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#Tag des Ehrenamts: „Von Sonntagsreden ins Montagshandeln kommen“

Die Zahl der Ehrenamtlichen in Sportvereinen und der Kirche ist rückläufig. Andere Bereiche haben Zulauf, beklagen jedoch Unsicherheiten bei der Finanzierung. Ein besserer politischer Rahmen muss her.

„Das vielfältige Engagement von Menschen im ganzen Land ist eine wesentliche Stärke unserer Demokratie“, sagt Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Am internationalen Tag des Ehrenamts am Dienstag weist sie, wie auch Bundespräsident Steinmeier, auf nötige Reformen hin: „Es soll einfacher werden für diejenigen, die sich engagieren wollen und damit unsere Gesellschaft resilienter machen.“

Nina Bub

Volontärin

Sowohl Sportvereine als auch die Evangelische Kirche berichten, dass die Zahl der Ehrenamtlichen in den vergangenen Jahren zurückgegangen sei. Laut Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) sind rund eine Million weniger Menschen ehrenamtlich in Sportverbänden tätig als noch 2014. Gleichzeitig belegt eine Umfrage des DOSB, dass sich mehr Menschen ein ehrenamtliches Engagement vorstellen könnten. Nun gehe es darum, das Engagement an Lebensrealitäten anzupassen, sagt DOSB-Vorständin Michaela Röhrbein.

Neue Strategie geplant

Bis voraussichtlich Ende nächsten Jahres will die Bundesregierung eine neue Engagementstrategie verabschieden. Die angekündigte Reform ist die politische Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen und geänderte Rahmenbedingungen. Der Inhalt dieser Strategie ist bislang offen. „Wir müssen von den Sonntagsreden ins Montagshandeln kommen“, sagt der Vizepräsident des Malteser Hilfsdiensts in Deutschland, Albrecht Prinz von Croy. Eine Rede des Bundespräsidenten über die Relevanz des ehrenamtlichen Engagements helfe da nicht, stattdessen brauche es einen planbaren Haushalt.

Im Sommer wurden Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 in Höhe von 78 Millionen für die Freiwilligendienste angekündigt. Diese Kürzungen hat der Haushaltsausschuss in seiner Bereinigungssitzung zwar zurückgenommen. Doch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt 2021 verunsichert die Anbieter der Freiwilligendienste. Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Kirchen und Sportvereine sind auf die Arbeit von Ehrenamtlichen angewiesen.

„Der Freiwilligendienst steht on hold“, sagt von Croy von den Maltesern. Vor allem die Sportvereine wären von möglichen Kürzungen bei den Freiwilligendiensten betroffen. Junge Menschen lernten als Übungsleiter die Vereinsarbeit kennen und blieben ihren Vereinen über den Freiwilligendienst oft in weiteren Funktionen treu, sagt Isabell Boger vom Landessportbund Hessen. Wenn die Stellen der Freiwilligendienste gekürzt würden, fehle der Nachwuchs.

Bevölkerungsschutz als Sinn

Wie Michaela Röhrbein vom DOSB sagt, ist die Ausbildung der Ehrenamtlichen ebenfalls ein entscheidender Faktor: Ausgebildete Ehrenamtliche blieben im Schnitt doppelt so lang im Amt wie Menschen ohne Ausbildung. Hier müsse angesetzt werden, die Ausbildung müsse verbessert und online angeboten werden, wo dies möglich sei. Außerdem solle Bürokratie abgebaut werden – aktuell muss beispielsweise jede Satzungsänderung vom Sportverein notariell beglaubigt werden. Röhrbein fordert zudem steuerrechtliche Erleichterungen: Freiwilligendienste sollten auch in Sportvereinen umsatzsteuerbefreit sein, wie bei Wohlfahrtsverbänden.

Beim Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist das ehrenamtliche Engagement ungebrochen: Der Feuerwehrverband, das Technische Hilfswerk (THW) und auch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz und die Malteser berichten auf Anfrage der F.A.Z. von stabilen und wachsenden Zahlen von Ehrenamtlichen. „In großen Städten haben wir sogar Wartelisten für Ehrenamtliche. Die Leute sehen einen Sinn darin, sich im Bevölkerungsschutz zu engagieren“, sagt Katrin Klüber vom THW. Nach Katastrophen melden sich viele Menschen, um zu helfen – zum Beispiel nach der Flut im Ahrtal. „Viele haben sich mit Schippe und Eimer auf den Weg gemacht, aber ohne Koordination wurde diese Hilfe schnell chaotisch“, sagt von Croy von den Maltesern. Für einen zielgerichteten Einsatz braucht es die Koordination durch Institutionen.

Doch die ehrenamtlichen Helfer werden nicht gleichbehandelt: Ehrenamtliche vom Technischen Hilfswerk und der freiwilligen Feuerwehr werden für ihre Einsätze vom Arbeitgeber, wie gesetzlich vorgeschrieben, freigestellt und sind entsprechend versichert – Helfer von anderen Hilfsorganisationen dagegen nicht. Sowohl Vertreter der Malteser als auch vom Deutschen Roten Kreuz fordern eine sogenannte Helfergleichstellung.

Das bedeutet, dass ehrenamtliche Helfer bundesweit in Hilfsorganisationen wie dem DRK rechtlich mit den Einsatzkräften der freiwilligen Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk gleichgestellt werden. Sie weisen darauf hin, dass es gerade in Situationen wie Flutkatastrophen wichtig sei, die gleichen Rechte und Leistungen für alle ehrenamtlichen Einsatzkräfte im Bevölkerungsschutz sicherzustellen.

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