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#Vor den Regionalwahlen: Macrons Tour de France

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Vor den Regionalwahlen: Macrons Tour de France

Poix de Picardie nennt sich auf der eigenen Website „eine Stadt, in der es sich gut lebt“, und vermutlich stimmt das sogar. In den Vorgärten blühen die Rosen, die Rasenflächen sind sauber gemäht, und hinter dem roten Backsteingebäude der Grundschule haben die Kinder einen Gemüsegarten angelegt. In dieses kleinstädtische Idyll 28 Kilometer südlich von Amiens ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag gefahren. Es ist die persönlichste Etappe seiner „Tour de France“.

Macron möchte, jetzt, wo die Pandemie abflaut, sein Land erkunden. „Monsieur le Président“ schallt es ihm aus 30 Kindermündern entgegen. Kevin, ein Schüler, hat zur Feier des Tages das blaue Trikot der Nationalelf anziehen dürfen. „Hast du das Spiel geguckt?“, fragt Macron und meint das Auftaktspiel, das „Les Bleus“ gegen die deutsche Nationalelf gewonnen haben. „Klar, bis zum Ende“, sagt der Junge und grinst nur, als der Präsident ihm sagt, dass er ganz schön lange aufbleiben durfte.

Eine Ohrfeige für Macron

Kurz zuvor steht der Drittklässler noch zusammen mit seinen Klassenkameraden brav aufgereiht eine Dreiviertelstunde im Schulhof, um auf den hohen Besuch zu warten. Nur manchmal muss die Lehrerin „Psst“ zischen. Der Präsident ist mal wieder zu spät. Schuldirektorin Nathalie Zimmer schwärmt zwar von der „großen Ehre“, die ihrer Schule mit 246 Kindern zuteilwerde, aber dann schaut die blonde Frau doch immer ungeduldiger auf ihre Armbanduhr. Und vielleicht kommt Macrons Werben um die Gunst der Franzosen auch zu spät. Denn es ist fraglich, ob er noch als Bollwerk gegen Marine Le Pens Rassemblement National taugt. Selbst im beschaulichen Poix de Picardie sind die Rechtspopulisten auf dem Vormarsch. Am Sonntag könnten sie im ersten Regionalwahlgang als stärkste Partei abschneiden.

Zu spät: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ließ die Kinder einer Grundschule in Poix de Picardie warten.


Zu spät: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ließ die Kinder einer Grundschule in Poix de Picardie warten.
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Bild: EPA

Von der Ohrfeige eines jungen Arbeitslosen, bei dessen Komplizen eine Waffe und „Mein Kampf“ in der Wohnung lagen, hat Macron sich nicht beirren lassen. Kaum ist er aus seiner Limousine gestiegen, eilt er zu den Stahlbarrieren vor einer Tankstelle, hinter denen etwa hundert Schaulustige warten. „Warum mischen Sie sich in den Regionalwahlkampf ein?“, brüllt ihn ein Mann an. Macron sagt, er sei „bei der Arbeit“, und dann spricht er über den hohen Wert des Lesens. Die Tankstellenbesitzerin hat nichts dagegen, dass niemand an ihre Zapfsäulen kommt. „Ist ja nicht jeden Tag, dass wir den Präsidenten sehen“, sagt sie. Sie findet, dass der Präsident letztendlich das Land gut durch die Pandemie geführt hat. „Das hätte Marine Le Pen nicht besser gemacht“, sagt sie. Bei den Regionalwahlen will sie nicht wählen, „ich habe keine Meinung“, sagt sie. Ob es Macron gelingt, diese schweigende Mehrheit zu mobilisieren?

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron winkt Kindern einer Grundschule in Poix de Picardie zu.


Frankreichs Präsident Emmanuel Macron winkt Kindern einer Grundschule in Poix de Picardie zu.
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Bild: Reuters

Den Auftakt seiner „Tour“ bildete der malerische Touristenort Saint-Cirq-Lapopie am Fluss Lot im Südwesten, der regelmäßig unter den „schönsten Dörfern“ Frankreichs landet. „Jetzt wünsche ich mich nirgendwo anders mehr hin“, soll der Dichter André Breton beim Anblick der befestigten Kirche und der Gassen, die sich an schroffe Felsen schmiegen, gesagt haben. Macron hat der Ausspruch so fasziniert, dass er ihn in sein Wahlkampfbuch „Revolution“ aufnahm. Aber schon bei der zweiten Etappe in der Drôme, im Süden, wo der Präsident von Neuem dem glücklichen Frankreich nachspürte, schlug ihm Wut entgegen. Schärfere Sicherheitsmaßnahmen, beteuert man im Elysée-Palast, sind nicht vorgesehen. Aber dennoch wirken die Polizisten und Leibwächter ganz schön nervös, als Macron sich länger als geplant mit den Schaulustigen austauscht.

In der 4500-Einwohner-Stadt Poix de Picardie wandelt Macron auf den Spuren seiner vergötterten Großmutter „Manette“, die an der Schule Geographie unterrichtete und die Schule 23 Jahre als Direktorin leitete. Sie war in seiner Kindheit seiner wichtigste Bezugsperson, mit ihr lernte er lesen und die Literatur entdecken, sie forderte und förderte ihn. Ihr verdankt der Präsident ein unerschütterliches Vertrauen in die Macht der Bildung – und darum geht es auch an diesem Tag.

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