigung keinerlei störende Ruckler zu vernehmen. Sanft, gleichmäßig und ohne Vibrationen beschleunigt ein E-Auto von 0 auf 50 km/h. Und schnell auch darüber hinaus – was unter Umständen die Stadtkassen in Form von mehr einzusammelnden Bußgeldern freut. Hier ist angesagt, aufzupassen, die geltenden Tempolimits einzuhalten.

Und was ist mit der Elektroauto-Reichweite?

Ganz klar: Auf der Langstrecke kann es vor allem bei richtig weit entfernten Zielen störend sein, alle 200 bis 250 Kilometer einen neuen Rastplatz ansteuern zu müssen, um das Fahrzeug mit neuer Energie zu versorgen. Denn wer mit einem E-Auto schneller als 100 km/h fährt, treibt den Energieverbrauch spürbar in die Höhe. Und das sorgt dafür, dass man die versprochene WLTP-Reichweite des Herstellers ganz sicher nicht erreichen kann. Das ist mitunter etwas anstrengend und sicherlich der entscheidende Nachteil vieler aktueller Elektroautos.

Vor allem, wenn es regnet, bereitet ein leeres E-Auto wenig Freude. Denn die wenigsten Ladepunkte sind überdacht. Ein Problem, das man bei klassischen Tankstellen außer Acht lassen kann. Aufgefallen ist mir auch, dass man auf Rastplätzen genau aufpassen sollte, wo man seinen Elektroflitzer parkt. Denn es gibt auch Örtlichkeiten, an denen nicht nur ein Anbieter seine Ladepunkte errichtet hat. Und dann kann es sich durchaus lohnen, genau zu prüfen, an welcher Ladesäule man parkt. Denn neue, moderne Ladepunkte bieten oft eine deutlich höhere Ladeleistung als ältere. Heißt mit anderen Worten: Der Ladevorgang ist an neueren Ladesäulen oft schneller abgeschlossen.

Positiv hervorzuheben ist, dass inzwischen die allermeisten bewirtschafteten Rastplätze mit mindestens einer Schnellladesäule ausgestattet sind. Ich habe aus Eigeninteresse inzwischen bestimmt 20 Raststätten zwischen Münsterland und Nordseeküste sowie im Rhein-Main-Gebiet auf die Probe stellen können und an keiner hat eine Schnellladestation gefehlt. Richtig ärgerlich wird es aber, wenn man einen Rastplatz auf der Autobahn ansteuert und die einzige verfügbare Ladesäule defekt ist. Auch das ist mir zweimal passiert und ich habe daraus die Lehre gezogen, den Akku vom Elektroauto besser niemals unter 15 Prozent zu leeren.

Keine Probleme auf der Kurzstrecke

Im Stadt- und Regionalverkehr macht aber selbst ein E-Auto, das auf dem Papier nur eine WLTP-Reichweite von 300 bis 350 Kilometern hat, ohne Wenn und Aber viel Spaß. Problemlos ist es möglich, zum Ziel und wieder nach Hause zu fahren. Und im besten Fall kann ich an den heimischen vier Wänden an einer Wallbox neue Energie nachladen. Und das in aller Regel zu günstigeren Konditionen als an öffentlichen Ladestationen.

Apropos öffentliches Laden: Auch hier habe ich in meinem mehrwöchigen Test Licht und Schatten ausmachen können. Wer die Möglichkeit hat, sein E-Auto an einer Schnellladestation (DC- oder HPC) zu laden, wird sich schnell daran gewönnen, rund 30 Minuten Zeit für den Ladevorgang einzuplanen. Einfach ’ne Runde spazieren gehen, ein schon lange aufgeschobenes Telefonat nachholen, einen kleinen Snack essen oder die verpasste Folge der Lieblingsserie auf dem Smartphone oder Tablet schauen – es gibt so viele Möglichkeiten, die Zeit während des Ladens sinnvoll zu nutzen.

Was ich persönlich als besonders praktisch empfand: Mit einem Elektroauto ist die Suche nach einem Parkplatz in der Innenstadt oft ein Kinderspiel. Denn weil E-Autos noch nicht so weit verbreitet sind, ist das Parken an Ladesäulen und den dort für Elektroautos reservierten Parkplätzen oft ohne Probleme möglich. Aber übrigens nicht grundsätzlich kostenlos. Nur wenn ein zusätzliches Schild wie „Parken während des Ladevorgangs frei“ am Parkplatz zu finden ist, ist das Parken für ein E-Auto auch ohne Parkschein erlaubt.

Schnellladen? Noch längst nicht die Regel!

Theoretisch hätte ich zwar die Möglichkeit, einen Elektrowagen zu Hause zu laden, doch unter anderem für den Test der Lade-Flatrate von elvah habe ich mich auch umfangreich mit den Lademöglichkeiten entlang von Autobahnen und auf dem Land auseinandergesetzt. Vor allem in ländlichen Gebieten sind Schnellladepunkte noch eine Seltenheit. Häufiger sind hier einzelne AC-Ladesäulen mit einer vergleichsweise geringen Ladeleistung von 22 oder 11 kW zu finden. Dort müsste man dementsprechend ziemlich lange parken, um Energie für eine hohe Reichweite nachzuladen. Wenn’s schnell gehen soll, ist das ziemlich hinderlich.

Selbst in meiner Heimatstadt Münster gibt es Stand heute nur eine einzige Ladesäule, die mir das Aufladen eines E-Autos mit mehr als 100 kW erlaubt. Hinzu kommen eine Handvoll Stationen, die bis zu 50 kW bieten, um das Elektroauto in einer akzeptablen Zeit zu laden. Das ist für eine Stadt mit mehr als 300.000 Einwohnern für mein Empfinden zu wenig. In anderen Städten wie Osnabrück oder Bonn sieht es nicht anders aus. Hier sind auch Tankstellenbetreiber wie Shell oder Aral gefragt, schnell in der Fläche für Besserung zu sorgen. Hoffnungsvoll darf man zudem auf das neu geplante Deutschlandnetz blicken, das in den kommenden zwei Jahren die Errichtung von rund 1.000 neuen Schnellladepunkten vorsieht.

Und noch etwas ist mir aufgefallen: E-Autos, bei denen man den Ladeanschluss am vorderen Kotflügel findet, sind deutlich praktischer als jene mit einem Ladeanschluss im hinteren Teil des Fahrzeugs. Vor allem an Schnellladestationen ist es mitunter etwas aufwendig, rückwärts an den Ladepunkt rangieren zu müssen, um den „Laderüssel“ mit seinem recht kurzen Kabel überhaupt mit dem E-Auto verbinden zu können.

Seitenansicht des Audi e-tron an einer Ladesäule.
Beobachtung: Die Ladekabel an vielen DC– und HPC-Ladesäulen sind recht kurz.

Fazit: Elektroauto fahren macht Spaß – Hindernisse sind aber zweifelsfrei existent

Man kann es drehen und wenden, wie man möchte: Die größten Probleme hinsichtlich der E-Mobilität im Straßenverkehr sind die oft noch (zu) geringen Reichweiten der Fahrzeuge in Kombination mit den noch nicht in der Fläche verfügbaren Schnellladesäulen. Ich kann verstehen, wenn potenzielle Interessenten sich vor allem davon abschrecken lassen, dass sie ihr Fahrzeug auf langen Strecken zu oft und dazu noch recht lange an einem Ladepunkt abstellen müssen.

Ich finde aber ehrlich gesagt auch, dass man sich bei Reisen oder Wochenendausflügen mit den Ladezeiten arrangieren kann. Mit einer kurzen Planung lassen sich die passenden Pausen für das Laden schnell und sinnvoll einplanen. Ein Außendienstler, der jeden Tag viele Kilometer abspulen muss, wird an einem E-Auto Stand heute aber noch wenig Freude haben.

Vor allem aber, wenn man etwas für die Umwelt tun möchte, kommt man um ein E-Auto nicht herum. Ja, die Produktion von Batterien verursacht auch CO2-Emissionen, ich weiß. Trotzdem gibt es mir persönlich ein gutes Gefühl, wenn ich mit einem Elektroauto unterwegs bin und neue Energie aus Ökostrom nachlade, der für keine weiteren CO2-Emissionen im Alltag sorgt.

Über allem steht für mich aber der Fahrspaß, der mit einem Elektroauto verbunden ist. Jeder, der noch nicht die Möglichkeit hatte, in einem E-Auto Platz zu nehmen: Schnellstmöglich über eine Probefahrt nachholen. Es lohnt sich! Im Anschluss kann man sich dann immer noch Gedanken dazu machen, ob man tatsächlich ein Elektroauto kauft. Denn zur Wahrheit gehört ja auch, dass E-Autos zum Teil noch deutlich teurer sind als vergleichbare Verbrenner. Doch nicht vergessen: Bis zu 9.000 Euro Umweltbonus beim Kauf eines E-Autos sichern.

Bildquellen

  • Audi E-Tron laden: Hayo Lücke / inside digital
  • BMX iX: BMW
  • Erfahrungsbericht Elektroauto: Fahrspaß trifft Ladefrust: Opel

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