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#Wahlsieg von Biden: Amerikas Demokratie funktioniert

Wahlsieg von Biden: Amerikas Demokratie funktioniert

Es kommt nicht oft vor, dass die Amerikaner ihrem Präsidenten eine zweite Amtszeit verweigern. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das nur dreimal geschehen, zuletzt traf es George H. W. Bush. Für einen Egomanen wie Donald Trump muss es eine besondere Kränkung sein, dass nun auch ihm dieses Schicksal droht. Das dürfte, jenseits des bei ihm ohnehin sehr ausgeprägten Willens zur Macht, ein wichtiger Grund sein, warum der Amtsinhaber schon die ganze Woche versucht hat, seine Niederlage auf juristischem Wege abzuwenden. Es sah zunächst nicht so aus, als ob er damit weit kommen würde.

Ein paar Dinge waren erwartbar bei dieser ungewöhnlichen Wahl, darunter an erster Stelle Trumps Versuch, die Stimmauszählung zu behindern. Er hatte dieses zweifelhafte Vorgehen lange angekündigt. Da kamen wieder seine Ignoranz und die tiefe Verachtung für demokratische Verfahren zum Vorschein, die seine gesamte Amtszeit geprägt haben. Wenig überraschend war auch, dass die Auszählung so lange dauerte. Dass die millionenfache Briefwahl, geschuldet der Pandemie, die Sache in die Länge ziehen würde, war allgemein bekannt. Trump allerdings sah es als Chance, den Prozess zu stören.

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Bemerkenswert ist, wie das politisch und kulturell so gespaltene Land mit dieser Verzögerung umging. Trumps Versuche, sich zum Sieger auszurufen, verhallten weitgehend ungehört, selbst sein Vizepräsident wollte da nicht mitmachen. Amerika zählte einfach weiter, auch Trumps oft so scharfzüngiger Haussender Fox News folgte dem Präsidenten nicht. Das Ganze wirkte wie ein Moment, in dem das Volk den Bewohner des Weißen Hauses, über den es vier Jahre lang entweder gejubelt oder gestöhnt hatte, daran erinnerte, dass er nur einen Zeitvertrag hat: Halt die Luft an, jetzt sind wir dran. Man sollte das als Zeichen werten, dass die amerikanische Demokratie unter Trump weniger gelitten hat, als gemeinhin angenommen wird. Anders als manchem Populisten in Europa ist es ihm auch nie gelungen, den Kongress, die Justiz oder die Medien unter Kontrolle zu bekommen.

Dass das Wahlergebnis so knapp ausfiel, hält Lehren bereit, nicht nur für Amerika. Man sollte nicht von Trumps Charakter auf den seiner Unterstützer schließen. Nur eine Minderheit der rund siebzig Millionen Wähler, die ihm seine Stimme gaben, werden Gefallen an den Ausfällen, Respektlosigkeiten und Regelbrüchen finden, die Trump zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Aber er ist ein Politiker, der eine Vielzahl von Sorgen anspricht, die auch moderatere Zeitgenossen plagen: Angst vor Einwanderung, vor wirtschaftlichem Abstieg und gesellschaftlichem Wandel.

Nach dem Siegeszug des Liberalismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert, der von Amerika aus die ganze Welt eroberte, steht Trump für den Versuch einer Restauration, so wie es in der Geschichte immer mal wieder vorkommt. Das Tragische ist, dass den Wählern von klassischen konservativen Politikern zu vielen dieser Fragen kein überzeugendes Angebot mehr gemacht wird, von den Linken ganz zu schweigen. Das ist in Europa nicht viel anders, deshalb konnte sich auch hier der Rechtspopulismus in vielen Ländern als feste Kraft etablieren.

Auf der anderen Seite zeigt das Ergebnis, dass die Wähler nicht ganz so leicht manipuliert werden können, wie das die Diskussion in den sozialen Medien nahelegt. Trumps Großsprecherei und sein Versuch, Corona kleinzureden, haben Bidens Sieg nicht verhindern können. Eine Mehrheit von 52 Prozent der Wähler hat angegeben, dass es ihr wichtiger sei, die Pandemie einzuhegen, als die Wirtschaft zu retten. In einem Land, in dem es nur eine minimale soziale Absicherung gibt, muss man das als Verzweiflung über die Gesundheitspolitik der Regierung lesen. Die Demokraten hatten die Wahl zu einer Abstimmung über die Werte des Landes erklärt. Wahrscheinlich war es mehr eine über den Umgang mit dem Virus. Ohne Corona und mit einer brummenden Wirtschaft hätte Trump wahrscheinlich haushoch gewonnen.

Hierzulande haben viele Politiker nach der Wahl gesagt, dass man nun in Europa aber wirklich mehr Verantwortung für die eigenen Angelegenheiten übernehmen müsse, ganz egal, wer am 20. Januar vereidigt werde. Ach ja, möchte man da erwidern, und das ist euch erst jetzt aufgefallen? Das multilaterale Schlaraffenland, das sich viele in Deutschland wünschen, hat Trump nicht beseitigt, weil es nie Realität war. Bündnisse sind wichtig, aber erst einmal muss jedes Land selbst dafür sorgen, dass seine Interessen gewahrt werden. Mit Biden würde man besser reden können als mit Trump, keine Frage. Aber handeln müssen wir selbst.

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