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#Virologe Überla warnt vor irrationalen Ängsten

Virologe Überla warnt vor irrationalen Ängsten

Der Erlangener Virologe Klaus Überla, Mitglied der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts, warnt die Deutschen davor, die Nebenwirkungen des Covid-Impfstoffs falsch einzuschätzen. „Wir neigen dazu, bei Ereignissen, die kurz nacheinander auftreten, einen kausalen Zusammenhang zu vermuten“, sagte Überla der F.A.S.

Justus Bender

Justus Bender

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wenn es Menschen nach einer Mahlzeit schlecht geht, unterstellten sie, dass es an der Speise lag. Jede Woche hätten von 100.000 Menschen in Deutschland sieben einen Schlaganfall. Tritt das unter Geimpften auf, könnten manche meinen, der Impfstoff sei schuld.

„Die ganzen Geschichten von Impfskeptikern beruhen auf solchen Einzelfällen von Nebenwirkungen. Die werden dann in mühevoller, jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit widerlegt. Da hört aber schon keiner mehr zu und in den Köpfen bleibt: Impfungen sind gefährlich.“ In Wirklichkeit seien sie das nicht, und der Covid-Impfstoff wirke auch gegen die neue Variante aus Großbritannien.

Laut Gernot Marx von der Deutschen Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin sind die seltenen, aber möglichen Nebenwirkungen ungefährlich. Er spricht von Ausschlag, Hautrötungen, Schüttelfrost, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen und der Schwellung von Lymphknoten. „Sie sind ein gutes Zeichen, dass das Immunsystem reagiert.“ Ungeklärt ist noch, ob ein Geimpfter das Virus übertragen kann.

Werden Bürger vorschnell Nebenwirkungen melden?

Zur Verhinderung von Gerüchten fordert Überla eine gute Dokumentation. Von jedem Geimpften werden anonyme Daten erfasst, Alter, Geschlecht, Landkreis, Impfserum, und an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Für Nebenwirkungen hat die Bundesregierung die Internetseite nebenwirkung.bund.de eingerichtet und eine Handy-App entwickelt, in der Geimpfte berichten.

Überla ist nicht sicher, ob die Daten der Handy-App aussagekräftig sind. Wenn Bürger per Knopfdruck vorschnell etwas melden, wäre das nicht vergleichbar mit dem Durchschnitt der Bevölkerung, der objektiv erfasst wird.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Impfzentrum an der Arena Berlin


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Impfzentrum an der Arena Berlin
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Bild: dpa

Marx hofft auf eine hohe Impfbereitschaft, damit das Ziel einer Herdenimmunität erreicht werde. Dafür müssen sich fünfzig bis sechzig Millionen der Deutschen impfen lassen. Überla hält sogar ein frühes Ende der Kontaktbeschränkungen für möglich.

„Wenn wir einen großen Teil der Hochrisikopatienten geimpft haben, muss die Politik entscheiden, ob einschneidende Maßnahmen zu Kontaktreduktion dann noch zu rechtfertigen sind. Wir hätten dann nämlich einen Großteil der schweren Covid-Verläufe und Todesfälle verhindert. Das Risiko einer Überlastung der medizinischen Versorgung wäre deutlich gesunken“, sagte er. „Es wäre schon eine tolle Leistung, wenn wir im April vielleicht durch das Impfen von zwanzig Prozent der Bevölkerung siebzig bis achtzig Prozent der Todesfälle verhindern.“

Bund und Länder sind zufrieden mit ihren Vorbereitungen auf die größte Impfkampagne in der Geschichte. Das ergab eine Umfrage der F.A.S. unter allen Landesregierungen und dem Bundesgesundheitsministerium. Am Sonntag beginnen die Impfungen, meist mit mobilen Teams in Heimen und Krankenhäusern. Die Impfzentren bleiben vielerorts geschlossen, weil zu wenig Impfstoff vorhanden ist.

Die Länder reservieren für jeden Geimpften eine zweite Dosis, die nach drei Wochen verabreicht wird. „Gegenwärtig gehen wir von einem reibungslosen Beginn aus“, heißt es aus Mecklenburg-Vorpommern. „Da ruckelt es am Anfang sicher noch an der ein oder anderen Stelle. Prozesse müssen sich erst einspielen“, heißt es aus Baden-Württemberg.

Martin Terhardt, Mitglied der Ständigen Impfkommission, sagt: „Das ist eine große Herausforderung, sicher wird es hier und da mal ruckeln. Wir machen das alle zum ersten Mal und sollten uns alle unserer Verantwortung bewusst sein.“

Andrew Ullmann, selbst Infektiologe und FDP-Bundestagsabgeordneter, sagt: „Ich baue auf eine vernünftige Fehlerkultur. Wo was falsch läuft, müssen wir rasch unsere Schlussfolgerungen ziehen und es besser machen.“ Manche Bundesländer haben noch Software-Probleme in den Impfzentren.

Die Länder bekommen den Impfstoff je nach Bevölkerungszahl geliefert. Bremen erhält wöchentlich eine Box mit 4875 Dosen, Nordrhein-Westfalen 29 Boxen mit 141.375 Dosen. Das steht in einem als vertraulich markierten Papier, das die Firma Biontech in dieser Woche den Gesundheitsministern vorgestellt hat.

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