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#Übergriffe hinter verschlossener Tür

Übergriffe hinter verschlossener Tür

„An fast jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.“ Das sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der kriminalstatistischen Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zur Partnerschaftsgewalt. Alle 45 Minuten werde – statistisch gesehen – eine Frau Opfer vollendeter und versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Gewalt in der Partnerschaft.

Heike Schmoll

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

Die Zahl von Mord und Totschlag, Sexualdelikten, Körperverletzungen oder Stalking in früheren Paarbeziehungen ist im Jahr 2019 auf hohem Niveau geblieben. Die neuen Zahlen der „Kriminalstatistischen Auswertung Partnerschaftsgewalt“ des Bundeskriminalamts zeigen insgesamt sogar einen leichten Anstieg. 2019 wurden 141.792 Opfer von Partnerschaftsgewalt in den definierten Kategorien polizeilich erfasst, knapp ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zu 81 Prozent waren Frauen betroffen und zu 19 Prozent Männer. Die Hälfte der Opfer lebte zum Tatzeitpunkt mit dem Täter oder der Täterin in einem Haushalt (50,5 Prozent).

Partnerschaftsgewalt findet im Verborgenen statt

Von vorsätzlicher einfacher Körperverletzung waren mehr als 69.000 Frauen und 17.800 Männer betroffen. Von Bedrohung, Stalking, Nötigung 28.906 Frauen und 3571 Männer, von Freiheitsberaubung 1514 Frauen und 183 Männer. Bei der gefährlichen Körperverletzung waren es 12.000 Frauen und 5169 Männer, betroffen von Mord und Totschlag waren 301 Frauen und 93 Männer. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer zu über 98 Prozent weiblich, bei Stalking und Bedrohung in der Partnerschaft sind es 89 Prozent. Der Anteil männlicher Opfer ist bei vorsätzlicher einfacher Körperverletzung mit 20,5 Prozent sowie bei Mord und Totschlag mit 23,6 Prozent vergleichsweise am höchsten.

Die detaillierte BKA-Auswertung wurde zum fünften Mal erstellt und gibt Einblick, in welchem Umfang und mit welchen Ausprägungen Gewalt in Paarbeziehungen bei der Polizei bekannt wird, welche Delikte es sind und in welcher Beziehung Täter und Opfer stehen. BKA-Präsident Holger Münch sagte: „Gewalt in Partnerschaften äußert sich als Stalking, Bedrohung, sexueller Übergriff, Körperverletzung, Vergewaltigung bis hin zu Mord und Totschlag.“ Partnerschaftsgewalt findet meist hinter verschlossenen Haustüren im Verborgenen statt; häufig wird keine Anzeige erstattet. Münch rechnet mit einem erheblichen Dunkelfeld.

Ausbau der Frauenhäuser und Beratungsstellen

Bei den Tätern sind 70 Prozent Deutsche, 30 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Nach Deutschen wurden als Tatverdächtige am häufigsten türkische Staatsangehörige erfasst (6706 Personen, also 5,7 Prozent aller Tatverdächtigen), dann folgten polnische (3146 / 2,7 Prozent), syrische (3090 / 2,6 Prozent) und rumänische (2042 / 1,7 Prozent) Staatsangehörige. Bei den Opfern verhalten sich die Zahlenverhältnisse ähnlich.

Neben der täglichen Arbeit der Strafverfolgungsbehörden kommt vor allem den vielen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen eine große Bedeutung zu, die den Opfern mit ihren Hilfsangeboten zur Seite stehen. Jeder Einzelne sei aufgefordert, die Augen vor der Partnerschaftsgewalt nicht zu verschließen und sie zu ahnden.

Giffey verwies auf das bundesweite Hilfetelefon der Initiative „Stärker als Gewalt“, auf den vom Bundesfamilienministerium 2018 ins Leben gerufenen Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen und auf das Investitionsprogramm zum Ausbau der Frauenhäuser und Beratungsstellen. Mit dem Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 0800 0116 016 wird betroffenen Frauen seit 2013 bundesweit und rund um die Uhr kostenlos eine anonyme und niedrigschwellige Erstberatung in 18 Sprachen geboten.

Gewalt an Frauen müsse aus der Tabuzone geholt werden. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft arbeitet Giffey mit den Familienministern der europäischen Länder an der Einrichtung einer in der gesamten EU gültigen Nummer eines Hilfetelefons. In der Corona-Krise habe sich die Anzahl der Anrufe vervielfacht, berichtete die Leiterin des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“, Petra Söchting. Sie verwies zudem auf die pandemiebedingten Arbeitseinschränkungen auch in Frauenhäusern.

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