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#„Steadfast Noon“: Die NATO übt den Atomkrieg

Einmal im Jahr üben NATO-Piloten, wie sie Atombomben ins Ziel bringen. Lange Zeit war dieses Manöver hoch geheim. Jetzt gibt die Allianz erstmals Einblick in Details.

Jedes Jahr übt die NATO den Atomkrieg, diesmal über der nördlichen Adria und dem Tyrrhe­nischen Meer zwischen Sardinien und Sizilien. Das Manöver „Steadfast Noon“ hat vorige Woche begonnen, noch bis Donnerstag werden 60 Flugzeuge aus 13 Mitgliedstaaten trainieren, wie sie im Ernstfall die in Europa lagernden amerikanischen Atombomben ins Ziel bringen.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Die Übung sende „das deutliche Signal, dass die NATO ihre Verbündeten schützen und verteidigen wird“, teilte Jens Stoltenberg mit, der Generalsekretär der Allianz. Das wiederum ist Teil einer neuen Strategie, die es so erst seit zwei Jahren gibt: Das Bündnis informiert von sich aus über die Übung, die früher streng geheim war. In diesem Jahr geht es noch einen Schritt weiter. Erstmals konnten die F.A.Z. und zwei weitere internationale Zeitungen mit den Verantwortlichen über Details sprechen.

Der heikelste Punkt ist stets das Szenario, das der Übung zugrunde liegt. Na­türlich muss sich die nukleare Abschreckung der Allianz vor allem gegen Russland richten, dessen Präsident Wladimir Putin seit Beginn seines Überfalls auf die Ukraine mehrmals mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht hat. Die NATO bleibt trotzdem bei ihrer zurückhaltenden Rhetorik.

Szenarien dienen einem Stresstest

„Wir üben keine Szenarien gegen Russland“, sagt Jessica Cox, Direktorin für nukleare Planung im politischen Hauptquartier der NATO, „aber wir versuchen auf realistische Weise zu üben“. Man darf das so verstehen: Im Drehbuch des Manövers richtet sich der Angriff ge­gen ein fiktives Land. Aber die Herausforderungen, denen sich die angreifenden Piloten gegenübersehen, sind realen Fähigkeiten Russlands nachgebildet.

Oberst David Bunch, im militärischen Hauptquartier der Allianz für Europa für nukleare Einsätze zuständig, erläutert das so: Es gehe um Einsätze in einer „hoch umkämpften Umgebung“. Das betreffe alle Dimensionen der Kriegsführung, Abwehrsysteme am Boden ebenso wie den Cyberraum. „Wir nehmen die Waffen auf, wir testen unsere Befehls- und Einsatzverfahren bis hinauf zur politischen Kontrollebene.“ Die Szenarien dienten einem Stresstest. Dazu gehöre, dass es zu simulierten Ausfällen komme, die dann ersetzt werden müssten. Wie bei jeder Übung gebe es ein rotes und ein blaues Team; das rote Team ist der Gegner, der einen Angriff abzuwehren versucht.

Den wiederum darf man sich nicht so vorstellen, als würde die NATO ein einzelnes Kampfflugzeug mit einer Atombombe im Tiefflug zu seinem Ziel schicken. „Es gibt ein umfassendes Paket in der Luft und am Boden, das einen solchen Atomwaffeneinsatz unterstützen würde“, erläutert Cox, „um sicherzustellen, dass das Flugzeug sein Ziel erreicht und wieder sicher zurückkommt“. Deshalb üben die fünf Mitgliedstaaten, die amerikanische Atombomben mit ihren Flugzeugen abwerfen können, auch nicht allein – das sind Belgien, Deutschland, die Niederlande, Italien und die Türkei.

Mit dem Wort „nuklear“ steigt die Aufmerksamkeit

Weitere Verbündete leisten Begleitschutz mit Jagdflugzeugen sowie Flugzeugen, die Radaranlagen am Boden aufklären, stören und zerstören können. SNOWCAT heißt dieser Verbund, das Akronym für Support of Nuclear Operations with Conventional Air Tactics, die Unterstützung von Atomwaffeneinsätzen mit konventionellen Flugtaktiken. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Flugzeugträger: Der operiert auch nur im Verbund mit einem Dutzend Schiffen, die ihn schützen.

Für einen externen Beobachter würde sich eine Atomwaffenübung kaum von einem konventionellen Manöver unterscheiden, sagt Oberst Bunch, der zwanzig Jahre Erfahrung mit nuklearen Operationen hat. „Für uns ist es aber ein großer Unterschied. Sobald man das Wort nu­klear zu etwas hinzufügt, steigt das Maß der Aufmerksamkeit, und das aus guten Gründen.“ Jeder, der an einem solchen Manöver teilnehme, verstehe „das besondere Vertrauen und die Vertraulichkeit“, die damit verbunden seien. Es geht dabei auch um den Zusammenhalt: „Nukleare Teilhabe“ ist geteilte Verantwortung.

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