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#So funktioniert Protektionismus

So funktioniert Protektionismus

Es herrscht wieder Goldgräberstimmung in der deutschen Stahl- und Aluminiumbranche, beinahe wie zu Anfang des Jahrtausends. Jahrelang haben die Stahlöfen Verluste geschrieben. In der Corona-Krise brach der Verbrauch in der EU um 13 Prozent auf 134 Millionen Tonnen ein. Die Tonne Warmbandstahl wurde für 380 Euro gehandelt. Schon Ende vergangenen Jahres aber ist die Nachfrage sprunghaft gestiegen. Fachleute rechnen 2021 mit einem satten Plus von 11 Prozent. Der Spotmarkt ist leergefegt. Der Preis je Tonne Warmbandstahl liegt bei 880 Euro. Ähnlich sieht es beim Aluminium aus. Für die Stahlkocher sind das gute Nachrichten. Der seit Jahren kriselnde Thyssen-Krupp-Konzern macht mit Stahl wieder Gewinn.

Hendrik Kafsack

Nicht so gute Nachrichten ist die Rally – die Wirtschaftsvereinigung Stahl spricht nach etwas schwächeren Februarzahlen von einer „störanfälligen Erholung der Stahlkonjunktur“ – für die Abnehmer. Sie leiden nicht nur unter hohen Preisen, sondern auch unter langen Lieferzeiten. Statt acht bis zehn Wochen müsse er mit sechs Monaten rechnen, klagte der Präsident des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung und Chef des Zulieferers Stüken, Hubert Schmidt, jüngst in der F.A.Z. Teilweise reichen die Lieferzeiten bis ins dritte Quartal.

Grund für den Engpass ist der Kapazitätsabbau, mit dem viele Unternehmen in der EU auf die Corona-Krise reagiert haben. Er ist aber auch Folge der zunehmenden Abschottung des europäischen Markts vor der Konkurrenz aus Asien, Russland oder Brasilien. Die Lage am Stahlmarkt ist ein Paradebeispiel dafür, wie die EU sich mit ihrer oft protektionistischen Handelspolitik ins eigene Fleisch schneidet – trotz aller Freihandelsschwüre.

Weltweit wachsender Protektionismus 

Denn auf dem Weltmarkt ist durchaus ausreichend Stahl und Aluminium vorhanden. Die Produktion ist 2020 sogar gestiegen. Die EU aber erschwert die Einfuhr, um die eigenen Produzenten zu schützen. „Die sind die Gewinner mit prallen Auftragsbüchern und Kassen“, sagt der Aluminiumhändler Volker Schütte vom Bremer Familienunternehmen Lodec Metall – und die anderen schauen sprichwörtlich in die Röhre. Schütte ärgert der wachsende Protektionismus in der EU und der übrigen Welt. Er hat es sich zur Mission gemacht, dagegen anzukämpfen, auch wenn er selbst finanziell davon profitiert, wie er betont.

Die EU schränkt den Handel dabei auf doppelte Weise ein. Erstens hat sie im Juli 2018 die Einfuhr von Stahl durch Schutzklauseln („Safeguards“) beschränkt und so die Einfuhr für 26 Stahlprodukte faktisch eingefroren. Alles, was darüber hinausgeht, wird mit einem Zoll von 25 Prozent belegt. Die EU reagierte damit auf die damals vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump verhängten und weiter aktiven Schutzzölle auf Stahl und Aluminium. Weil Trump den amerikanischen Markt dichtmachte, drohte die EU mit überschüssigen Produkten überschwemmt zu werden. Das sollten die „Safeguards“ verhindern.

Immer mehr Antidumping-Zölle

Zweitens belegt die EU immer mehr Produkte mit Antidumpingzöllen. Insgesamt waren Ende des vergangenen Jahres 150 Antidumpingzölle in Kraft, ein Großteil davon auf Stahl. Allein 33 Zölle betrafen verschiedene Stahl- und Aluminiumprodukte aus China. Gerade erst hat die Kommission mit Antidumpingzöllen auf chinesische Aluminium-Walzprodukte nachgelegt.

Die Kritik der Verarbeiter konzentriert sich auf die Schutzklauseln. Die laufen eigentlich Ende Juni aus. Eine Verlängerung ist nach den Regeln der Welthandelsorganisation schwierig. Auch kann im Augenblick, anders als noch vor einigen Jahren, keine Rede davon sein, dass chinesischer Stahl den Weltmarkt überschwemmen würde. Dazu ist die Stahlnachfrage in China selbst viel zu hoch.

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