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#Trauerbeflaggung für einen Mörder

„Trauerbeflaggung für einen Mörder“

Korsika trauert. Überall auf der Insel haben sich die Einheimischen in den Kirchen und auf den Plätzen zu Andachten oder Schweigeminuten versammelt. Vor der Präfektur in Ajaccio hängt ein weißes Tuch mit der Aufschrift „Gloria à tè Yvan“ – Ehre sei Dir Yvan. Die Ehrerweisungen gelten Yvan Colonna, der 1998 aus dem Hinterhalt den höchsten Repräsentanten des französischen Staates auf Korsika, Präfekt Claude Erignac, erschossen hat. Drei Mal ist er wegen dieser Tat vor Gericht schuldig gesprochen worden, aber dennoch nimmt Korsika am Freitag von ihm wie von einem Helden Abschied. Die Gendarmen, die den Eingang zur Präfektur bewachen, haben das Tuch mit dem Lob für Colonna nicht entfernt, schreibt der Korrespondent der Zeitung „Corse-Matin“.

Präsident Emmanuel Macron hat zwar protestiert, dass der korsische Regionalratspräsident Trauerbeflaggung anordnete und auch die Trikolore auf halbmast setzte. Das sei „ein Fehler“, sagte Macron in einer Fernsehsendung, „das ist unpassend“. „Es ist ein Schlag gegen die Hinterbliebenen Präfekt Erignacs und eine Beleidigung für Frankreich“, entrüstete sich die rechtsbürgerliche Präsidentschaftskandidatin Valérie Pécresse. Sie sei „extrem schockiert“, sagte die sozialistische Kandidatin Anne Hidalgo. „Der einzige Märtyrer ist Claude Erignac“, betonte Marine Le Pen. „Ein Abgrund des Unverständnisses zwischen Korsika und dem Kontinent“, titelte „Corse-Matin“.

Sie nennen Frankreich einen „Mörder-Staat“

Zu Colonnas Begräbnis am Freitag in seinem Heimatort Cargèse sind alle gekommen, die auf der Insel Rang und Namen haben. Gilles Simeoni, der Regionalratspräsident, hat sich auserbeten, den Sarg mit anderen Männern in die Kirche zu tragen. Simeoni war früher der Rechtsanwalt Colonnas, sein kürzlich verstorbener Vater Edmond gilt als Gründervater des modernen Widerstands gegen den französischen Zentralstaat auf Korsika.

Der Sohn erscheint ­vielen Unabhängigkeitskämpfern aber inzwischen als zu weich und nachgiebig. Sie haben gedroht, zum bewaffneten Widerstand zurückzukehren. Tatsächlich hat Simeoni geduldig auf dem Verhandlungswege versucht, mehr Autonomierechte zu erhalten. Doch erst die Ausschreitungen der korsischen Jugend nach dem Angriff eines Islamisten auf Colonna im Gefängnis Anfang März haben Macrons Regierung zu Zugeständnissen gebracht. In zwei Wochen sollen Autonomieverhandlungen beginnen.

Die Inselgesellschaft hat sich in den vergangenen fünf Jahren immer mehr vom Festland abgewandt. Der Schlachtruf der Jugend, die den französischen Staat der Verantwortung für den Tod Colonnas bezichtigt, lautet „Mörder-Staat“. Ganz so radikal drückt sich Simeoni nicht aus, aber auch er spricht von einer „erdrückenden Schuld“. Er verweist auf die vielen vergeblichen Anträge, Colonna in eine Haftanstalt auf Korsika zu verlegen. Im Februar 2018, als Macron in Ajaccio an den ermordeten Präfekten erinnerte, flehte ihn Colonnas Frau vor laufenden Kameras an. „Ich will nur, dass unser Sohn seinen Vater in einem korsischen Gefängnis besuchen kann.“

Auf der Insel sind viele verbittert, dass Justizminister Éric Dupond-Moretti für das Versagen im Strafvollzug nicht zur Verantwortung gezogen wurde. Colonna war beim Morgensport von einem radikalisierten Mithäftling angegriffen und schwer verletzt worden. Aus dem Koma wachte er nicht mehr auf und starb an seinen Verletzungen im Krankenhaus in Marseille. Der Justizminister hat den Zwischenfall bedauert und eine Untersuchung angeordnet. Auf Korsika finden viele, er hätte zurücktreten müssen. Die Wut ist besonders unter den jungen Leuten groß. Nächtelang protestierten sie, bis Paris nachgab. Die zwei anderen Mitglieder des Mordkommandos werden im April in die Haftanstalt in Borgo auf Korsika verlegt.

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