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#Kommentar: Verzichten Sie nicht auf das Lebensmittel Kultur!

„Kommentar: Verzichten Sie nicht auf das Lebensmittel Kultur!“




Das Kino feiert in Cannes, das Theater in Berlin, das Streaming verheißt neue Hypes – aber die Lage ist schlecht. Das liegt eher an Stimmungen als an Weltkrisen.

Diesen Satz kennen Sie: Die Corona-Krise ist noch längst nicht ausgestanden, schon wachsen Kriegs- und Wohlstandssorgen bedrohlich. Als Befund steht er häufig in Analysen über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Aber der Satz trifft in besonderer Weise auch auf die Kultur zu. Weil sie – als die Meta-Ebene des Lebens – diese großen Bereiche des Miteinanders reflektiert. Aber auch, weil die persönlichste Gestimmtheit sich in dem ausdrückt, was gesucht und genossen, was konsumiert, womit sich konfrontiert wird.

Beides sind Gründe, warum die Kultur ja als Lebensmittel einer Gesellschaft gelten kann, was in Sonntagsreden gerne betont wird, in größeren Krisen aber ebenso gerne aus dem Blick gerät. Dabei böte sich die Kultur als Stimmungsmesser gerade in schwieriger Zeit an. Was also zeigt sich derzeit, da doch alles bereit war, nach Ende der Corona-Beschränkungen zu wachsen, da jetzt doch die ersten großen Ernten zu feiern wären. In Cannes trifft sich die Filmwelt zu ihrem größten Festival, in Berlin präsentiert das Theatertreffen die besten zehn Stücke des Jahres, die großen Konzerte finden wieder statt, die Open-Air-Saison startet …

Die Filmumsätze wandern immer mehr vom Kino ins Streaming

Das Einzige, was wirklich Konjunktur hat, sind kulturelle Solidaritätsadressen an die Ukraine. Hinter dem Plakat darbt das Kino weiter, weil das Publikum längst nicht im Vor-Corona-Umfang zurückgekehrt ist. So ist es auch von den großen Theatern bis zu den kleinen Kabarettbühnen. Anhaltende Infektionssorge trifft auf Zurückhaltung in den Ausgaben. Im Kino bedeutet das wie immer schärfer auch in der Literatur: dass die Branche mehr denn je auf die wenigen großen Hits angewiesen ist – was fürs Blockbuster-Kino „Spider-Man“ ist, ist nun fürs Arthouse-Kino Eberhofer. Und wanderten im Jahr 2019 noch zwei Drittel der Filmeinnahmen in die Kinos und nur ein Drittel zu den Streaming-Diensten, hat sich inzwischen das Verhältnis genau umgedreht.

Aber auch da ist die Goldgräberstimmung weg. Der Börseneinbruch von Netflix offenbart, was sich in den USA bereits zur Krise auswächst: Der Wettbewerb unter immer mehr Diensten in Verbindung mit einem sparsameren Publikum – das bringt bestenfalls ein Gesundschrumpfen des Marktes, womöglich auch ein Platzen der Blase. Und wenn den Menschen in der Atemlosigkeit von einem Serien-Hype zum nächsten (jetzt: neuer „Star Wars“-Spaß!) die Luft ausbleibt? Das Wort „streamingmüde“ macht jedenfalls schon die Runde.

Und das Konzert der Rolling Stones in München nicht ausverkauft?

Die Chance für das Live-Event? Nun ja, entspannt ist der Blick der Veranstalter auf die Konzert- und Festival-Saison auch nicht gerade – wenn Infektionen kurzfristig alle Pläne sprengen und das Publikum sparsam wird … Ist es ein Fanal, dass die Rolling Stones in München zwei Wochen vor dem Konzert noch nicht ausverkauft sind?

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Aufblühen sieht jedenfalls anders aus. Und im Gegensatz zu den Sorgen des Publikums, die in der Breite selten auf wirklich Existenzbedrohendem fußen, hätte das in Fortsetzung für die Kultur in der Breite tatsächlich existenzielle Folgen. Vielleicht ist es also Zeit, die Meta-Ebene zu nutzen und vom Einzelnen über die Kultur in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein Signal zu senden: für Zuversicht, für die Präsenz.

Soll heißen: Gehen Sie ins Kino! Werden Sie streamingmüde – aber gehen Sie ins Kabarett, Theater, Konzert! Man sollte nicht ohne echte Not auf Kultur verzichten. Sie ist kein Wohlstandsgut, sondern ein Lebensmittel, persönlich und gesellschaftlich. Wer das für eine Sonntagsrede hält, der möge sich, bitte, nur mal erinnern an all die unvergesslichen Momente, die sie schon beschert hat. Und wenn die Kinos oder die Theater mal weg sind, kommen sie nicht wieder.

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