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#Sewing: Der Bogen ist überspannt

Sewing: Der Bogen ist überspannt

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank bläst zum Angriff. „Wir sind an einem Punkt in Europa, wo wir den Bogen überspannen“, sagte Christian Sewing bei einer Podiumsdiskussion auf dem Frankfurt Euro Finance Summit. Die Regulierung nehme immer weiter zu. Sewing nannte die Berichtspflichten für Nachhaltigkeit als ein Beispiel für die wachsenden Anforderungen.

Inken Schönauer

Redakteurin in der Wirtschaft, verantwortlich für den Finanzmarkt.

„Wir müssen aufpassen, eine Balance zu finden, um wettbewerbsfähig zu sein“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank. In Sachen Regulierung sind Sewing die geplanten zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen unter dem Stichwort Basel IV und der europäische Absicherungsfonds der Banken ein Dorn im Auge. Er habe beides als Folge der Finanzkrise für sinnvoll gehalten, habe nun aber wenig Verständnis für immer weitere Erhöhungen.

Mit den aktuellen Plänen würden sich die Anforderungen für Banken in der EU durchschnittlich um gut 18 Prozent erhöhen, große Institute wären mit mehr als 25 Prozent noch stärker betroffen, sagte Sewing. Das habe gravierende Konsequenzen für die Wirtschaft. Europäische Banken könnten bei sonst gleichen Bedingungen 8,5 Billionen Euro weniger an Krediten vergeben. „Die US-Banken würden beim Eigenkapital von den Basel-IV-Regeln dagegen sogar minimal profitieren.“

Beiträge für Abwicklungsfonds steigen

Beim europäischen Abwicklungsfonds würden die Beiträge Jahr für Jahr steigen, sagte Sewing. Für 2021 habe das Gesamtbeitragsaufkommen mehr als 10 Milliarden Euro betragen – im Vergleich zum Jahr 2016 sei dies eine Steigerung von über 60 Prozent. Das liege aber nicht daran, dass die Risiken im europäischen Bankensystem gestiegen wären, sondern in erster Linie daran, dass die lockere Geldpolitik die Bilanzen immer weiter aufblähe. Infolgedessen taxiere das gewählte Berechnungsmodell das Zielvolumen des Fonds inzwischen auf 78 Milliarden Euro. Würde es beim ursprünglich angepeilten Volumen von 55 Milliarden Euro bleiben, könnten die europäischen Banken laut Sewing zusätzliche Kredite in dreistelliger Milliardenhöhe an die Wirtschaft vergeben.

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Mit den deutlichen Worten setzt Sewing offenbar auch schon die ersten Schwerpunkte für seine Zeit als Bankenpräsident. Bekanntermaßen ist Sewing schon gewählt und wird den Staffelstab von Hans-Walter Peters am 1. Juli übernehmen. Peters war im vergangenen Jahr noch einmal auf den Präsidentenposten zurückgekehrt, nachdem der eigentlich gewählte Nachfolger Martin Zielke überraschend seinen Rückzug vom Vorstandsvorsitz der Commerzbank angekündigt hatte.

Immer wieder wird in Finanzkreisen der schleppende Fortgang der Banken- und Kapitalmarktunion bemängelt. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies sagte auf der Konferenz, dass man bei dem Thema vorangekommen sei, das aber noch nicht ausreiche. „Die EU-Kommission muss hier jetzt noch mal richtig Gas geben“, sagte Kukies. Allerdings sei das Thema komplex. Auch hierbei stellte Deutsche-Bank-Chef Sewing bei seinen Ausführungen auf das Thema Nachhaltigkeit ab. Ein gemeinsamer europäischer Kapitalmarkt sei die Voraussetzung dafür, dass die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft gelingen könne. Dies erfordere so viel Kapital von privaten Investoren, dass nur ein integrierter europäischer Kapitalmarkt diesen Bedarf werde decken können. „Ohne einen integrierten Kapitalmarkt in Europa wird es keinen ,Green Deal‘ geben“, sagte Sewing mit Nachdruck.

Dissens wegen Pandemie-Kaufprogramm

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sagte auf der Veranstaltung, dass er sich ein schrittweises Auslaufen der billionenschweren Pandemie-Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) vorstellen könne, wenn die Zeit dafür gekommen ist. „Aufgrund der immer noch bestehenden Unsicherheit können wir den Ausstieg aus dem geldpolitischen Krisenmodus nicht weit im Voraus festlegen“, sagte Weidmann bei der Veranstaltung. Um das Pandemie-Kaufprogramm PEPP dann aber nicht ruckartig beenden zu müssen, könnten die Käufe im Vorfeld schrittweise zurückgeführt werden, sagte er. Darüber herrscht offenbar kein Konsens.

EZB-Direktor Fabio Panetta hat sich unterdessen dafür ausgesprochen, wesentliche Elemente der geldpolitischen Krisenpolitik auch nach Überwindung der Pandemie beizubehalten und hatte dabei offenbar auch das PEPP im Blick. „Wir sollten danach streben, die unkonventionelle Flexibilität zu bewahren, die uns während der Pandemie gute Dienste geleistet hat“, sagte Panetta am Montag auf einer Konferenz der Zentralbanken des Mittelmeerraums laut der Nachrichtenagentur Reuters.

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