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#Sie starben, als das Land wieder zum Leben erwachte

Sie starben, als das Land wieder zum Leben erwachte

Es war schönstes Ausflugswetter zu Pfingsten in ganz Italien, vom Brenner bis nach Sizilien. Es war, als vernehme man einen kollektiven Seufzer der Erleichterung: der dunkle Schleier der Pandemie fortgerissen, alle zwanzig Regionen des Landes soeben von der Regierung zur „gelben Zone“ deklariert, mit geringem Infektionsrisiko und geringen Einschränkungen.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Aber Pfingstsonntag 2021 wird in Italien nicht als Auftakt zu einem Sommer „jenseits des Virus“ in Erinnerung bleiben, sondern als Tag der Tragödie von Stresa am Lago Maggiore. Von dort, jenem von der Schönheit der Natur besonders gesegneten Flecken des Belpaese, kamen am Sonntag und tags darauf, von Ermittlern und Augenzeugen, die noch disparaten Nachrichten von Hergang und Ursache der Katastrophe.

Die bergfahrende Kabine war mit 15 Personen besetzt, unter ihnen zwei Buben im Alter von fünf und sechs Jahren sowie ein zwei Jahre altes Kleinkind, und befand sich kaum noch hundert Meter von der Bergstation der Seilbahn Stresa-Mottarone entfernt. Aus bisher ungeklärter Ursache riss, kurz vor 13 Uhr, mit einem lauten Knall das Tragseil. Die Kabine raste talwärts. Mit abermals ohrenbetäubendem Lärm schlug die Kabine, nach wiederum kaum hundert Metern, gegen den letzten Betonpfeiler der Seilbahn, den sie kurz zuvor passiert hatte. Danach stürzte die Kabine etwa 15 Meter in die Tiefe, prallte auf steilem Gelände in der Schneise unter der Seilbahn auf den Boden, überschlug sich mehrfach und blieb schließlich im dichten Baumbestand liegen, der die etwa zwanzig Meter breite Schneise säumt. Nach Schätzungen eines Helfers, der an der Bergung der Opfer beteiligt war, vergingen vom Augenblick des Seilrisses bis zum Aufprall der Kabine an dem Pfeiler und auf dem Boden acht bis allenfalls zehn Sekunden.

Die fünf und sechs Jahre alten Jungen atmeten noch

Die sterblichen Überreste von acht Opfern fanden die Einsatzkräfte in dem schwer zugänglichen Waldstück, manche von ihnen 40 Meter von der zerstörten Kabine entfernt. Aus den Trümmern wurden fünf weitere Todesopfer geborgen, unter ihnen das zweijährige Kleinkind. Die beiden fünf und sechs Jahre alten Jungen in den Kabinentrümmern atmeten noch, sie wurden, mit lebensgefährlichen Verletzungen, ins Krankenhaus Regina Margherita nach Turin geflogen. Der sechs Jahre alte Mattia P. starb am Sonntagabend in der Klinik.

Der einzige Überlebende der Katastrophe war am Montag der fünf Jahre alte Eitan Moshe B. Er hatte Frakturen an beiden Beinen und weitere Knochenbrüche erlitten, seinen Zustand konnten die Ärzte nach einer Notoperation stabilisieren. Eitans Eltern waren 2018 aus Israel nach Italien gekommen. In Pavia hatte Eitans Vater Amit B., 30 Jahre alt, sein Medizinstudium abgeschlossen. Er und seine 27 Jahre alte Ehefrau Tal überlebten das Unglück nicht. Ebenso wenig wie ihr kleiner Sohn Tom B., mit zwei Jahren das jüngste Opfer der Katastrophe. Gestorben sind bei dem Unglück auch Eitans Großeltern, 83 und 71 Jahre alt. Sie waren zu einem Frühjahrsbesuch aus Israel nach Italien gekommen.

Neben der israelischen Familie, fast vollständig ausgelöscht bei einem Ausflug an den Lago Maggiore, gehört ein 27 Jahre alter Iraner, der seit mehreren Jahre in Kalabrien gelebt hatte, zu den ausländischen Opfern. Entgegen ersten Berichten vom Sonntagnachmittag befanden sich keine Deutschen in der Seilbahn. Die weiteren Opfer waren zwei Paare Ende zwanzig und eines Ende Mitte vierzig aus der Lombardei und aus Kalabrien sowie eine dreiköpfige Familie aus der Emilia-Romagna, unter ihnen der sechs Jahre alte Junge.

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