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#Von den Grenzen der Freiheit

Von den Grenzen der Freiheit

Der Mediziner Christian Drosten hat am Sonntagmorgen die Schillerrede 2020 gehalten. „Wir bestimmen selbst, ob sich die Lage verschlimmert oder verbessert“, sagte der Virologe in seiner Ansprache. Gerade Wissenschaftler müssten verlässlich kommunizieren. Die Pandemie sei kein unabwendbares Schicksal.

Mit der Rede wird Jahr für Jahr an den Geburtstag Friedrich Schillers erinnert. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er kurzzeitig als Regimentsmedicus der württembergischen Armee, die Medizin prägte sein philosophisches Denken. Die Nähe zur Wissenschaft verbindet Drosten und ihn wohl am ehesten.

In seiner Rede erklärte der Virologe, sein Interesse sei auf den Gewinn valider wissenschaftlicher Erkenntnisse gerichtet. Anhand von Experimenten, Beobachtungen und Studien wolle er zu Schlussfolgerungen kommen, die durch jeden nachprüfbar sind. Seine Arbeit verfolge keine politischen Absichten. „Aus rein professioneller Sicht ist mein Verhältnis zum Literaten Friedrich Schiller daher zunächst einmal distanziert.“

Er habe allerdings Schillers Sturm und Drang näher erkundet und bewundere ihn für sein Leitmotiv der Freiheit – und die Forderung nach Verantwortung, die mit ebendieser einher gehe. Auch als Forscher und Wissenschaftler wolle er natürlich frei und unabhängig arbeiten. Aber Freiheit habe ihre Grenzen: „Für ihn war klar, dass persönliche Freiheit nicht losgelöst von der Gesellschaft gelingen kann. Schiller war bereit, auch seinen Mitmenschen Freiheit zuzugestehen. Damit die Freiheit aller geschaffen und erhalten werden kann, ist es wiederum notwendig, dass die Menschen füreinander einstehen und Verantwortung füreinander übernehmen. Umso besser das klappt, umso weniger bedarf es auch Eingriffen ‚von oben‘.“

In der Corona-Pandemie sei es seine – also Drostens – Aufgabe, „die Methoden meines Fachgebietes zu erklären, die Grenzen wissenschaftlicher Studien aufzuzeigen, einzuordnen, was Fakt und was Fiktion ist“, sagte Drosten. Forscher müssten „ein realistisches Bild zeichnen und nicht das gewünschte“. Daher fühle er sich auch verpflichtet, „korrigierend einzugreifen und ausgemachten Unsinn auch einmal beim Namen zu nennen“. Doch wenn man als Wissenschaftler so agiere, sei man sofort „mittendrin im breiten öffentlichen Meinungskampf“. „Und das ist für jemanden, dem es um Fakten und gesicherte Erkenntnis geht, eine, sagen wir mal, interessante und lehrreiche Erfahrung.“

Drosten bat um Verständnis, dass sich die wissenschaftliche Sicht auf neuartige Viren auch ändern könne, es gelte die Logik des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Der Weg sei mit einer Expedition ins Unbekannte zu vergleichen, die Irrungen und Rückschläge mit einschließe.

Der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, der 2003 den Erreger von SARS entdeckte und zur Covid-19-Pandemie forscht, hat für seine transparente Verbreitung von Forschungsergebnissen und seinen Podcast beim „NDR“, der mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde, in den vergangenen Monaten viel Anerkennung erfahren, musste sich aber auch immer wieder gegen Skeptiker durchsetzen. Einen Sonderpreis des Communicator-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes erhielt er vor kurzem für „herausragende Kommunikation der Wissenschaft in der Covid-19-Pandemie“.

Vor Drosten haben die traditionelle Festrede unter anderem Cem Özdemir, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Jan Philipp Reemtsma, Norbert Lammert, Monika Grütters, Jan Assmann, Brigitte Kronauer, Berthold Leibinger und Richard von Weizsäcker gehalten.

Die Rede ist auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Literaturarchivs unter youtube.com/user/LiMo606 abrufbar.

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