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#Ukrainische Flüchtlinge: Warten und Hoffen

Ukrainische Flüchtlinge: Warten und Hoffen

Mit einem alten Ursus-Traktor haben sie die Gulaschkanone an die Grenze gebracht. Auf dem schlammigen Parkplatz neben der Schnellstraße nahe Hrebrene, wo die Autos und Busse zum ersten Mal in Polen halten können. Fünf ältere Herren mit gepflegten, grauen Schnauzbärten und gelben Warnwesten der Feuerwehr holen mit ihren langen Kellen die warme Kartoffelsuppe nach oben, geben sie den Frierenden und reichen noch einen Witz dazu, um etwas Heiterkeit zu bringen. Die meisten, die hier stehen, sind keine Flüchtlinge. Sind hunderte Kilometer weit nach Osten gefahren, um ihre Eltern, Töchter und Freunde abzuholen, die aus der Ukraine fliehen.

Jene, die am Donnerstagmorgen in der Ukraine jäh in den Krieg gerissen wurden, kommen von der anderen Seite nur langsam voran. Eine gefühlte Ewigkeit dauert es für die Wartenden, bis endlich das nächste Auto zwischen den Kontrollposten erscheint. Was auf der anderen Seite, in der Ukraine passiert, erfährt man von denen, die es geschafft haben. Viele sind seit mehreren Tagen unterwegs, haben gleich nachdem die ersten Bomben auf die Ukraine niedergingen, ihre Sachen gepackt, sind quer durch das Land gereist und mussten dann über Stunden vor der verstopften Grenze stehen. Bis zu zwanzig Kilometer weit sollen sich die Autos an einigen Stellen stauen. In Medyka, einem der nächsten Grenzübergänge vom ukrainischen Lemberg (Lwiw) aus, warten die Menschen bis zu 20 Stunden, die ganze Nacht durch, in der Kälte.



Warum es so langsam vorangeht, kann keiner so recht erklären. Am Anfang waren es die verzweifelten Familien, die sich nicht trennen wollten. Seit der ukrainische Präsident Wolodymir Selenksyj am Donnerstagabend die Generalmobilmachung verkündete, dürfen Männer im wehrfähigen Alter das Land nicht mehr verlassen. Familien, die zusammen nach den ersten Bomben aufgebrochen waren, mussten sich trennen. Die Väter irgendwie zurück, die Frauen, Kinder und Alten weiter. Es gehen auch Gerüchte um, die Computersysteme der Grenzbehörden seien durch Cyberattacken lahmgelegt worden.

In Hrebrene, wo die Herren mit den Schnauzbärten ihre Gulaschkanone bedienen, dürfen am Samstagabend keine Fußgänger die Grenze passieren. Es handelt sich um eine Schnellstraße, und der Übertritt ohne Auto ist nicht vorgesehen. Doch viele sind mit dem Taxi gekommen oder von ihren Männern gebracht worden. Jetzt dürfen sie jetzt nicht weiter, bis sie von einem Auto abgeholt oder anderen mitgenommen werden. Lastwagenfahrer laden ganze Familien ab, die sie in Fahrerkabinen die wenigen hundert Meter durch das Niemandsland gebracht haben. Weiter südlich, in Korczowa, haben die Grenzer diesen Formalismus schon aufgegeben. Doch überall erzählen die Menschen, dass viel zu wenige Beamte mit dem Andrang klarkommen müssten. Ein Großteil der Grenztruppen ist offenbar in andere Teile des Landes abkommandiert. Doch auch das ist keine Erklärung, dass es kaum vorwärts geht.

Polen wird derweil von einer Welle der Hilfsbereitschaft erfasst. Trotz aller Hemmnisse sollen es inzwischen 100.000 Flüchtlinge aus dem Krieg in den Westen geschafft haben. Aus dem ganzen Land bringen die Menschen Kofferraumladungen mit dem Nötigsten an die Grenze, Windeln, Decken und warmen Tee, dazu zuckrige Krapfen und Obst. Autos haben selbstgemalte Schilder in den Fenstern, dass sie Ukrainer kostenlos transportieren. In Korczowa steht eine junge Russin, die in Krakau lebt und mit ihrer ukrainischen Freundin das Auto mit Lebensmitteln vollgeladen hat, um irgendwie zu helfen und etwas tun zu können gegen das, was die Armee ihrer Heimat der Ukraine antut.

Die die Straßen in den kleinen Ortschaften sind mit Tausenden Autos zugeparkt. Die Polizei versucht, Ordnung zu halten und Nachsicht walten zu lassen. Immer wieder kommen Blaulichtkolonnen mit Bussen vorbei, die Geflüchtete aufnehmen wollen. Weiter hinten im Land sind Erstaufnahmelager eingerichtet, doch die meisten suchen Zimmer in den wenigen Hotels oder ziehen gleich weiter nach Westen zu Verwandten oder Freunden.

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