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#Ungebremster Gasverbrauch und unbezahlbare Eigenheime

„Ungebremster Gasverbrauch und unbezahlbare Eigenheime“

Liebe Leserin, lieber Leser, es ist Hochsommer, aber es ist nicht nur heiß. Hinzu kommt ein Dürreproblem, das in seinem Ausmaß mehr Beachtung verdient hätte. Deshalb möchte ich Ihnen an diesem Sommerwochenende zunächst das Stück von Andreas Frey empfehlen: Er hat Sonia Seneviratne besucht. Sie sah das Drama kommen, schon vor zwanzig Jahren. Denn die Umweltphysikerin von der ETH Zürich blickte früh dorthin, wo sonst niemand hinsah, weil dort scheinbar nichts zu sehen war: in den Boden.

Florian Bieberbach wiederum leitet in München die größten Stadtwerke Deutschlands. In einem Interview mit Marcus Theurer gibt er einen praxisnahen Überblick über das, was kommt, wenn das Gas knapp werden sollte. Seine Prognose: Zunächst werden die Preise für Gas noch einmal stark steigen. „Und dann wird die Frage sein, ob bei uns in Süddeutschland die Gasengpässe so groß sind, dass die Bundesnetzagentur kurzfristig die Abschaltung bestimmter Erdgaskunden anordnet. In München wären davon rund ein Dutzend große Industrieunternehmen und Brauereien betroffen.“ Damit nicht genug: „Die Netzagentur kann aber auch allgemeine Anweisungen erlassen, die Privathaushalte und Unternehmen betreffen, dass zum Beispiel keine privaten Swimmingpools mehr mit Gas beheizt werden dürfen. Wenn solche Einzelmaßnahmen nicht reichen, sind auch proportionale Kürzungen denkbar. Wir als Stadtwerke bekommen dann die Anordnung, den Gasverbrauch in München insgesamt um beispielsweise 10 Prozent zu senken. Das würde alle Kunden, die keinen besonderen gesetzlichen Schutz genießen, sehr hart treffen, also vor allem die Unternehmen.“ Interessant auch, was Bieberbach zum aktuellen Verhalten sagt: „Vielen Leuten ist das Problem bewusst. Aber wir sehen bisher keine Verhaltensänderungen, die Leute sparen kein Erdgas. In München wird derzeit genauso viel Gas verbraucht wie in normalen Jahren mit vergleichbaren Temperaturen.“

Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine hat eine neue Wirklichkeit geschaffen. Auch in Deutschland und der Europäischen Union kann vieles nicht so bleiben, wie es ist. Dazu hat uns Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen vielbeachteten Gastbeitrag geschrieben. Die Weltwirtschaft stehe vor einer seit Jahrzehnten ungekannten Herausforderung. Unterbrochene Lieferketten, knappe Rohstoffe, die kriegsbedingte Unsicherheit an den Energiemärkten – all das treibe weltweit die Preise. Kein Land der Welt könne sich allein gegen eine solche Entwicklung stemmen. „Und richtig ist auch: Je mehr Energie wir alle – Industrie, Haushalte, Städte und Gemeinden – in den kommenden Monaten einsparen können, desto besser.“ Scholz schreibt aber nicht nur über Wirtschaft und Energie, sondern auch über die künftige Rolle der Europäischen Union, und was sich in ihr ändern muss.

Doch nicht nur die Energiepreise steigen, auch Baukredite werden teurer. Für Anleger ist das eine toxische Mischung. Was lohnt sich aktuell noch? Interessant: Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit warfen in den vergangenen Wochen teilweise schon wieder 1,8 Prozent ab. Das ist nicht viel weniger als die Renditen, die am Immobilienmarkt derzeit zu erzielen sind, wie Dyrk Scherff festgestellt hat. Zudem: Wer in den vergangenen Jahren in eine Wohnung oder in ein Haus investiert hat oder so etwas plant, der steht womöglich vor bösen Überraschungen. Denn einerseits könnten Anschlussfinanzierungen für Kredite deutlich teurer werden und womöglich das Budget des Verbrauchers übersteigen; umgekehrt zeigt sich, dass sich immer mehr vor allem junge Menschen von ihrem Traum von den eigenen vier Wänden verabschieden müssen, weil er derzeit einfach nicht mehr bezahlbar ist, was Daniel Schleidt recherchiert hat.

Ein schönes Wochenende, viele Grüße aus der Redaktion. Wenn Sie Fragen speziell zu Ihrem F+ Abo haben, schreiben Sie mir gerne: [email protected].

Ihr Carsten Knop
Herausgeber
Frankfurter Allgemeine Zeitung

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