Wissenschaft

#Urzeit-Menschenaffe erhält ein Gesicht

Wir Menschen stammen bekanntermaßen vom selben Vorfahren ab wie Menschenaffen. Doch bis heute gibt es große Wissenslücken bei der frühen Evolution unserer gemeinsamen Familie der Hominiden. Als Schlüssel zu deren Verständnis gilt die ausgestorbene Menschenaffenart „Pierolapithecus catalaunicus“, die vor gut zwölf Millionen Jahren lebte und nahe an der gemeinsamen Wurzel der Hominiden stand. Forschende haben nun anhand eines Schädelfossils das Gesicht dieser evolutionär bedeutenden Art rekonstruiert. Das ermöglicht neue Einblicke in die Gesichtsentwicklung bei Menschenaffen und uns Menschen.

Zur Zeit der erdgeschichtlichen Epoche des mittleren Miozäns – vor rund 15 bis 7 Millionen Jahren – lebten in Europa eine Vielzahl an Hominoiden. Zu dieser Gruppe der Menschenartigen gehören Menschenaffen (Hominiden) und Menschen, darunter auch die ausgestorbene Menschenaffenart „Pierolapithecus catalaunicus“. Die evolutionären Beziehungen zwischen solch ausgestorbenen Hominoiden sowie lebenden Menschenaffen und Menschen sind oft nicht bekannt. Dies liegt unter anderem daran, dass bislang nur wenige fossile Schädel dieser Arten entdeckt wurden und diese meist schlecht erhalten oder unvollständig sind oder sich während der Fossilwerdung veränderten.

Schädel und Gesicht eines Urzeit-Menschenaffen rekonstruiert

Ein Team um Kelsey Pugh von der City University of New York hat nun eines dieser seltenen Schädelfossile mittels Computertomographie untersucht. Das rund zwölf Millionen Jahre alte Fossil ist der einzige bislang entdeckte Schädel eines Exemplars von Pierolapithecus catalaunicus. Das Fossil stammt aus dem Nordosten Spaniens und ist weitgehend erhalten, jedoch in mehrere Teile zerbrochen und dadurch leicht verzerrt. Mithilfe der CT-Scans setzten Pugh und ihre Kollegen die Fragmente des Schädels erstmals digital wieder zusammen und rekonstruierten so das dreidimensionale Gesicht des Hominiden. Dieses verglichen die Forschenden mit 80 lebenden und ausgestorbenen Arten von menschenähnlichen Primaten.

Das Ergebnis: Die Gesichtsform und -größe von P. catalaunicus ähnelte am stärksten den lebenden und ausgestorbenen Menschenaffenarten in dem Bereich des Menschenaffen-Stammbaums, in dem auch die Gorillas und Orang-Utans zu finden sind. Das Gesicht des ausgestorbenen Hominiden besaß ähnlich wie diese Menschenaffen bereits eine relativ große und breite Gesichtsmitte mit hoch sitzenden Augen und flacher, breiter Nase. Es gab jedoch auch deutliche Unterschiede, etwa in der Kieferform.

An der Wurzel der Hominiden, aber nicht ihr Vorfahre

Das legt den Forschenden zufolge nahe, dass sich der urzeitliche Menschenaffe P. catalaunicus bereits sehr früh aus dem gemeinsamen Vorfahren der Menschenaffen entwickelte, jedoch nicht selbst dieser letzte gemeinsame Vorfahre war. Stattdessen war Pierolapithecus wahrscheinlich ein früher Seitenast im Stammbaum, der sich unabhängig von den anderen Ur-Hominiden aus dem gemeinsamen Vorfahren entwickelte. Dennoch liefert die Gesichtsrekonstruktion dieses Urzeit-Menschenaffen wertvolle Hinweise darauf, wie dieser gemeinsame Urahn einst aussah.

„Die kombinierten Ergebnisse unserer 2D und 3D-Analysen deuten darauf hin, dass der letzte gemeinsame Vorfahre aller Hominiden sich in seiner generellen Schädelform von allen heute lebenden Gattungen der Menschenaffen und von Pierolapithecus unterschied“, berichten Pugh und ihre Kollegen. Auch die Form der Augenhöhlen war beim Urahn aller Hominiden anders. Gleichzeitig bestätigen die Rekonstruktionen, dass dieser gemeinsame Vorfahre den heutigen Großen Menschenaffen und Menschen mit seinem eher großflächigen Gesicht wahrscheinlich ähnlicher war als den Kleinen Menschenaffen wie den Gibbons, wie das Team erklärt.

Die Ergebnisse liefern den Autoren zufolge neue Einblicke in die Gesichtsentwicklung bei Menschenaffen. Ihre Schlussfolgerungen stellen jedoch nur eine vorläufige Hypothese dar, die neu bewertet werden kann, wenn neue Fossilien entdeckt werden.

Quelle: Kelsey Pugh (City University of New York) et al., Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), doi: 10.1073/pnas.2218778120

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