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#Studie kritisiert Strukturen in deutscher Corona-Forschung

Studie kritisiert Strukturen in deutscher Corona-Forschung

Auch im zweiten Pandemiejahr gibt es keine allgemeingültige Definition, die das Long-Covid- oder Post-Covid-Syndrom beschreibt. Klar ist nur, dass etwa 10 Prozent der mit Sars-CoV-2 infizierten Menschen langfristige Symptome aufweisen, die mehrere Wochen oder Monate andauern können. Zu den häufigsten gehören extreme Erschöpfung (Fatigue), Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Atemnot, sowie der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, sowie weitere neurologische Symptome.

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

„Besonders tückisch ist: Langfristige Beschwerden können auch dann auftreten, wenn die Infektion selbst symptomlos oder nur mit einem milden Krankheitsverlauf durchlebt wurde“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Donnerstag in Berlin.

Karliczek mahnt zu Geduld

Nach der Veröffentlichung der Förderrichtlinie zu Forschungsvorhaben der Long-Covid-Symptomatik beginnen jetzt zehn Forschungsverbünde, die das Bundesbildungsministerium (BMBF) bis zu zwei Jahre lang mit insgesamt 6,5 Millionen Euro fördert. So untersuchen die Universitätskliniken in Dresden, Regensburg und Homburg die Fehlfunktion des Immunsystems.

Auch ein Forschungsverbund der Universitätsklinik in Köln mit dem Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns erforschen, wie die Fehlregulationen des Immunsystems durch „Umprogrammierungen“ von Immunzellen verbessert werden können. Das Uniklinikum Jena, die TU Ilmenau, sowie die Universität Magdeburg widmen sich Long-Covid bei Kindern und arbeiten dafür auch mit niedergelassenen Kinderärzten zusammen.

Auch die psychosozialen Bedürfnisse von Patienten mit Long-Covid werden erforscht – beteiligt sind die TU München, die Uni-Kliniken in Freiburg, Halle, Magedeburg, Tübingen und Ulm. In einer Pilotstudie wird auch untersucht, wie individuell abgestimmte Trainingsprogramme die körperliche Ausdauer von Long-Covid-Patienten sicher und wirksam verbessern kann. Ein Forschungsverbund des Instituts und der Poliklinik für Medizinische Psychologie in Hamburg mit der Universitätsmedizin in Greifswald kümmert sich um die Einschränkungen der Lebensqualität, sowie Versorgungsbedarf von Betroffenen im Gesundheitswesen mit Long-Covid-Symptomen.

Er will dabei die Perspektive von Hausärzten ebenso berücksichtigen wie die rehabilitationsmedizinischer Einrichtungen. Für ihre Forschung können die Wissenschaftler auf einen in den Pandemiemonaten gesammelten Datensatz zu Long-Covid-Fällen zurückgreifen. Karliczek mahnte bei der Vorstellung der Forschungsverbünde zur Geduld und sicherte zu, dass die Projekte weiterfinanziert werden, wenn nach Ablauf der Förderlaufzeit weitere Forschung nötig ist.

Angelsächsische Forschung weitaus effektiver

Kritisch beurteilen Schweizer und deutsche Forscher den deutschen Beitrag zur internationalen Covid-19-Forschung bei randomisiert-kontrollierten klinischen Studien. In einem noch nicht begutachteten Preprint kritisieren die Forscher eine fehlende Studienkultur, langwierige Genehmigungsverfahren, fehlende Ressourcen. In Deutschland fehle es an Methodenkompetenz bei klinischen Studien im akademischen Bereich (Biostatistik, klinische Epidemiologie).

Die Förderung von Strukturen und Netzwerken klinischer Studien müsse vorangetrieben werden. Das Problem liegt nach Auffassung einiger Forscher nicht in der Anzahl der Studien, sondern in der Planung und Durchführung. Nicht von allen wird diese Einschätzung geteilt, einige erhoffen sich auch von dem vom BMBF ins Leben gerufenen Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) Verbesserungen. Einig waren sich alle an dem Preprint beteiligten Wissenschaftler, dass die angelsächsische klinische Forschung weitaus effektiver arbeitet.

Das BMBF hat auf Anfrage der F.A.Z. darauf hingewiesen, das NUM diene nicht primär dem Ziel, klinische Studien zu Therapieverfahren durchzuführen. Vielmehr sei es gegründet worden, um Maßnahmenpläne, Diagnostik- und Behandlungsstrategien der deutschen Universitätskliniken zusammenzuführen. Klinische Studien solle es nur dann geben, wenn sie der themenbezogenen Forschung des Netzwerks dienten.

Das BMBF habe im Januar dieses Jahres auch eine Förderrichtlinie zur Entwicklung von Medikamenten und anderen Covid-19-Therapeutika in den klinischen Testphasen I und II veröffentlicht und im Juni neu aufgelegt. Dazu stelle es bis zu 90 Millionen Euro zur Verfügung. Bislang gebe es aber noch keine schlagenden Durchbrüche bei der Therapieentwicklung.

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