Nachrichten

#So sollen Raketen schon bald von der Nordsee aus starten

So sollen Raketen schon bald von der Nordsee aus starten

Zuerst sah es wie eine fixe Idee aus, und noch immer sind viele Hürden zu überwinden, bevor tatsächlich kleine Trägerraketen von einer schwimmenden Plattform in der Nordsee starten können. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und ein Konsortium von Unternehmen setzen sich seit Monaten für das Vorhaben ein und haben schon mehrere Schritte in die entsprechende Richtung gemacht. Ein Spezialschiff wurde ins Auge gefasst, von dem aus die Flugkörper abheben könnten, und eine Allianz mehrerer Partner gegründet, die Aufbau und Betrieb der Plattform übernehmen wollen.

Am Montag haben nun mehrere Hersteller kleiner Raketen, sogenannter Microlauncher, ihre Absicht bekundet, den Startplatz tatsächlich zu nutzen, wenn er denn entsteht. Sie wollen von dort aus Kleinsatelliten in den Orbit transportieren. Solche Produkte seien „Trendsetter“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zur Vertragsunterzeichnung in Berlin. „Ihnen gehört die Zukunft.“ Die Bundesregierung wolle helfen, das deutsche Unternehmen in dem Geschäft vorne mitspielen könnten.

Zu den vier Herstellern gehört die Rocket Factory Augsburg, hinter der das Raumfahrtunternehmen OHB aus Bremen steht. Außerdem sind Hyimpulse aus Neuenstadt in Baden-Württemberg, T-Minus aus den Niederlanden und Skyrora aus Großbritannien an einer Nutzung des mobilen Startplatzes interessiert. Sie alle entwickeln kleine Trägerraketen, die in Zukunft für den Aufbau großer Satellitenfelder im Orbit eine entscheidende Rolle spielen sollen.

„Zentral für die New-Space-Wertschöpfungskette“

Bis zum Jahr 2030 würden 15.000 Satelliten ins All geschossen, rechnete der Präsident des BDI, Siegfried Russwurm, am Montag vor. 90 Prozent davon seien Kleinsatelliten mit einem Gewicht von weniger als 500 Kilogramm. Um diese kostengünstig und in großer Zahl ins All befördern zu können, brauche es nicht nur die Trägerraketen, sondern auch den entsprechenden Startplatz. Dieser sei „zen­tral für eine New-Space-Wertschöpfungskette“ in Deutschland. Der Begriff „New Space“ umschreibt die zunehmend kommerzielle Nutzung der Raumfahrt, von der sich viele Unternehmen einen wachsenden Markt erhoffen.

Das Projekt einer schwimmenden Startrampe hatte vor knapp zwei Jahren mit einem Vorstoß von OHB begonnen. Später gründete sich die German Offshore Spaceport Alliance, zu der neben OHB unter anderen das Bremer Unternehmen BLG Logistics, der Versicherungsspezialist Lampe & Schwartze und die Reederei Harren gehören. Sie soll für den Betrieb des Schiffes zuständig sein, von dem aus die Raketen abheben sollen. Als Nächstes ist eine Machbarkeitsstudie geplant, die sich mit rechtlichen und regulatorischen Hürden befassen soll. Die Kosten dafür werde das Wirtschaftsministerium zur Hälfte tragen, kündigte Altmaier in Berlin an. Zudem ist eine Anschubfinanzierung zwischen 25 und 27 Millionen Euro nötig, über die noch nicht entschieden ist.

Thomas Jarzombek, Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, kündigte an, aufs Tempo drücken zu wollen. Man habe die Absicht, „noch über das Ziel gehen“, bevor die nächste Bundesregierung ins Amt kommt. Ob das gelingt, ist aber offen. Die Sorge ist, dass eine andere Koalition, etwa unter Beteiligung der Grünen, das Projekt kritischer sieht und womöglich kippt.

350 Kilometer vor der deutschen Küste

Ein Startplatz für kleine Raketen auf dem deutschen Festland gilt als kaum realisierbar, auch wegen des komplexen deutschen Planungsrechts. Daher haben sich die Verantwortlichen beizeiten auf eine schwimmende Plattform oder ein Spezialschiff festgelegt, das von Bremerhaven aus betrieben werden soll.

Für die Starts soll es einen Punkt am äußersten nordwestlichen Rand der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee ansteuern. Trotz der großen Entfernung rund 350 Kilometer von der deutschen Küste sind die rechtlichen Umstände nicht einfach. Schifffahrt und Offshore-Windparks dürfen keinesfalls gefährdet werden. Auch gilt es als wahrscheinlich, dass Umweltverbände gegen das Projekt Sturm laufen werden, möglicherweise auch mit Klagen.

Die beteiligten Unternehmen wollen sich davon aber nicht abschrecken lassen, denn das Potential der Technik ist aus ihrer Sicht riesig. Fachleute der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley schätzen, dass der Markt für Anwendungen im Weltall bis zum Jahr 2040 ein Volumen von mehr als einer Billion Dollar erreicht, etwa dreimal so viel wie im Jahr 2016.

Von der eigenen Startbasis verspricht sich der BDI eine Signalwirkung, dass sich deutsche Unternehmen eine wichtige Position in dem Markt erkämpfen wollen. Das Projekt soll die Logistik erleichtern und den Herstellern hierzulande den bürokratischen Aufwand ersparen, wenn sie ihre Raketen zu Startplätzen in anderen Teilen der Welt transportieren müssen. Die Technik fällt in den Bereich der Dual-Use-Güter, für deren Export besondere Genehmigungen erforderlich sind, da sie ebenso zivil wie auch militärisch eingesetzt werden können.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!