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#Vom Würstchen zum Branntwein

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Vom Würstchen zum Branntwein

Es geht um die Wurst, genauer: um Frankfurter Würstchen. Die wurden zwar nach der Mainmetropole benannt, in früheren Jahren aber vor allem in der südlichen Nachbarstadt Neu-Isenburg hergestellt. Der unverkennbare Geschmack der hessischen Delikatesse beruht auf Schweinefleisch, das über Buchenholz leicht geräuchert wurde. Gleich drei Neu-Isenburger Metzger, Georg Adam Müller, Wilhelm Luft und Hans Wirth machten sich im 19. und 20. Jahrhundert daran, Frankfurter Würstchen industriell herzustellen.

Georg Adam Müller eröffnete seinen Betrieb 1860 in Neu-Isenburg. Er war der Bruder von Christoph Müller II., der schon 1847 in Sprendlingen, heute Stadtteil von Dreieich, begonnen hatte, Frankfurter Würstchen zu produzieren, und dessen Sohn Heinrich Müller den Betrieb später unter seinem Namen weiterführte. Georg Adam Müller ging zunächst in die Vereinigten Staaten, kehrte nach einer schweren Erkrankung aber zurück und war in Frankfurt im Vertrieb von Frankfurter Würstchen tätig. Weil dort strikte Vorschriften galten, die es den örtlichen Metzgern unmöglich machten, ihre Betriebe auszudehnen, gründete er sein eigenes Unternehmen in Neu-Isenburg.

Ältestes Rezept stammt von 1749

Wilhelm Luft stammte aus der Verwandtschaft von Müllers Frau und hatte bei Müller gelernt. 1877 machte Luft sich mit einer auf Frankfurter Würstchen spezialisierten Metzgerei in Neu-Isenburg selbständig. Von 1903 an komplettierte Hans Wirth das Trio der Neu-Isenburger Hersteller, die vom Verkauf der Würstchen-Spezialität gut leben konnten.

Bratwürste wurden in Frankfurt schon im 16. Jahrhundert verzehrt. Ob sie als Vorläufer der Frankfurter Würstchen anzusehen sind, ist unklar: Aus jener Zeit sind nämlich keine Rezepte überliefert. Das älteste erhaltene Rezept für Brühwürstchen stammt von 1749. Im Neu-Isenburger Stadtmuseum „Haus zum Löwen“ erinnern Dosen mit den Etiketten der drei Wurst­fa­briken Müller, Luft und Wirth an die Zeit, als die Frankfurter Würstchen vor allem aus Neu-Isenburg stammten. Doch gerade über die Anfänge der Wilhelm Luft Wurst-& Fleisch-Konserven-Fabrik war bisher nicht viel bekannt.

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In einer Broschüre, herausgegeben vom Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur Neu-Isenburg, schließt die Neu-Isenburger Historikerin Heidi Fogel diese Lücke. Fogel verfasste vor einigen Jahren schon das ebenfalls vom Verein herausgegebene „Neu-Isenburger Geschichtsbuch“ und gilt als Kennerin der Regionalgeschichte des Rhein-Main-Gebiets.

Bei ihren Recherchen konnte sie auf Unterlagen zur Geschichte der Wurstfabrik Luft zurückgreifen, die der Stadt durch einen glücklichen Umstand im Februar 2020 angeboten wurden: Thorsten Pohl aus Böblingen stieß damals beim Ausräumen des dortigen Hauses der Familie Leukroth auf Zeitungsausschnitte, die den Zeitraum der Zwanziger- bis Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts umfassten, auf die Umbaupläne der Wurstfabrik Luft, Bankunterlagen aus den Zwanzigerjahren, zahlreiche Fotos aus der Fleisch- und Wurstproduktion von 1916 und weitere Dokumente, die er der Stadt Neu-Isenburg überlassen wollte.

Zwischen den Familien Luft und Leukroth bestanden enge Beziehungen: Die ältere Tochter des Firmengründers Wilhelm Luft und seiner Frau Sophie Katharina heiratete den Kaufmann Engelhard Leukroth aus Marburg, der 1914 die kaufmännische Leitung der Neu-Isenburger Wurstfabrik Luft übernahm. 28 alte Schwarz-Weiß-Bilder aus dem Nachlass Wilhelm Leukroths werden in der Broschüre zum ersten Mal veröffentlicht.

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